Onlineversion des Informationsblatt der Magdeburger Straßenbahnfreunde e.V.
Postfach 3611 - 39011 Magdeburg          Nr. 04 / 2005      Redaktionsschluß: 02.04.2005

Themen
  • Vor 80 Jahren: Neue Straßenbahnwagen für Magdeburg
  • Seit Februar sieben neue Omnibusse im Einsatz
  • DB AG errichtet Instandhaltungswerkstatt
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  • Vor 80 Jahren:
    Neue Straßenbahnwagen für Magdeburg
  • Der erste Welt­krieg und die nachfolgenden Inflations­jahre führ­ten bei nahezu allen elek­trischen Straßen­bahn­be­trieben in Deutschland zu einer ersten an­halten­den wirt­schaft­lichen Krise, die mancher­orts auch die Ein­stellung kompletter Netze zur Folge hatte. Erst die Einführung der sog. Rentenmark brachte hier ab 1924 - wie in der gesamten deutschen Wirtschaft - nicht nur den lang ersehnten "Lichtstreif am Horizont", sondern zugleich die Wende in Richtung einer mehrjährigen Hochkonjunktur, die bis zum Beginn der Weltwirtschaftkrise im Jahre 1929 anhielt. Der häufig zitierte Begriff der "goldenen" 20er Jahre ist eng mit dieser Entwicklung verbunden.

    Bei den elektrischen Straßenbahnen in Deutschland standen in dieser Zeit neben der Instandsetzung und Erweiterung der bestehenden Netzinfrastruktur vor allem Maßnahmen der Modernisierung des Wagenparks im Vordergrund, da das Bild fast überall noch immer von den offenen - überwiegend zweiachsigen - Triebwagen aus der Anfangszeit des elektrischen Betriebes geprägt wurde.
    Diese Fahrzeuge waren inzwischen nicht nur technisch veraltet, sondern vielfach auch in einem schlechten Allgemeinzustand, da mangelhafte Wartung und Instandhaltung in den Krisenjahren, hervorgerufen durch Material- und Arbeitskräftemangel ihren Tribut forderten.
    Neben Fahrzeugneubeschaffungen konzentrierten sich die Aktivitäten der deutschen Waggonfabriken und Werkstätten in diesen Jahren nicht zuletzt auch auf den umfassenden Umbau noch brauchbarer Altfahrzeuge, wobei vielerorts Straßenbahnwagen entstanden, die von ihrem äußeren Erscheinungsbild her kaum von den Neubauten dieser Zeit zu unterscheiden waren.

    Auch wenn in den 20er Jahren freilich noch nicht von einem "deutschen Einheitsstraßenbahnwagen" gesprochen werden kann, so entstand dennoch ein völlig neuer Wagentyp, der überall in Deutschland eine Reihe typischer und qualitativ neuer Merkmale in sich vereinigte. Dieser neuzeitliche Straßenbahnwagen mit allseitig geschlossenen Stehperrons und Außenschiebetüren war in der Regel ca. 10,00 m lang, 2,00 bis 2,20 m breit und in zweiachsiger Bauart mit starrem Fahrgestell ausgeführt, wobei der Achsabstand ca. 3,00 m betrug.
    Dieser neuzeitliche Straßenbahnwagen der 20er Jahre bildete bei zahlreichen deutschen Verkehrsbetrieben vor und nach dem zweiten Weltkrieg das entscheidende Rückgrat im Wagenpark und wurde in dieser Form vielerorts noch bis weit in die 60er und 70er Jahre hinein eingesetzt.

    Auch in Magdeburg ging man In den Jahren zwischen 1925 und 1929 den Parallelweg von Neubeschaffung (insgesamt 90 Trieb- und 30 Beiwagen) und Modernisierung des vorhandenen Altwagenparks. Triebwagen Nr. 149 (Foto Sammlung MSF e. V. / aufgenommen mit Beiwagen Nr. 203 II im Frühjahr 1926 am Westfriedhof) gehörte dabei zur ersten Serie von Neubautriebwagen, die 1925 - vor nunmehr 80 Jahren - von der Fa. Gebr. Schöndorff in Düsseldorf als Weiterentwicklung einer Triebwagenserie für die Krefelder Straßenbahn beschafft wurden.
    Die dreigeteilte Stirnfront mit den beiden runden Scheinwerfern in den oberen Ecken an der Dachkante wurde dabei zum typischen Markenzeichen der Magdeburger Straßenbahn und in dieser Form auch von den Waggonfabriken in Dessau, Niesky und Hannover für alle weiteren Serien von Neu- und Umbautriebwagen bis zum Jahre 1929 übernommen.
    Nach der Ausrüstung mit Scherenstromabnehmern (ab 1928) erhielten alle Triebwagen ab 1937 zusätzlich einen Mittelscheinwerfer und schrittweise die später in Magdeburg allgemein üblichen quadratischen Schilderkästen zur Liniennummernanzeige in den beiden oberen Ecken. Auch die beiden heute noch vorhandenen Museumstriebwagen Nr. 124 II (Neubau Niesky 1928) und Nr. 23 II (Umbau Dessau 1929) haben diese Entwicklung durchlaufen.

    60 Millionen Fahrgäste befördert

    Nach Informationen der "Volksstimme" konnten die Magdeburger Verkehrsbetriebe im Jahre 2004 erstmals seit 1996 wieder ein Betriebsergebnis von mehr als 60 Millionen Fahrgästen verbuchen. Damit hielt der positive Trend steigender Fahrgastzahlen an, der sich bereits im Vorjahr - ungeachtet anhaltender Arbeitslosigkeit und rückläufiger Einwohnerzahlen - deutlich abgezeichnet hatte.

  • Seit Februar sieben neue Omnibusse im Einsatz - 10 Fahrzeuge ausgesondert
  • Am 18. Februar 2005 konnten die Magdeburger Verkehrsbetriebe insgesamt 7 neue Omni-busse vom Hersteller MAN, darunter drei Gelenkbusse mit den Betriebsnummern 3104, 3212 und 3213 sowie vier (kurze) Standardbusse (Nr. 3314 bis 3317) in Dienst stellen. Bereits zum Jahresanfang war ein neuer "Sprinter"-Minibus mit der Nummer 3110 hinzuge-kommen.
    Im Zuge der schrittweisen Erneuerung der inzwischen "in die Jahre" gekommenen Busflotte sollen über einen Zeitraum von etwa 5 Jahren insgesamt 54 neue Omnibusse beschafft werden.
    Weitere acht Fahrzeuge werden noch in diesem Jahr erwartet. Im Zusammenhang mit den o. g. Neubeschaffungen wurden in den zurückliegenden Wochen nachstehende Omnibusse ausgesondert: 3201, 3202 (MAN-Gelenkbusse), 3302, 3303, 3305 (MAN-Standardbusse), 3501, 3503, 3504, 3506, 3515 (Mercedes-Standardbusse). Die Fahrzeuge wurden an die Hersteller zurückgegeben, die diese - wie auf dem Kfz-Sektor allgemein üblich - in Zahlung nehmen.

  • DB AG errichtet Instandhaltungswerkstatt
  • Die Deutsche Bahn AG baut mit Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt auf dem Ge-lände des ehemaligen Rangierbahnhofes MD-Buckau eine neue Regio-Instandhaltungswerkstatt. Rund 19 Mio. Euro werden in den Bau von Anlagen für Wartung, Instandhaltung und Reinigung an Schienenfahrzeugen investiert. Nach der symbolischen Grundsteinlegung am 28. Oktober 2004 ist die Schlüsselübergabe für Dezember 2005 vorgese-hen. Künftig werden hier 12 elektrische Triebwagen der BR 425, 28 Dieseltriebwagen der BR 642, 23 E-Loks und 84 Reisezugwagen betriebsnah instand gehalten.
    Im ersten Bauabschnitt entstehen eine Außenreinigungsanlage mit Waschhalle (95 x 8 m) und ein Funktionsgebäude (109 x 9 m). Im Gebäude werden u. a. eine Abwasserreinigungs- und Aufberei-tungsanlage sowie eine Heizenergie- und Drucklufterzeugungsanlage untergebracht. Im zweiten Bauabschnitt ist der Bau einer Werkstatthalle (119 x 24 m) vorgesehen.
    Durch die Halle führen zwei Gleise mit Mittelarbeitsgruben bei einer Länge von 106 m. An jedem Gleis befindet sich eine von der Dachkonstruktion abgehängte fahrbare Dacharbeitsbühne.
    Ferner wird ein Betriebsgebäude (124 x 11 m) in zwei Etagen errichtet. Im Weiteren entstehen eine Innenreinigungsanlage mit Reinigungsbahnsteig von 140 m zwischen zwei Gleisen, eine Wasserbefüll- und Toilettenentsorgungsstation sowie Elektranten zur Energieversorgung und eine Diesel-Tankanlage. (Aus "Eisenbahntechnische Rundschau" Nr. 12/2004).

    Halle / Saale: Zweirichtungs-Triebwagen Nr. 902 vom Typ T4D nach England

    Die Hallesche Verkehrs-AG hat am 2. Februar 2005 in ihrer Betriebswerkstatt den zu einem Zweirichtungswagen umgebauten Tatratriebwagen mit der Nummer 902 an Vertreter der Tramway Museum Society des britischen Straßenbahnmuseums in Crich (in der Grafschaft Derbyshire / Mittelengland) übergeben.
    Vorausgegangen waren Verkaufsverhandlungen zwischen der Halleschen Verkehrs-AG und dem englischen Straßenbahnmuseum im Jahre 2004, die nicht zuletzt über Kontakte des Museumsvereins Hallesche Straßenbahnfreunde e. V. zu Stande gekommen waren, waren doch die britischen Museumsstraßenbahner aus Crich - namentlich Herr David Senior - bereits wiederholt Gäste unserer jährlichen AHN-Tagungen

    Der Triebwagen ZT4D Nr. 902 wurde 1969 bei CKD Prag als T4D (Einrichtungstriebwagen in 1000-mm-Ausführung) gebaut und war bis 1984 als solcher bei den VE Verkehrsbetrie-ben Halle im Linienverkehr eingesetzt. Für die Fahrgastverbindung zwischen Merseburg Zentrum und Merseburg Süd wurde Anfang der 80er Jahre bereits seit längerem nach einer Zweirichtungslösung gesucht.
    Die bis dahin eingesetzten "Heck-an-Heck"-Traktionen erwie-sen sich als unwirtschaftlich - Verhandlungen mit CKD Prag verliefen im Sande. So meinte der Hersteller, daß bei einer Wagenkastenbreite von 2,20 Meter ein Umbau nicht möglich sei.
    Daher nahmen sich die Mitarbeiter der VE Verkehrsbetriebe Halle dieses Problems selbst an. Ziel war, daß die Fahrzeuge nach dem Umbau auf beiden Seiten Türen zum Ein- und Ausstieg erhielten und die Wagen auch von beiden Seiten aus geführt werden konnten. Ein zweiter Führerstand, samt Kanzel, Fahrschalter, Bedienpult und Kabine wurde eingebaut.
    Auf die linke Fahrzeugseite kamen zwei Türen, dafür wurden einige elektrische Baugruppen versetzt und zahlreiche Leitungen neu verlegt. Zur Ansteuerung der elektrischen Weichen kam auf das Dach der beiden Wagen 901 (später Nr. 900) und 902 ursprünglich ein zweiter Stromabnehmer.
    Der Wagen 901 kam als ZT4D erstmals am 1. Mai 1983 zum Einsatz. Die beiden umgebauten Fahrzeuge waren zunächst vor allem in Merseburg einge-setzt. Seit 2004 gehört der Wagen 900 zur "historischen Flotte" und ging an das Museum der Halleschen Straßenbahnfreunde e.V. Der Wagen mit 902 ergänzt künftig die etwa 60 Straßenbahnfahrzeuge umfassende Sammlung des Straßenbahnmuseums Crich Tramway Village.

    (Der vorliegende Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung der Halleschen Straßenbahnfreunde e.V.).

    Terminvorschau 2005

    01.05. Magdeburger Brückenfest mit Präsentation des Sternbrückenmodells
    29.04. – 01.05. Magdeburger Modellbautage
    21./22.05. Hist. Eisenbahnfest Handelshafen MD / mit Ausstellung MSF e. V.
    22.05. Hist. Straßenbahnfest in Potsdam (Platz der Einheit)
    03.06. Vereinsabend der Magdeburger Straßenbahnfreunde / am 1. Freitag
    10.06. - 12.06. Modellstraßenbahn-Workshop im Deutschen Technikmuseum Berlin
    20.06. - 25.06. Ausstellung des Kultur- und Heimatvereins im Florapark
    01.07. - 03.07 Sachsen-Anhalt-Tag in Magdeburg mit Altstadtfest und Festmeile
    12.08. Vereinsabend der Magdeburger Straßenbahnfreunde
    26.08. – 28.08. Dreitägige Vereinsfahrt nach Prag
    03.09. - 04.09. Schuppentag im Eisenbahnmuseum Handelshafen
    08.09. - 11.09. "Magdeburg gesammelt" / Vereinstage im Messegelände
    30.09. Hist. Straßenbahnfest in Strausberg / eventuell als Vereinsfahrt
    07.10. Vereinsabend der Magdeburger Straßenbahnfreunde / am 1. Freitag
    14.09. – 16.10. 3. Große Modellbahnausstellung in Magdeburg
    18.11. - 20.11. Teilnahme an der Modellbaumesse in Bremen
    09.12. Vereinsabend der Magdeburger Straßenbahnfreunde
    ohne Angabe: Tagesexkursionen nach Vereinbarung (z. B. Strausberg, Nordhausen)

    Vereinsabende 2005

    Unsere Vereinsabende finden bis auf weiteres jeweils am 1. oder 2. Freitag in den Monaten Juni, August, Oktober und Dezember ab 17.30 Uhr - in der Gaststätte "Krumme Lanke" (Nähe Hasselbachplatz) statt. Nächster Vereinsabend: am 03. Juni 2005.

    Arbeitstage im Hafen

    Unsere Arbeitstage im Hafen finden regelmäßig Montags ab 16.30 Uhr und Sonnabends ab 14.00 Uhr statt.
    (Vorgesehene Arbeiten: Weiterbau der Module "Planckstraße" und "Steubenallee"; Komplettierung der "Sternbrücken"-Module und Werterhaltung an den vorhandenen Modell-Anlagenteilen.

    Ansprechpartner:

    - Michael Menz Tel.: 0391/ 73 14 094 oder 0171/ 622 52 85
    - Klaus Eimer Tel.: 0391/ 25 42 147
    - Christoph Rudhard Tel.: 0511/ 286 2065
    - Marc Beindorf Tel.: 0175/ 751 8004

    Das Infoblatt gibt der Vorstand der Magdeburger Straßenbahnfreunde e. V. heraus. Das nächste Info-Blatt erscheint am 03. Juni 2005.

    Textbeiträge: Christoph Rudhard / Marc Beindorf
    Druck und Gestaltung: Michael Menz
    Onlineversion: Andreas Kanter