Onlineversion des Informationsblatt der Magdeburger Straßenbahnfreunde e.V.
Postfach 3611 — 39011 Magdeburg • Nr. 02 / 2015 • Redaktionsschluss: 07.02.2015 • www.msf-ev.de |
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• 70 Jahre Kriegsende in Magdeburg • Heeresfeldbahnlok "Pechot Bourdon" Nr.215 ... • Grüße zum Jahreswechsel • Die Kipplore • Baufortschritt Schönebeck • Aktuelles aus dem Verkehrsbetrieb 70 Jahre Kriegsende in Magdeburg Nach dem wir am 16. Januar diesen Jahres dem 70. Jahrestag der Zerstörung Magdeburgs gedachten, jährt sich nun im Monat April zum 70. Male der Tag, an dem mit dem Einmarsch amerikanischer Truppen das Ende des zweiten Weltkrieges in unserer Stadt eingeleitet wurde. Mit einem historischen Foto aus der unmittelbaren Nachkriegszeit sowie mit einem persönlichen Erlebnisbericht wollen wir in unserer aktuellen Ausgabe an die Ereignisse in jenen schicksalsvollen Jahre erinnern und zugleich ein bisher wenig behandeltes Kapitel der Magdeburger Verkehrsgeschichte einmal etwas näher in den Fokus rücken. Heeresfeldbahnlok „Pechot Bourdon“ Nr. 215 bei der Magdeburger Trümmerbahn Bilder und Erlebnisberichte von der Magdeburger Trümmerbahn sind selten, obwohl dieses nicht alltägliche Verkehrsmittel in der unmittelbaren Nachkriegszeit über einen Zeitraum von fast 15 Jahren das Bild in unserer schwer zerstörten Magdeburger Innenstadt maßgeblich prägte. Noch bis etwa 1959/1960 waren die lokbespannten Kipplorenzüge tagtäglich mit ihrem Trümmerschutt auf der 600 mm breiten Feldbahnspur unterwegs, zuletzt allerdings nur noch auf ihrer sog. „Hauptstrecke“ zwischen dem „Mount Klamott“ auf dem B.-Bierut-Platz (Universitätsplatz) und der zentralen Brecheranlage am Schroteplatz (Erzbergerstraße/Virchowstraße) gegenüber vom ehemaligen Krankenhaus Altstadt. „Mount Klamott“ nannten die Magdeburger den riesigen Trümmerberg gegenüber vom Theater, wo man jahrelang den Abbruch aus den kriegszerstörten Ruinen gesammelt, aufgetürmt und zunächst erst einmal zwischen gelagert hatte, um ihn dann Schritt für Schritt zur Aufbereitung der zentralen Brecheranlage zuzuführen. Auf diese Weise wurde dann Ziegelsplitt gewonnen, den man u. a. als Zuschlagsstoff für die Herstellung von Betonelementen verwendete. Noch so mancher wird sich vielleicht erinnern, wenn die Straßenbahn auf dem B.-Bierut-Platz oft Minuten lang warten musste, um die langen Kipplorenzüge passieren zu lassen oder wenn auf dem Brecherturm an der Erzbergerstraße der rote Sowjetstern leuchtete. Hier am Schroteplatz entstand offensichtlich auch das Foto von der französischen Heeresfeldbahnlok „Pechot Bourdon“ Nr. 215 (Baujahr 1916), die längere Zeit zum Betriebsbestand der Magdeburger Trümmerbahn gehörte und als mustergültig restauriertes Ausstellungsexponat noch heute im Verkehrsmuseum Dresden bewundert werden kann. Nach vorliegenden Quellen wurden vor und nach dem 1. Weltkrieg etwa 350 Stück solcher Fairlie-Doppel-Lokomotiven für die Frontversorgung der französischen Armee gebaut, wovon einige offensichtlich durch die Kriegswirren auch in deutsche Hände fielen. Neben Nr. 215 blieb nur noch eine weitere Lokomotive dieser Bauart erhalten, die heute zum Bestand eines serbischen Schmalspurmuseums gehört; (Foto: Bundesarchiv / Biscan 1950). Grüße zum Jahreswechsel Auch im Dezember 2014 übermittelten uns wieder zahlreiche Vereine, Unternehmen und Einrichtungen sowie uns nahe stehende Freunde die besten Wünsche zum Weihnachtsfest und zum neuen Jahr, wofür wir auf diesem Weg nochmals herzlichen Dank sagen möchten. Die Kipplore Etwa 1948 war des Netz der Magdeburger Trümmerbahn noch weit verzweigt, wobei je nach Fortschritt der Enttrümmerungsarbeiten immer wieder Gleise neu verlegt und auch wieder demontiert oder seitlich verschwenkt werden mussten. Da die Gleisjoche in den meisten Fällen nur lose und ohne ein entsprechendes Planum auf den enttrümmerten Straßen und Flächen verlegt wurden, ging es dabei zuweilen recht holprig zu, wobei durchaus auch ´mal eine Kipplore entgleiste oder sich plötzlich selbständig machte, wenn der Rangierer den Kupplungshaken nicht richtig eingehängt hatte. An einem Sonntagvormittag war mein Vater mit einem Straßenbahnzug der Linie 4 vom Kölner Platz in Richtung Alter Markt unterwegs und zu dieser Zeit in dem Danziger Beiwagen der einzige Fahrgast. Diese sehr geräumigen Zweiachser (bei uns vor längerer Zeit auch als Kleinserienmodell erhältlich) besaßen neben den gepolsterten Querbänken jeweils vor den Stehwänden beiderseits eine dreisitzige gepolsterte Längsbank. Es muss wohl kurz hinter der Ulrichskirche, etwa in Höhe vom heutigen Springbrunnen gewesen sein, als mein Vater, offensichtlich wegen der stark blendenden Sonne, urplötzlich seine Sitzbank verließ, um sich am anderen Wagenende auf der gegenüberliegenden Seite einen anderen Platz zu suchen. Nur Bruchteile von Sekunden später gab es einen ohrenbetäubenden Knall, wobei der Danziger Beiwagen wie von einem Erdbeben gerüttelt und geschüttet wurde. Was unmittelbar danach folgte, war eine gewaltige Staubwolke, gepaart mit einem regelrechten Hagelschauer von Glas- und Holzsplittern, wobei die Sitzbank, auf der mein Vater soeben noch gesessen hatte, im hohen Bogen durch den Fahrgastraum flog. Noch immer saß mein Vater, wie vom Blitz getroffen, auf seinem neuen Sitzplatz, als der Schaffner, kreidebleich und mit schlotternden Knien plötzlich vor ihm stand und frage: „Junger Mann, ist Ihnen etwas passiert?“ Bis auf einen tief sitzenden Schock sowie bis auf Hose und Jacke, die hinterher wohl erst einmal in die Reinigung mussten, war zum Glück nichts passiert. Erst als sich die Staubwolke langsam verzog, erkannten Fahrgast und Schaffner das ganze Ausmaß dieses Unfalls, bei dem sich die Vorderfront einer voll beladenen Kipplore wie ein spitzer Keil in die Seitenwand des Danziger Beiwagens gebohrt hatte. Was für ein Glück im Unglück, dass bei diesem schweren Zusammenstoß niemand ernsthaft zu Schaden gekommen war. Man stelle sich vor, der Wagen wäre zu dieser Zeit voll besetzt gewesen. Der Beiwagen – es war nach Aussage meines Vaters wohl Nr. 251 – war bereits wenige Wochen später wieder im Einsatz, was aus heutiger Sicht vielleicht den einen oder anderen Leser verwundern mag. Bei den damaligen Altbaufahrzeugen war die Beseitigung von Unfallschäden aufgrund ihrer Konstruktion wesentlich einfacher als heute, gab es doch damals in unserer Hauptwerkstatt auch noch wesentlich mehr Handwerker aus den unterschiedlichsten Gewerken, wie z. Bsp. Tischler, Stellmacher, Blechschlosser, Glaser oder Polsterer. –Christoph- Baufortschritt Schönebeck Nachdem die „Konditorei Kaiser´s“ in den letzten Wochen soweit vorangeschritten ist, dass die Ladeneinrichtung eingebaut und Farbe an die Außenwände gekommen ist, widmen wir uns nun zum einen der gegenüberliegenden Konsumgaststätte, in der heute ein griechisches Restaurant untergebracht ist, sowie dem Volkspolizeirevier an der Nicolaistraße. Beide entstehen anhand von zum Teil historischen Bildern im Eigenbau. Bereits fertiggestellt ist das Gebäude Böttcherstraße 60, welches nur noch einen Hofanbau erhalten wird. Auch auf dem Gelände der sog „Jagdmunition“ sind zwei Industriebauten im entstehen, welche noch farblich behandelt werden müssen. Ein ausführlicher Text- und Bildbeitrag folgt dazu in unserer nächsten Ausgabe. -MG- Aktuelles aus dem Verkehrsbetrieb Interessanterweise wurde zuletzt bei einigen Führungstriebwagen der sog. „Giga-Liner“ (NGT8D mit Beiwagen B6A2-MOD) die bisherige Vollwerbung gelöscht und die übliche Standard-Farbgebung in „weiß-grün-rot“ mit lichtgrauem Fensterband wiederhergestellt. Die betraf nach 1305 („Magdeburg sind wir“ / bereits Mitte 2014) aktuell auch 1306 (Stätische Werke SWM), 1308 (Handwerkskammer) und 1311 (MVB-Eigenwerbung). Noch im Einsatz sind gegenwärtig 1304 (Soletherme Bad Salzelmen) und 1310 (Berufe bei den MVB) – jeweils mit einem Beiwagen in der v. g. Standard-Farbgebung. Offensichtlich beabsichtigt man hier, im Falle einer Vollwerbung künftig Trieb- und Beiwagen einheitlich zu lackieren bzw. zu bekleben, wie dies in 2014 bereits bei dem Gespann 1309+2209 (MVB-Werbekampagne „Auf welche Linie fährst Du ab?“) geschah. Termine 2015 10.04. Vereinsabend MSF e. V. – Leo´s Schlemmerimbiss Arbeitstage in unserem Vereinsobjekt Flechtinger Straße 22a Unsere Arbeitstage in unserem Vereinsobjekt finden regelmäßig am Sonnabend ab 14.00 Uhr statt. Änderungen bei Veranstaltungen sowie an Feiertagswochenenden sind vorbehalten Ansprechpartner: - Michael Menz Tel.: 0391/ 731 58 81 oder 0171/ 622 52 85 Das Infoblatt gibt der Vorstand der Magdeburger Straßenbahnfreunde e. V. heraus. |
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