Informationsblatt der Magdeburger Straßenbahnfreunde e.V.
Postfach 3611 – 39011 Magdeburg Nr. 02 / 2009 Redaktionsschluß: 11.02.2009


Bw. 262(III) Breiter Weg / Foto aus der Sammlung von H. Jungbär

• Die letzte Fahrt einer Puppenstube
• Übernahme gebr. B6A2mod aus Berlin
• Tatrawageneinsatz aktuell
• Magdeburger Solaris-Flotte erweitert
Grüße zum Jahreswechsel

  



 





Tätigkeitsbericht zur Jahreshauptversammlung - Link zum download: "Bericht_Vorstand_Jahresmitgliederversammlung_2009" ( Datei benannt als: Ber_Vorst_J-mitgl-verslg_09.pdf )

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Die letzte Fahrt einer Puppenstube

Dreiwagenzüge vom Betriebshof Buckau waren in der Vor- und Nachkriegszeit oftmals in einer recht illustren Zugzusammenstellung anzutreffen, da es in Magdeburg seiner Zeit wohl kaum einen Beiwagentyp gab, der nicht auch in Buckau beheimatet war. Neben den bekannten „Glas“-[Oberlicht]- und Tonnendachbeiwagen sah man hier Anhänger aus Dresden und Stuttgart, sowie nach dem zweiten Weltkrieg auch ehemalige Leipziger sowie die bekannten KSW- und Aufbauwagen. An den Einsatz der sog. „Puppenstuben“ kann sich allerdings wohl heute kaum noch ein Straßenbahnfreund erinnern, da es insgesamt nur fünf von diesen kleinen Beiwagen gab, die mit einer Ausnahme [Bw. 260II] bereits bis ca. 1948 ihren Dienst quittieren mußten.

Im Jahre 1922 baute die Magdeburger Straßenbahn in eigener Werkstatt insgesamt sieben ihrer 13 sog. offenen „Schnellläufer“ [Reihe 1 bis 13] zu geschlossenen Triebwagen mit neuen Fahrmotoren um. Dabei ist mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass man seiner Zeit wohl alle 13 „Schnellläufer“ in dieser Form modernisieren wollte, jedoch setzte die allgemeine Kostenexplosion im Zuge der fortschreitenden Inflation derartigen Planungen schon sehr bald ein Ende. So erhielten zwei weitere Triebwagen dieser Serie lediglich noch neue Fahrmotoren bei Beibehaltung der offenen Plattformen. Bei den übrigen vier Wagen unterblieb ein Umbau gänzlich; [s.a. ausgewiesene Restbuchwerte zu den einzelnen Fahrzeug- und Umbauserien lt. Goldmark-Eröffnungsbilanz vom 01.01.1924] .

Wie aus diversen Quellen hervor geht, bestand nach der allgemeinen Stabilisierung der deutschen Wirtschaftslage Mitte der 20er Jahre offensichtlich nach wie vor die feste Absicht, alle 13 „Schnellläufer“ sowie die 10 im Jahre 1900 nachgelieferten Tw. 121 bis 130 langfristig zu erhalten, wogegen man die große Serie offener Triebwagen aus dem Jahre 1899 [Nr. 14 bis 100] im Zuge von Neubeschaffungen mittelfristig aussondern wollte. Interessanterweise wurden später [1927 und 1928] genau 13+10=23 offene Zweiachser in Dessau zu neuzeitlichen Triebwagen umgebaut; [Tw. 1II bis 23II]. Allerdings kamen die diesbezüglichen Spenderfahrzeuge – soweit nummernmäßig bekannt – überwiegend aus der großen Serie von Nr. 14 bis 100, die man ursprünglich eigentlich nicht weiter im Bestand erhalten wollte. Hier dürfte wohl die Deutsche Theaterausstellung von 1927 den entscheidenden Ausschlag gegeben haben, da man jedes noch halbwegs verwendungsfähige Fahrzeug für den umfangreichen Sonderverkehr dringend benötigte. Um jedoch die langfristigen Verträge mit der Waggonfabrik Dessau nicht annullieren zu müssen, schickte man offensichtlich stattdessen [zunächst] Fahrzeuge zum vereinbarten Umbau, die wegen div. Schäden oder Fristablauf ohnehin abstanden. Auch der wohl recht kurzfristig entschiedene Umbau von fünf der insgesamt sieben geschlossenen Umbauzweiachser von 1922 [Tw. 3, 6, 7, 10 und 11] zu geschlossenen Beiwagen [Nr. 346 bis 350 / ab 1928 = Nr. 260 bis 264] dürfte wohl diesen besonderen Begleitumständen geschuldet gewesen sein. Bei den übrigen vier o. g. Umbautriebwagen [zwei geschlossene und zwei offene Wagen] ist anzunehmen, dass sie 1927 zunächst weiter im Einsatz blieben, um schließlich 1928/29 zum Umbau nach Dessau zu gehen. Hier können möglicherweise die kürzlich dem Magdeburger Stadtarchiv übergebenen Aufzeichnungen aus dem persönlichen Nachlass des ehemaligen Straßenbahndirektors Carl Heßler nähere Informationen liefern.

Zu den insgesamt fünf im Jahre 1927 durch Umbau in eigener Werkstatt entstandenen sog. „Puppenstuben“ [zuletzt Bw. 260 bis 264] bleibt abschließend festzuhalten, dass zunächst ein Wagen [Nr. 264III] 1945 als Kriegsverlust verloren ging. Drei weitere Wagen schieden bereits 1948 aus; [Nr. 261III bis 263III = Umbau zu Arbeitsloren Nr. 561 bis 563; Nr. 561 ab 1952 Turmlore / Fahrgestell der Turmlore ex Tw. 6 im Jahre 1999 zum Wiederaufbau des offenen Tw. 38 verwendet]. Lediglich Bw. 260II kam im Festumzug 1952 noch einmal zu großen Ehren, um schließlich 1960 endgültig ausgemustert zu werden. Seine allerletzte und recht spektakuläre Fahrt ist den Magdeburgern in bleibender Erinnerung geblieben. Sie führte ca. 1960 mittels der Westerhüsener Gierfähre über die Elbe, wo der Wagen am östlichen Fähranleger noch für einen relativ kurzen Zeitraum als Wartehalle Verwendung finden sollte. In der bekannten DVD-Reihe „Magdeburg zur Schmalfilmzeit“ kann die letzte Fahrt einer „Puppenstube“ dank den Aufnahmen eines Amateurfilmers noch heute nacherlebt werden. Unser Foto aus der Sammlung von H. Jungbär zeigt einen Wagen dieser Serie im Jahre 1941 auf dem Breiten Weg .



• Übernahme gebrauchter B6A2mod aus Berlin

Lt. Informationen der Magdeburger „Volksstimme“ vom 22. Januar hat das Land Sachsen-Anhalt insgesamt 11,4 Millionen Euro für die Anschaffung neuer Straßenbahnfahrzeuge sowie 15,72 Millionen Euro für den Ausbau des Straßenbahnbetriebshofes Nord an Fördermitteln zur Verfügung gestellt. Für die 3,7 km lange Straßenbahnneubaustrecke von der Leipziger Straße zum Bördepark sollen nochmals rund 20 Millionen an Landesfördermitteln folgen.

Erstmals wurde in diesem Zusammenhang auch eine Computersimulation veröffentlicht, die einen Magdeburger Niederflurtriebwagen NGT8D im Zugverband mit einem hochflurigen ex Berliner Tatra B6A2-MOD zeigt. Für weitere 11 in den Jahren 2010/2011 zu liefernde Niederflurwagen aus Salzgitter sowie für insgesamt 11 zu adaptierende Tatra-Beiwagen werden nach MVB-Angaben insgesamt 28,6 Millionen Euro veranschlagt, wobei 11,4 Millionen aus den bereits o. g. Landesfördermitteln kommen sollen. Bei den recht euphorisch in der Presse als „hoch modernisiert“ bezeichneten ex Berliner Neuzugängen handelt es sich um insgesamt 12 Beiwagen, die 1990 bei CKD in Prag gefertigt wurden und 1995 im Mittenwalder Gerätebau unter den Rahmenbedingungen der Nachwendezeit eine Modernisierung erhielten; [u. a. neue Inneneinrichtungen und Außenschwenktüren]. Neben 59 „echten“ Berlinern [Nr. 5501 bis 5559] wurden in diesem Zusammenhang noch fünf weitere, ursprünglich für Rostock bestimmte B6A2 übernommen und in Mittenwalde fertig gestellt, die sich bereits seit 1990 halbfertig auf dem Werksgelände von CKD in Prag befanden; [in Berlin als 5560 bis 5564 in Betrieb genommen]. Mit der Zuführung neuer Niederflurfahrzeuge sowie durch Optimierungen im Fahrzeugeinsatz wurden alle Berliner B6A2mod bereits im Jahre 2002 vorläufig abgestellt. Lediglich zur Fußball-WM 2006 kam es nochmals zu einem zwischenzeitlichen Beiwageneinsatz hinter den ansonsten nur noch solo oder in Traktion verkehrenden Triebwagen T6A2mod, deren Einsatz schließlich im Dezember 2007 endgültig endete.

Lt. „Straßenbahn-Magazin“ Ausgabe 2/2009 wurden im September 2008 nachstehende 12 Beiwagen an die Magdeburger Verkehrsbetriebe verkauft, wovon ein Wagen vsl. als Ersatzteilspender dienen wird: 5516, 5540, 5542, 5544, 5546, 5549, 5553, 5554, 5557, 5560, 5561, 5562

Über einen Termin zur Überführung der v. g. Berliner Beiwagen nach Magdeburg sowie zu den vorgesehenen künftigen Betriebsnummern liegen uns gegenwärtig noch keine näheren Informationen vor.


• Tatrawageneinsatz aktuell

Im Zusammenhang mit der erforderlichen Nachrüstung aller Straßenbahnzüge mit Fahrscheinautomaten zum 01.12.2008 [siehe Info 12/2008] sowie auf Grund von technologischen Veränderungen im Fahrzeugeinsatz zu Gunsten eines erhöhten Niederfluranteils zum Fahrplanwechsel am 07.01.2009 [siehe auch Magdeburger „Volksstimme“] hat sich die Zahl der noch im Einsatz befindlichen T4D/B4D-Großzüge weiter verringert. Anfang Januar 2009 konnten im Fahrgasteinsatz noch folgende Garnituren beobachtet werden:

1168+1169+2113 *), 1184+1185+[2129], 1200+1201+2130, 1232+1248+2127, 1234+[1235]+2128, 1236+1237+2126, 1238+1239+2121, 1242+1243+2131, 1244+1245+2103, 1254+1255+2133, 1272+1273+2141

*) einziger T4D/B4D-Großzug mit Chopper-Steuerung / alle übrigen mit Beschleuniger.
[…] Einige Züge zeitweise verkürzt als T4D+T4D bzw. T4D+B4D-
Die noch vorhandenen 11 Stück T6A2 [1275 bis 1285] sowie alle 6 Stück B6A2 [2143 bis 2148] sind nach wie vor im Einsatz und werktags – wie auch die T4D/B4D-Garnituren - vorwiegend als Großzüge auf der SL 9 zu beobachten. Fahrscheinautomaten befinden sich jeweils im führenden Triebwagen.


• Magdeburger Solaris-Flotte erweitert

Mit den beiden „Urbino 18“ (Nr. 3604 und 3605) sowie einem „Urbino 12“ (Nr. 3716) sind seit Mitte Januar drei weitere Gelenk- bzw. Standardlinienbusse vom polnischen Hersteller Solaris bei den Magdeburger Verkehrsbetrieben im Einsatz. Bereits im Zeitraum 2006/2007 konnten insgesamt 18 Fahrzeuge dieser Typenreihe in der 18 m langen und in der kürzeren 12-Meter-Ausführung neu in Betrieb genommen werden; (Nr. 3601 bis 3603 und Nr. 3701 bis 3715). Damit wird die Erneuerung der Magdeburger Omnibusflotte kontinuierlich fortgesetzt. Für drei weitere in diesem Jahr zu liefernde Neuzugänge läuft lt. „Volksstimme“ gegenwärtig eine Ausschreibung.


In eigener Sache: Tätigkeitsbericht des Vorstandes 2008/2009

Aus organisatorischen und drucktechnischen Gründen erscheint unser aktueller Tätigkeitsbericht zur Jahresmitgliederversammlung 2009 in diesem Jahr als gesonderter DIN-A4-Druck, den wir allen Mitgliedern zum Abschluss der Veranstaltung persönlich übergeben werden. Eine Internetversion werden wir anschließend unter dem aktuellen Infoblatt vom Monat Februar auf unserer bekannten Seite entsprechend einstellen.



Grüße zum Jahreswechsel

Auch im Dezember 2008 übermittelten uns wieder zahlreiche Vereinen, Betriebe, Einrichtungen sowie uns nahestehende Freunde die besten Wünsche zum Weihnachtsfest und zum neuen Jahr:


Glückwünsche zum Geburtstag

Am 29. Februar begeht unser Vereinsfreund Willi Beyer seinen Geburtstag.
Wir gratulieren ihm auf diesem Wege recht herzlich und wünschen alles Gute, vor allem Gesundheit.


Terminvorschau 2009

*)        wegen Ostern bereits am ersten Freitag des Monats
Fett    Ausstellung mit vsl. Teilnahme der Magdeburger Straßenbahnfreunde


Arbeitstage im Hafen

Unsere Arbeitstage im Hafen finden regelmäßig Montags ab 16.30 Uhr und Sonnabends ab 14.00 Uhr statt. [Vorgesehene Arbeiten: Komplettierung und Werterhaltung an den vorhandenen Modell-Anlagenteilen – hier vordergründig Anlagenteile „Planckstraße“ und „Steubenallee“].


Ansprechpartner:


Das Infoblatt gibt der Vorstand der Magdeburger Straßenbahnfreunde e. V. heraus. Das nächste Infoblatt erscheint zur Jahresmitgliederversammlung am 03.04.2009.