Informationsblatt der Magdeburger Straßenbahnfreunde e. V.

Postfach 3611 – 39011 Magdeburg Nr. 06 / 2007 Redaktionsschluss: 26.05.2007 - Onlineversion für Juni und Juli


 

1. Auch ex Leipziger Gotha-Wagen fuhren in Magdeburg

2. Erfolgreiche AHN-Tagung in Graz

3. Bahnhofstunnel mit Fragezeichen

 


Magdeburg Bw. 514(II) ex Leipzig

 

 

1.   Auch ex Leipziger Gotha-Wagen fuhren in Magdeburg

 

Mit der ersten Serienlieferung des Gothaer Gelenkwagens G4-61 erhielt auch Magdeburg 1961 zwei solcher Fahrzeuge (Nr. 491 und 492), die in der Elbestadt allerdings Einzelgänger blieben. Dies war Anlass, beide Wagen 1968 nach Leipzig abzugeben (dort Nr. 1219 und 1220) und dafür im Tausch je zwei zweiachsige Trieb- und Beiwagen der Gothaer Einheitsbauart aus der Messestadt zu übernehmen. Dabei handelte es sich um die  beiden Einrichtungs-Tw. 1319 und 1322 vom Typ T 59E (Baujahr 1960) sowie um die beiden Einrichtungs-Bw. 917 und 920 vom Typ B2-61 (Baujahr 1961). Während die Triebwagen von Hause aus eigentlich Zweirichtungsfahrzeuge mit wechselseitiger Sitzplatzanordnung in Abteilform und mit Liniennummernanzeige auf der Nicht-Türseite waren, die man bereits ab Werk als sog. „Einrichter“ ausgeliefert hatte, besaßen die Beiwagen als Vorläufer des späteren B2-62 echte Einrichtungswagenkästen mit Sitzbänken in Fahrtrichtung sowie ein breites seitliches Klappfenster ohne Liniennummernkasten auf der Nicht-Türseite gegenüber den Einstiegstüren.

 

Obwohl nicht älter, als die 1960/61 direkt nach Magdeburg gelieferten Gotha-Wagen, befanden sich die ex Leipziger bei ihrem Eintreffen in der hiesigen Hautwerkstatt in einem recht beklagenswerten Allgemeinzustand. So zeigte die Außenbeblechung bereits erhebliche Rost- und Lackschäden. Die ehemaligen Betriebsnummern hatte man, da nicht mehr im Bestand der Leipziger Verkehrsbetriebe geführt, mit einer dunklen Farbe überpinselt. Auffällig waren die für Leipzig typischen Albert- und Kabelkupplungen sowie Kletterpuffer und eine für Magdeburger Verhältnisse recht exotisch wirkende Türraumbeleuchtung, die sich in Form von tütenförmigen Röhren in den äußeren seitlichen Türnischen befand. Auch die Sitzpolster und die Holzverkleidungen in den Fahrgasträumen zeigten nach rund acht Jahren Einsatzzeit bereits erhebliche Gebrauchsspuren. Hier waren für den Magdeburger Fahrgast noch über einen längeren Zeitraum hinweg Liniennetzpläne, Tarifinformationen sowie Warnungen an (Leipziger) „Schwarzfahrer“ zu finden, die unzweifelhaft auf den ehemaligen Einsatzort dieser Fahrzeuge hinwiesen.

 

Um einen möglichst zeitnahen Einsatz der ex Leipziger zu ermöglichen, entschied man sich dazu, alle vier Wagen zunächst lediglich von außen mit Neulack sowie mit den für Magdeburg typischen Beschriftungen und Wagennummern zu versehen. Dabei wurden die Fahrzeuge nummernmäßig im Anschluß an die erste Gothaer Lieferung von 1960/61 mit den Betriebsnummern 407(II) und 408(II) sowie 514(II) und 515(II) eingereiht, was gleichsam die Umzeichnung von div. Fahrzeugen aus den Lieferserien von 1965 und 1966 zur Folge hatte.

 

Durch das ungewohnte Leipziger Kupplungssystem waren die Fahrzeuge zunächst in Magdeburg mit keinem anderen Wagen kuppelbar. So verkehrte Tw. 408(II) in der Regel mit den beiden Beiwagen als Dreiwagenzug auf den SL 2 und 4, während Tw. 407(II) meist „solo“ auf SL 7 eingesetzt wurde. Erst mit dem Einbau von Scharffenbergkupplungen (ab ca. 1970) war schließlich ein flexibeler Einsatz mit anderen Fahrzeugen im Zugverband möglich. Der nach wie vor unbefriedigende Allgemeinzustand war dann auch 1972 Anlass, die ex Leipziger als erste Magdeburger Wagen der Bauart Gotha zur Grundinstandsetzung und Modernisierung ins Raw Schöneweide zu überführen. Obwohl nach der Rückkehr aus dem Reichsbahnwerk (fast) mit Neubaufahrzeugen vergleichbar, bedeutete der typenreinen Tatrabetrieb bereits im Jahre 1978 auch für diese Wagen ein frühzeitiges „Aus“. Während beide Beiwagen in Ermangelung eines Käufers verschrottet wurden, gelangten die Triebwagen unter den Betriebsnummern 705(IV) und 709(II) in den Arbeitswagenpark, wo sie noch bis Anfang der 90er Jahre Verwendung fanden. Atw. 709(II) blieb durch die Bemühungen unseres Vereins erhalten und diente zunächst über einen längeren Zeitraum im späteren Museumsdepot Sudenburg als Lager- und Archivwagen. Vor einigen Jahren erfolgte in der MVB-Hauptwerkstatt schließlich ein Umbau zum historischen Beiwagen Nr. 509(II), um gemeinsam mit den Wagen 413 und 519 einen stilechten Gothaer Dreiwagenzug der 60er/70er Jahre bilden zu können.

Foto: Bw. 514(II) ex Leipzig unmittelbar vor seiner Inbetriebnahme bei der Magdeburger Straßenbahn; aufgenommen 1968 im ehemaligen Straßenbahnbetriebshof Stadtfeld. Die Leipziger Besonderheiten sind am Fahrzeug deutlich zu erkennen / Foto H. Jungbär.

 

2. Erfolgreiche AHN-Tagung in Graz  

 

Nach Zürich (1998) und Wien (2001) begab sich die Arbeitsgemeinschaft Historischer Nahverkehr (AHN) als Vereinigung der deutschsprachigen Straßenbahn- und Nahverkehrsvereine im April 2007 mit ihrer Jahrestagung bereits zum dritten Male ins benachbarte Ausland. Auf Einladung des Tram-Museums in der steiermärkischen Landeshauptstadt Graz fanden dabei 50 Vereine mit ca. 100 aktiven Teilnehmern den recht weiten Weg über die Alpen hinweg bis in den österreichischen Tagungsort, wo die Veranstalter bei der inzwischen 19. Auflage dieser regelmäßigen Vereinstreffen wiederum ein sehr interessantes und anwechslungsreiches Programm rund um den städtischen Nahverkehr boten. Dazu zählten neben einem ausgiebigen Vortrags- und Diskussionsprogrammm auch Rundfahrten auf dem örtlichen Streckennetz sowie eine Besichtigung im Straßenbahnmuseum Mariatrost. Der idyllisch gelegene Vorort unterhalb der gleichnamigen barocken Wallfahrtskirche ist heute Endpunkt der städtischen SL 1, die wegen ihrem Charakter als frühere meterspurige Überlandstraßenbahn durch die wald- und villenreichen Grazer Randgebiete übrigens viele interessante Fotomotive bietet. Im kommenden Jahr wollen sich die Vereine zum 20. Vorstandstreffen im Raum Hamburg und Kiel treffen. Nachdem sich für 2009 zunächst kein Bewerber fand, gab es dann noch eine Bereitschaftserklärung, die wiederum von einem ausländischen Verein kam. So dürfen wir uns freuen, wenn es nun in zwei Jahren erstmals auf die britischen Inseln nach Chrich geht. Eine etwas längere Anreise sind die Teilnehmer ja inzwischen gewöhnt.

 

3. Bahnhofstunnel mit Fragezeichen

 

Erst „ja“, dann „nein“ … und nun doch wieder „ja“: Nach einer regelrechten Odyssee hat sich Magdeburgs Stadtrat am 10. Mai mit 28:21 Stimmen bei 5 Enthaltungen in einem zweiten Grundsatzbeschluss nun doch dazu durchgerungen, einen Straßentunnel unter den ohnehin zu erneuernden Eisenbahnbrücken am örtlichen Hauptbahnhof zu bauen. Da die Deutsche Bahn nach etlichen Anläufen jetzt endlich (lt. Pressemitteilungen bereits ab 2009) die längst überfällige Erneuerung der weit über 100 Jahre alten Brücken in Angriff nehmen will, ist die Stadt so oder so in der Finanzierungspflicht, da sie sich nach dem Eisenbahnkreuzungsgesetz in jedem Falle an den anfallenden Baukosten beteiligen muß. Warum also nicht gleich richtig bauen und unter der Straßenunterführung mit Straßenbahn in der nächst tieferen Ebene noch zwei Tunnelröhren für den Autoverkehr vorsehen, um auf diese Weise das innerstädtische Nadelöhr in der durchgehenden Ost-West-Achse für immer zu beseitigen? „Schau´n wir mal …“ pflegt eine deutschlandweit  bekannte Persönlichkeit in solchen Fällen zu sagen, denn bis 2009 dürfte bei einer so sensiblen Verkehrsbaumaßnahme (dichte innerstädtische Bebauung; Tunnel ca. 4,00 m unter dem Grundwasserspiegel) wohl kaum ein Planfeststellungsbeschluss zu erreichen sein; von einer baureifen und geprüften Ausführungsplanung einmal ganz zu schweigen … und außerdem hat ja dabei auch noch die Deutsche Bahn ein „Wörtchen“ mitzureden.

 

 

Historisches Eisenbahnfest im Handelshafen

 

Mehr als 1000 Besucher erlebten bei recht wechselhaftem Wetter am 12. und 13. Mai den ersten diesjährigen Tag der offenen Tür der Magdeburger Eisenbahnfreunde im Handelshafen. Unser Verein war traditionsgemäß mit einer kleinen Modellstraßenbahnanlage vertreten, die in diesem Jahr aus den drei privaten Anlagenteilen von Michael Menz zusammengestellt wurde. Da auch 2007 bei dieser Veranstaltung kein Eintritt verlangt wurde, bedankten sich etliche Besucher mit einer kleinen Spende, so dass unsere historische Zahlbox an beiden Tagen am Ende recht gut gefüllt war.

 

Beitragszahlungen 2007

 

Da bereits die Mitte des Jahres bevorsteht, möchte der Vorstand auf diesem Wege alle Mitglieder bitten, den fälligen Beitragspflichten für das laufende Kalenderjahr möglichst zeitgerecht nachzukommen. Mitglieder, die ihren Beitrag für 2007 bereits entrichtet haben, sind von unserem (alljährlichen) Appell natürlich ausgenommen.

 

Terminvorschau 2007

 

08./10.06. Modellstraßenbahn-Workshop in Halle / Saale *)

10.08.     Vereinsabend der Magdeburger Straßenbahnfreunde

09.09.     Straßenbahnjubiläum in Potsdam *)

12.10.     Vereinsabend der Magdeburger Straßenbahnfreunde

12./14.10. „Modell&Hobby“-Messe Leipzig

14.10.     HAVAG-City-Tag in Halle (Saale) / Streckeneröffnung *)

14.12.     Vereinsabend der Magdeburger Straßenbahnfreunde

 

*)         mit geplanter Teilnahme der Magdeburger Straßenbahnfreunde

 

Arbeitstage im Hafen

 

Unsere Arbeitstage im Hafen finden regelmäßig Montags ab 16.30 Uhr und Sonnabends ab 14.00 Uhr statt; (vorgesehene Arbeiten: Weitere Ausgestaltung unserer Vereinsräume; Komplettierung der Anlagen-Module „Steubenallee“ und „Planckstraße“; Werterhaltung an den vorhandenen Modell-Anlagenteilen).

 

Ansprechpartner:

·         Michael Menz          Tel.: 0391/ 73 14 094 oder 0171/ 622 52 85

·         Klaus Eimer      Tel.: 0391/ 25 42 147

·         Christoph Rudhard     Tel.: 0511/ 286 2065

 

Das Infoblatt gibt der Vorstand der Magdeburger Straßenbahnfreunde e. V. heraus. Das nächste Info-Blatt erscheint zum Vereinsabend am 10. August 2007 / 17:30 Uhr im Hafen.

 

Textbeiträge:              Christoph Rudhard

Druck und Gestaltung :          Michael Menz