1. Auch ex Leipziger Gotha-Wagen fuhren in Magdeburg
2. Erfolgreiche AHN-Tagung in Graz
3. Bahnhofstunnel mit Fragezeichen
Magdeburg Bw. 514(II) ex Leipzig
1.
Auch ex Leipziger
Gotha-Wagen fuhren in Magdeburg
Mit
der ersten Serienlieferung des Gothaer Gelenkwagens G4-61 erhielt auch
Magdeburg 1961 zwei solcher Fahrzeuge (Nr. 491 und 492), die in der Elbestadt
allerdings Einzelgänger blieben. Dies war Anlass, beide Wagen 1968 nach Leipzig
abzugeben (dort Nr. 1219 und 1220) und dafür im Tausch je zwei zweiachsige
Trieb- und Beiwagen der Gothaer Einheitsbauart aus der Messestadt zu
übernehmen. Dabei handelte es sich um die
beiden Einrichtungs-Tw. 1319 und 1322 vom Typ T 59E (Baujahr 1960) sowie
um die beiden Einrichtungs-Bw. 917 und 920 vom Typ B2-61 (Baujahr 1961).
Während die Triebwagen von Hause aus eigentlich Zweirichtungsfahrzeuge mit
wechselseitiger Sitzplatzanordnung in Abteilform und mit Liniennummernanzeige
auf der Nicht-Türseite waren, die man bereits ab Werk als sog. „Einrichter“ ausgeliefert
hatte, besaßen die Beiwagen als Vorläufer des späteren B2-62 echte
Einrichtungswagenkästen mit Sitzbänken in Fahrtrichtung sowie ein breites
seitliches Klappfenster ohne Liniennummernkasten auf der Nicht-Türseite
gegenüber den Einstiegstüren.
Obwohl
nicht älter, als die 1960/61 direkt nach Magdeburg gelieferten Gotha-Wagen,
befanden sich die ex Leipziger bei ihrem Eintreffen in der hiesigen
Hautwerkstatt in einem recht beklagenswerten Allgemeinzustand. So zeigte die
Außenbeblechung bereits erhebliche Rost- und Lackschäden. Die ehemaligen Betriebsnummern
hatte man, da nicht mehr im Bestand der Leipziger Verkehrsbetriebe geführt, mit
einer dunklen Farbe überpinselt. Auffällig waren die für Leipzig typischen
Albert- und Kabelkupplungen sowie Kletterpuffer und eine für Magdeburger
Verhältnisse recht exotisch wirkende Türraumbeleuchtung, die sich in Form von
tütenförmigen Röhren in den äußeren seitlichen Türnischen befand. Auch die Sitzpolster
und die Holzverkleidungen in den Fahrgasträumen zeigten nach rund acht Jahren
Einsatzzeit bereits erhebliche Gebrauchsspuren. Hier waren für den Magdeburger
Fahrgast noch über einen längeren Zeitraum hinweg Liniennetzpläne, Tarifinformationen
sowie Warnungen an (Leipziger) „Schwarzfahrer“ zu finden, die unzweifelhaft auf
den ehemaligen Einsatzort dieser Fahrzeuge hinwiesen.
Um
einen möglichst zeitnahen Einsatz der ex Leipziger zu ermöglichen, entschied
man sich dazu, alle vier Wagen zunächst lediglich von außen mit Neulack sowie
mit den für Magdeburg typischen Beschriftungen und Wagennummern zu versehen.
Dabei wurden die Fahrzeuge nummernmäßig im Anschluß an die erste Gothaer
Lieferung von 1960/61 mit den Betriebsnummern 407(II) und 408(II) sowie 514(II)
und 515(II) eingereiht, was gleichsam die Umzeichnung von div. Fahrzeugen aus
den Lieferserien von 1965 und 1966 zur Folge hatte.
Durch
das ungewohnte Leipziger Kupplungssystem waren die Fahrzeuge zunächst in
Magdeburg mit keinem anderen Wagen kuppelbar. So verkehrte Tw. 408(II) in der
Regel mit den beiden Beiwagen als Dreiwagenzug auf den SL 2 und 4, während Tw.
407(II) meist „solo“ auf SL 7 eingesetzt wurde. Erst mit dem Einbau von
Scharffenbergkupplungen (ab ca. 1970) war schließlich ein flexibeler Einsatz
mit anderen Fahrzeugen im Zugverband möglich. Der nach wie vor unbefriedigende
Allgemeinzustand war dann auch 1972 Anlass, die ex Leipziger als erste
Magdeburger Wagen der Bauart Gotha zur Grundinstandsetzung und Modernisierung
ins Raw Schöneweide zu überführen. Obwohl nach der Rückkehr aus dem
Reichsbahnwerk (fast) mit Neubaufahrzeugen vergleichbar, bedeutete der
typenreinen Tatrabetrieb bereits im Jahre 1978 auch für diese Wagen ein
frühzeitiges „Aus“. Während beide Beiwagen in Ermangelung eines Käufers
verschrottet wurden, gelangten die Triebwagen unter den Betriebsnummern 705(IV)
und 709(II) in den Arbeitswagenpark, wo sie noch bis Anfang der 90er Jahre
Verwendung fanden. Atw. 709(II) blieb durch die Bemühungen unseres Vereins
erhalten und diente zunächst über einen längeren Zeitraum im späteren
Museumsdepot Sudenburg als Lager- und Archivwagen. Vor einigen Jahren erfolgte
in der MVB-Hauptwerkstatt schließlich ein Umbau zum historischen Beiwagen Nr.
509(II), um gemeinsam mit den Wagen 413 und 519 einen stilechten Gothaer
Dreiwagenzug der 60er/70er Jahre bilden zu können.
Foto: Bw. 514(II) ex Leipzig unmittelbar vor seiner
Inbetriebnahme bei der Magdeburger Straßenbahn; aufgenommen 1968 im ehemaligen
Straßenbahnbetriebshof Stadtfeld. Die Leipziger Besonderheiten sind am Fahrzeug
deutlich zu erkennen / Foto H. Jungbär.
2. Erfolgreiche AHN-Tagung in Graz
Nach
Zürich (1998) und Wien (2001) begab sich die Arbeitsgemeinschaft Historischer Nahverkehr
(AHN) als Vereinigung der deutschsprachigen Straßenbahn- und Nahverkehrsvereine
im April 2007 mit ihrer Jahrestagung bereits zum dritten Male ins benachbarte
Ausland. Auf Einladung des Tram-Museums in der steiermärkischen
Landeshauptstadt Graz fanden dabei 50 Vereine mit ca. 100 aktiven Teilnehmern
den recht weiten Weg über die Alpen hinweg bis in den österreichischen
Tagungsort, wo die Veranstalter bei der inzwischen 19. Auflage dieser
regelmäßigen Vereinstreffen wiederum ein sehr interessantes und
anwechslungsreiches Programm rund um den städtischen Nahverkehr boten. Dazu
zählten neben einem ausgiebigen Vortrags- und Diskussionsprogrammm auch
Rundfahrten auf dem örtlichen Streckennetz sowie eine Besichtigung im
Straßenbahnmuseum Mariatrost. Der idyllisch gelegene Vorort unterhalb der gleichnamigen
barocken Wallfahrtskirche ist heute Endpunkt der städtischen SL 1, die wegen
ihrem Charakter als frühere meterspurige Überlandstraßenbahn durch die wald-
und villenreichen Grazer Randgebiete übrigens viele interessante Fotomotive
bietet. Im kommenden Jahr wollen sich die Vereine zum 20. Vorstandstreffen im
Raum Hamburg und Kiel treffen. Nachdem sich für 2009 zunächst kein Bewerber
fand, gab es dann noch eine Bereitschaftserklärung, die wiederum von einem
ausländischen Verein kam. So dürfen wir uns freuen, wenn es nun in zwei Jahren
erstmals auf die britischen Inseln nach Chrich geht. Eine etwas längere Anreise
sind die Teilnehmer ja inzwischen gewöhnt.
3. Bahnhofstunnel mit Fragezeichen
Erst
„ja“, dann „nein“ … und nun doch wieder „ja“: Nach einer regelrechten Odyssee
hat sich Magdeburgs Stadtrat am 10. Mai mit 28:21 Stimmen bei 5 Enthaltungen in
einem zweiten Grundsatzbeschluss nun doch dazu durchgerungen, einen
Straßentunnel unter den ohnehin zu erneuernden Eisenbahnbrücken am örtlichen
Hauptbahnhof zu bauen. Da die Deutsche Bahn nach etlichen Anläufen jetzt
endlich (lt. Pressemitteilungen bereits ab 2009) die längst überfällige
Erneuerung der weit über 100 Jahre alten Brücken in Angriff nehmen will, ist
die Stadt so oder so in der Finanzierungspflicht, da sie sich nach dem
Eisenbahnkreuzungsgesetz in jedem Falle an den anfallenden Baukosten beteiligen
muß. Warum also nicht gleich richtig bauen und unter der Straßenunterführung
mit Straßenbahn in der nächst tieferen Ebene noch zwei Tunnelröhren für den
Autoverkehr vorsehen, um auf diese Weise das innerstädtische Nadelöhr in der
durchgehenden Ost-West-Achse für immer zu beseitigen? „Schau´n wir mal …“
pflegt eine deutschlandweit bekannte Persönlichkeit
in solchen Fällen zu sagen, denn bis 2009 dürfte bei einer so sensiblen
Verkehrsbaumaßnahme (dichte innerstädtische Bebauung; Tunnel ca. 4,00 m unter
dem Grundwasserspiegel) wohl kaum ein Planfeststellungsbeschluss zu erreichen
sein; von einer baureifen und geprüften Ausführungsplanung einmal ganz zu
schweigen … und außerdem hat ja dabei auch noch die Deutsche Bahn ein
„Wörtchen“ mitzureden.
Historisches Eisenbahnfest
im Handelshafen
Mehr als 1000
Besucher erlebten bei recht wechselhaftem Wetter am 12. und 13. Mai den ersten
diesjährigen Tag der offenen Tür der Magdeburger Eisenbahnfreunde im
Handelshafen. Unser Verein war traditionsgemäß mit einer kleinen
Modellstraßenbahnanlage vertreten, die in diesem Jahr aus den drei privaten
Anlagenteilen von Michael Menz zusammengestellt wurde. Da auch 2007 bei dieser
Veranstaltung kein Eintritt verlangt wurde, bedankten sich etliche Besucher mit
einer kleinen Spende, so dass unsere historische Zahlbox an beiden Tagen am
Ende recht gut gefüllt war.
Beitragszahlungen
2007
Da bereits die
Mitte des Jahres bevorsteht, möchte der Vorstand auf diesem Wege alle
Mitglieder bitten, den fälligen Beitragspflichten für das laufende Kalenderjahr
möglichst zeitgerecht nachzukommen. Mitglieder, die ihren Beitrag für 2007
bereits entrichtet haben, sind von unserem (alljährlichen) Appell natürlich
ausgenommen.
Terminvorschau
2007
08./10.06. Modellstraßenbahn-Workshop
in Halle / Saale *)
10.08. Vereinsabend
der Magdeburger Straßenbahnfreunde
09.09. Straßenbahnjubiläum
in Potsdam *)
12.10. Vereinsabend
der Magdeburger Straßenbahnfreunde
12./14.10. „Modell&Hobby“-Messe
Leipzig
14.10. HAVAG-City-Tag
in Halle (Saale) / Streckeneröffnung *)
14.12. Vereinsabend
der Magdeburger Straßenbahnfreunde
*) mit
geplanter Teilnahme der Magdeburger Straßenbahnfreunde
Arbeitstage im
Hafen
Unsere Arbeitstage im Hafen finden regelmäßig
Montags ab 16.30 Uhr und Sonnabends ab 14.00 Uhr statt; (vorgesehene Arbeiten:
Weitere Ausgestaltung unserer Vereinsräume; Komplettierung der Anlagen-Module
„Steubenallee“ und „Planckstraße“; Werterhaltung an den vorhandenen
Modell-Anlagenteilen).
Ansprechpartner:
·
Michael
Menz Tel.: 0391/ 73 14 094 oder
0171/ 622 52 85
·
Klaus
Eimer Tel.: 0391/ 25 42 147
·
Christoph
Rudhard Tel.: 0511/ 286 2065
Das Infoblatt gibt der Vorstand der
Magdeburger Straßenbahnfreunde e. V. heraus. Das nächste Info-Blatt erscheint
zum Vereinsabend am 10. August 2007 / 17:30 Uhr im Hafen.
Textbeiträge: Christoph
Rudhard
Druck und Gestaltung : Michael Menz