Informationsblatt der Magdeburger Straßenbahnfreunde e. V.
Postfach 3611 – 39011 Magdeburg Nr. 4 / 2008 Redaktionsschluß: 8.4.2008

Fahrbücherei-Zwillingsbeiwagen Nr. 751 + 752
und Schienenreinigungs-Triebwagen Nr. 716

Die Themen

Die beiden Büchereiwagen (ursprüngliches Baujahr 1910/13) kamen mit einer größeren Stückzahl gebrauchter Beiwagen im Jahre 1956 aus Leipzig. Allerdings gehörten sie nicht zur Bauserie der später in Magdeburg unter den Betriebsnummern 367(II) bis 380(II) eingesetzten Personenfahrzeuge, sondern waren Einzelgänger, die bereits in Leipzig unter den Betriebsnummern 581(II) und 582(II) als Doppel-Beiwagen verwendet worden waren. Zwischen den beiden Weltkriegen hatten Rationalisierungsgründe bei mehreren deutschen Straßenbahnbetrieben zu der Idee geführt, zwei kleine Trieb- oder Beiwagen durch einen entsprechenden Übergang zu einem sog. „Zwilling“ umzubauen. Solche Fahrzeuge blieben jedoch in der Regel Versuchsträger und auf relativ geringe Stückzahlen beschränkt. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde dieser Gedanke dann vordergründig bei den westdeutschen Betrieben wieder aufgegriffen und überwiegend bei KSW- und Aufbauwagen auch in größeren Stückzahlen realisiert; (sog. „Schüttelrutschen").

Das Leipziger Zwillingspaar wurde in Magdeburg von Anfang an als betriebliche Fahrbücherei für die Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe verwendet und zunächst unter den Betriebsnummern 551(II) und 552(II) eingereiht; (ab 1960 = 751 und 752). Die Ausmusterung beider Wagen sowie die anschließende Verschrottung in der Hauptwerkstatt Herrenkrugstraße erfolgte 1972/73.

Umland erfordert MUM(m)

Wussten Sie übrigens, dass man in Magdeburg mit der Linie 1 bis nach Gommern fahren kann ? Vom (zentralen) Damaschkeplatz aus geht es vorbei am City-Caree über die Ernst-Reuter-Allee und den Uniplatz bis weit hinaus ins Umland und auch wieder zurück. Hier wird man unweigerlich an das bekannte „Karlsruher Modell“ erinnert, wo man inzwischen von Heilbronn oder von Freudenstadt im Schwarzwald aus via Stadtbahn direkt bis zum Kaufhaus in der Fußgängerzone der badischen Metropole gelangen kann. Das ist toll und das überzeugt bei überschaubaren Tarifen und abgestimmten Umsteigebeziehungen selbst notorische Autofahrer, auf die „Öffentlichen“ umzusteigen.

Kürzlich sah ich an einem Freitagnachmittag gegen 16:00 Uhr einen Omnibus der Linie 1 auf der Ernst-Reuter-Allee, wobei sich ganze fünf Fahrgäste zur Mitfahrt entschlossen hatten, während sich zeitgleich eine dicke „Blechlawine“ den Weg über Magdeburgs wichtigste Ost-West-Achse bahnte. Es könnten durchaus auch mehr Fahrgäste sein, wenn die Umlandbusse auch die wichtigsten MVB-Haltestellen im Innenstadtbereich bedienen würden; wenn es bis zur Stadtgrenze in Heyrothsberge einen einheitlichen Tarif für alle öffentlichen Verkehrsmittel gäbe und wenn man am MVB-Fahrscheinautomaten irgendwo im Stadtgebiet auch einen Fahrtausweis nach Gommern (oder nach Burg, oder nach Barleben oder nach Dodendorf) erwerben könnte. Ein Fahrgast, der beispielweise vom Nicolaiplatz in der Neuen Neustadt nach Gommern fahren will, benötigt zunächst einen MVB-Fahrschein, um mit der Straßenbahn-Linie 1 über den Uniplatz zum ZOB am Damaschkeplatz zu fahren. Hier ist dann ein erneuter Fahrschein für den Umlandbus der gleichnamigen Linie 1 zu lösen, der schließlich ohne Halt wieder über den Uniplatz fährt, wo man vor geraumer Zeit schon einmal vorbei gekommen ist. Ein einmal gelöster Fahrschein für alles und ein direktes Umsteigen am Uniplatz (vorhandene Omnibushaltestelle der Linie 73 Nähe Theater) wären offensichtlich zu einfach.

Magdeburgs umstrittener Theaterintendant Wellemeyer hatte kürzlich die örtlichen Stadträte als „dumpfbackige Provinzler mit Blockwartmentalität“ tituliert und dafür in der Öffentlichkeit heftige Kritik geerntet. Wenn auch die Wortwahl ohne Frage etwas unpassend (und politisch anrüchig) war, so gab es jedoch am Ende nicht wenige Magdeburger, die dem erfolgreichen Theatermann in gewisser Weise Recht gaben. Im zurück liegenden Wahlkampf um das Amt des Oberbürgermeisters hatten fast alle Kandidaten eine Stärkung der Stadt-Umland-Funktion gefordert bzw. in schöngeistigen Reden auch versprochen. Ein sog. „MUM-Ticket“ („Magdeburg-und-Umland“) gibt es bereits seit einigen Jahren – jedoch noch lange nicht als Einzelfahrschein – und auch nicht am MVB-Automaten. Wer also in Richtung Umland auf die „Öffentlichen“ umzusteigen will, der muss auch weiterhin eine gehörige Portion Mumm mitbringen. – Christoph -

Dresden erweitert Straßenbahnnetz

Nach Fertigstellung des neuen Betriebshofes in Reick soll das Netz der Dresdener Straßenbahn bis zum Herbst 2008 um weitere zwei bis drei Kilometer wachsen. Eine Neubaustrecke vom bisherigen Endpunkt Gorbitz zur Erschließung des Wohn- und Gewerbegebietes „Gompitzer Höhe“ soll bis an den Rand des alten Dorfes Pennrich führen. Von hier aus wird die verlängerte SL 2 bis zum Postplatz künftig nur noch etwa 25 Minuten benötigen. Schwierige topographische Verhältnisse durch die Hanglage des Dresdener Elbtalkessels und die erforderliche Umverlegung der Bundesstraße 173 in Richtung Kesselsdorf haben hier erhebliche Erdarbeiten und den Bau von umfangreichen Stützwänden erforderlich gemacht. Gleis- und Fahrleitungsanlagen sind z. Zt. bereits im Bau. Unter dem Titel „Stadtbahnlinie 5“ soll eine weitere Neubaustrecke in den nächsten Jahren von Alt-Plauen (Straßenbahnanbindung bis Mitte der 90er Jahre) im Zuge der Budapester Straße bis zum Postplatz und ab dem Pirnaischem Platz weiter parallel zum Terassenufer bis nach Johannstadt führen. Damit sollen die bisherigen Omnibuslinien 82 und 75 ersetzt werden. Vor wenigen Wochen wurde ferner (und ungeachtet anhaltender Proteste wegen dem Verlust der Weltkulturerbe-Status) mit dem Bau der umstrittenen Waldschlösschenbrücke begonnen, über die allerdings keine Straßenbahnen fahren sollen. Zur Erschließung der rechten Elbuferseite wird es jedoch erforderlich, die Strecke der bestehenden SL 11 hinter der Hst. Forststraße (zeitweise) zu unterbrechen. Am Beginn der Steilstrecke wurden bereits etliche Bäume gefällt. Wer die reizvolle Fahrt mit der „alten 11“ auf den Berg hinauf nach Bühlau noch einmal erleben möchte, sollte sich also auf jeden Fall beeilen. Die Strecke führt bekanntlich im Straßenraum der stark frequentierten Bundesstraße 6 und wurde seit der politischen Wende bisher auch nicht saniert. Konkrete Aussagen über die Zeit danach gibt es gegenwärtig (noch) nicht.

Terminvorschau 2008

*) mit geplanter Teilnahme der Magdeburger Straßenbahnfreunde
**) öffentliche Fahrtage ab Juni an jedem 1. Sonnabend im Monat

Arbeitstage im Hafen

Unsere Arbeitstage im Hafen finden regelmäßig Montags ab 16.30 Uhr und Sonnabends ab 14.00 Uhr statt.
(Vorgesehene Arbeiten: Komplettierung und Werterhaltung an den vorhandenen Modell-Anlagenteilen).

Ansprechpartner:

Das Infoblatt gibt der Vorstand der Magdeburger Straßenbahnfreunde e. V. heraus.
Das nächste Infoblatt erscheint zur Mitgliederversammlung am 13.06.2008.

Textbeiträge: Christoph Rudhard / Jürgen Puchert
Druck und Gestaltung: Michael Menz
Version für das Internet: Andreas Kanter