Informationsblatt der Magdeburger Straßenbahnfreunde e. V.
Postfach 3611 – 39011 Magdeburg Nr. 6 / 2008 Redaktionsschluß: 11.06.2008

Titelbild: Tatrawagen T1

Die Themen

Mit dem T1 durch Prag

Von den einst 133 vorhandenen und noch bis zum Januar 1983 im Liniendienst befindlichen Prager Tatratriebwagen der Type T1 sind heute nur noch die beiden ersten Fahrzeuge Nr. 5001 und 5002 vorhanden und betriebsfähig im historischen Straßenbahndepot Stresovice hinterstellt. Während sich Tw. Nr. 5001 als Bestandteil der ständigen Museumsausstellung heute weitgehend wieder im Anlieferungszustand von 1951 mit aufgesetztem Stangenstromabnehmer befindet, gehört Schwesterfahrzeug Nr. 5002 (mit Pantograph) zur sog. touristischen Flotte, die vornehmlich an den Wochenenden auf der historischen Sonderlinie 91 sowie für bestellte Vertragsfahrten zum Einsatz kommt. Hier ist Nr. 5002 allerdings eher selten anzutreffen, da normale (Durchschnitts-) Touristen auf sightseeing tour nun einmal die nostalgischen zweiachsigen Ringhoffer-Triebwagen bevorzugen. Hier sind selbst die heute schon weit über 50 Jahre alten Tatrawagen der ersten Serie einfach viel zu „modern“, um noch einmal das Flair der guten alten Zeit im goldenen Prag zu erleben bzw. zu erfahren. Frantisek Zahnas nahm den Tw. Nr. 5002 am 23.10.2006 unweit der Prager Burg auf.

Unserem befreundeten Bildautor war es dann auch zu verdanken, dass am letzten April-Wochenende erneut ca. 30 Straßenbahnfreunde aus Halle und Magdeburg drei interessante Tage in der Moldaustadt verleben durften … und bei dieser Gelegenheit gab es in diesem Jahr dann auch eine zweistündige Rundfahrt mit dem heute schon fast legendären Tatra-triebwagen Nr. 5002, die uns überwiegend in die östlichen und westlichen Vororte und somit weit ab von den sonst üblichen Touristenmeilen führte. Daneben gab es für uns eine ausführliche Besichtigung im historischen Straßenbahndepot Stresovice mit organisierter Führung durch alle vier Wagenhallen incl. Museumswerkstatt. Die seitlichen Bereiche, die sonst für normale Museumsbesucher nicht zugänglich sind, eröffneten uns dabei interessante Einblicke in die fleißige Arbeit hinter den Kulissen, die hier neben ehrenamtlichen Nahverkehrsfreunden und Straßenbahnern im Ruhestand auch von hauptamtlichen Mitarbeitern des Verkehrsbetriebes geleistet wird, die in der Moldaustadt eigens für diese Aufgabe angestellt sind.

Ferner hatten wir im Depot Pankrac die Gelegenheit, die umfangreiche Fahrschul-Flotte der Prager Verkehrsbetriebe zu besichtigen – „selbst fahren“ inbegriffen – und natürlich darüber hinaus viele Möglichkeiten zum Fotografieren. An dieser Stelle nochmals vielen herzlichen Dank an Frantisek Zahnas und an seine Prager Kollegen.

Wir stehen früher auf

Sachsen-Anhalter stehen früher auf, doch Niedersachsen ist am Zug … Der Regionalzug von Salzgitter-Ringelheim in Richtung Goslar bestand gleich aus drei gekuppelten Einheiten der Baureihe VT 612. Während an den Seitenwänden der ersten beiden Garnituren flotte Werbesprüche das Interesse am Öffentlichen Personennahverkehr in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt wecken sollten, lief zur Krönung am Zugschluss auch noch eine Einheit aus dem Verkehrsverbund Oberelbe vom Freistaat Sachsen. Bunter geht´s – trotz einheitlichem Nahverkehrs-Rot – nun wirklich nicht mehr. Häufige Umsetzungen von Fahrzeugen innerhalb der Deutschen Bahn AG und freizügiges Kuppeln von Einheiten schaffen am Ende zuweilen solche Stilblüten, bei denen der aufmerksame Fahrgast nur noch den Kopf schütteln kann. Man könnte auch sagen: Grenzüberschreitende Konkurrenz zwischen den Landes-Nahverkehrsgesellschaften belebt das Geschäft.

In der Tat muß der Fahrgast aus der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt früher aufstehen, wenn er z. Bsp. zu einem Tagesausflug in den Harz aufbrechen will, benötigt er doch gleich drei verschiedene Fahrtausweise für drei verschiedene Verkehrsmittel: Einmal für die Magdeburger Straßenbahn, einmal für den Harz-Elbe-Express (HEX) und einmal für den Regionalbus von Blankenburg nach Rübeland oder von Quedlinburg nach Friedrichsbrunn. Dies ist ungefähr so ähnlich, als würde ein Autofahrer drei mal drei Liter an drei verschiedenen Tankstellen tanken. Natürlich gibt´s auch noch das sog. „MUM-Ticket“ für Magdeburg und Umland, das lt. Internet auch als Tageskarte bei den Vorverkaufsstellen von Deutscher Bahn AG und MVB, an den Automaten in den HEX-Zügen (!) sowie bei den regionalen Busunternehmen erhältlich ist – aber leider eben nicht an den einschlägigen Fahrkartenautomaten im Stadtgebiet von Magdeburg. Da haben es zum Bespiel unsere Braunschweiger Nachbarn bei einem Harzausflug wesentlich leichter: Dank dem Verbundtarif kann man mit einem einmal (am Automaten) gelösten Fahrschein von Broitzem oder Rühme quer durch die Löwenstadt bis nach Braunlage oder Goslar – und auch wieder zurück fahren.

Apropos Goslar: Die 1000-jährige Kaiserstadt am Nordwestrand des Harzes hat neben vielen Sehenswürdigkeiten auch einen schmucken Bahnhof zu bieten. Das stattliche Empfangsgebäude, das noch aus den Zeiten der Braunschweiger Herzöge stammt, wurde in den letzten Jahren aufwändig nach historischen Vorlagen saniert. Hier finden die Verkehrskunden (nach wie vor) einen Fahrkarten- und Informationsschalter, verschiedene Verkaufseinrichtungen und nicht zuletzt eine einladende Bahnhofsgaststätte. Auch Personentunnel und Bahnsteige wurden in jüngster Zeit mit öffentlichen Fördermitteln des Landes Niedersachsen verkehrswerbend und umfassend modernisiert. Man braucht also nicht jedes Empfangsgebäude mit Brettern zu vernageln und jeden Tunnel zur inoffiziellen „Pinkelbude“ verkommen zu lassen. Es geht auch anders und man darf an dieser Stelle durchaus einmal hinterfragen, wer hier eigentlich früher aufsteht und wer hier am Zuge ist.
– Christoph –

Straßenbahnverlängerung nach Magdeburg-Reform

Wie kürzlich der Magdeburger Tagespresse zu entnehmen war, soll mit der ca. 3,6 km langen Verlängerung der Straßenbahn in den Stadtteil Reform vsl. im kommenden Jahr begonnen werden. Vom Qittenweg aus (gegenwärtiger Endpunkt der SL 3 und 9) soll die zweigleisige Gleistrasse zunächst stadtauswärts auf dem vorhandenen Mittelstreifen der Leipziger Chaussee geführt werden, um hinter dem Neptunweg in die Straßenseitenlage zu wechseln. Vor dem Flugplatz Süd wird die Strecke anschließend parallel zur Salbker Chaussee gen Westen führen und das Gewerbegebiet „Bördepark“ erschließen. Auf den letzten ca. 900 m führt die Trasse anschließend wieder stadteinwärts, um schließlich an der Otto-Baer-Straße im Wohngebiet Reform in einer Gleisschleife zu enden. Nach dem im Vorfeld der seit etlichen Jahren avisierten Streckenverlängerung verschiedene Varianten untersucht worden waren, soll für die jetzt favorisierte Trassenführung in diesem Jahr das Planfeststellungsverfahren eingeleitet werden. Damit sollen sich für ca. 15.000 Magdeburger die Verkehrsverhältnisse verbessern. Vorgesehen ist in diesem Zusammenhang eine Verlängerung der SL 9 bis zum neuen Endpunkt, während künftig die SL 8 (im Linientausch mit der „3“) an der bisherigen Gleisschleife Qittenweg enden soll. Diese trug übrigens schon einmal bei der Eröffnung im Jahre 1931 die Bezeichnung „Gartenstadt Reform“.

Der „Triebwagen“ wird 50 Jahre alt

Wer hätte das gedacht: Vor nunmehr einem halben Jahrhundert – am 23. Juli 1958 – erschien unter dem damaligen Titel „Unser Triebwagen“ die allererste Ausgabe der allseits bekannten MVB-Betriebszeitung, die bis zum heutigen Tage für fast drei Generationen von Mitarbeitern unserer Verkehrsbetriebe ein ständiger Wegbegleiter gewesen ist. Wenn auch das voran gestellte Wörtchen „unser“ später aus der Titelzeile verschwand und eine Betriebsparteiorganisation der SED heute - fast zwei Jahrzehnte nach der politischen Wende in der ehemaligen DDR - wie ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten anmutet, so ist dennoch das Grundanliegen dieser Zeitung auch 50 Jahre nach dem Erscheinen ihrer ersten Ausgabe dem Grunde nach noch immer das gleiche geblieben, was der damalige Redakteur in seinem Leitartikel übrigens wie folgt zum Ausdruck brachte:

„Mit dem heutigen Tage erscheint zum ersten Male unsere Betriebszeitung „Unser Triebwagen“ als Organ der Betriebsparteiorganisation der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Dieses Ereignis wird von den Kollegen der Betriebsleitung auf das freudigste begrüßt, da dadurch eine gute Möglichkeit geschaffen ist, alle Kolleginnen und Kollegen des Betriebes über wichtige betriebliche Belange zu informieren … Es muß daher die Aufgabe aller sein, durch gute Mitarbeit die Betriebszeitung vielseitig und interessant zu gestalten, so daß auch ein überbetrieblicher Erfahrungsaustausch mit anderen Nahverkehrsbetrieben möglich ist.“

Abschließend können wir an dieser Stelle nur resümieren: Herzlichen Glückwunsch und viel Erfolg für die nächsten Jahre und Jahrzehnte. Mögen die Redakteure beim „Triebwagen“ auch künftig stets eine glückliche Hand beweisen.

20. AHN-Tagung in Hamburg

Historischer Nahverkehr nach dem Ende des Straßenbahnbetriebs – geht denn das überhaupt ? Diese Frage stellt man sich heute nicht nur in Hamburg, sondern gleichsam auch in Kiel oder in Aachen, wo engagierte Straßenbahnfreunde in ihren Vereinen vieles erdenkliche tun, um das verkehrshistorische Erbe trotz fehlender Schienennetze auch für zukünftige Generationen anschaulich zu bewahren. Während eine Reihe von ehemaligen Straßenbahnwagen aus Hamburg und Kiel heute auf einem Rundkurs im Museum Schönberger Strand wieder im Fahrgasteinsatz erlebt werden kann, haben auch die Aachener Freunde mehrere Fahrzeuge ihrer früheren „Elektrischen“ für die Nachwelt erhalten, die heute im belgischen Straßenbahnmuseum in Lüttich zu sehen sind. Ländergrenzen sind auch für die deutschsprachigen Nahverkehrsvereine im Rahmen der jährlichen Vorstandstagungen der Arbeitsgemeinschaft Historischer Nahverkehr (AHN) heute längst keine Barrieren mehr. So gehören befreundete Vereine aus Österreich, aus der Schweiz, aus Italien, aus England oder aus den skandinavischen Ländern bereits seit etlichen Jahren zu den regelmäßigen Teilnehmern der traditionellen Treffen. Mit den Veranstaltungen in Zürich (1998), in Wien (2001), im dänischen Skjoldenesholm (im Rahmen der Rostocker Tagung 2006) und in Graz (2007) fanden auch die Vorstandstagungen selbst bereits mehrfach im benachbarten Ausland statt – allerdings auch hier stets unter dem Dach eines öffentlichen Straßenbahnbetriebes.

Die Ausrichter der diesjährigen AHN-Tagung – insgesamt fünf verschiedene Nahverkehrsvereine aus dem deutschen Norden – hatten nicht ohne Grund den historischen Nahverkehr nach dem Ende des Straßenbahnbetriebes in den Mittelpunkt der gemeinsamen Diskussion gestellt, um auf diese Weise anschaulich zu untermauern, dass lebendige Vorstands- und Vereinsarbeit im Rahmen der AHN durchaus auch ohne die sonst übliche Kulisse eines öffentlichen Straßenbahnbetriebes möglich ist. Da auch U- und S-Bahnen, sowie Omnibusse und Schifffahrtslinien freilich zum ÖPNV einer lebendigen Großstadt gehören, kamen die zahlreich angereisten Teilnehmer der diesjährigen Tagung aus insgesamt 49 Vereinen dann am Ende - auch ohne die sonst obligatorischen Rundfahrten und Depotbesichtigungen im öffentlichen Straßenbahnnetz - voll auf ihre Kosten. Die 21. AHN-Tagung wird vom 16. bis 19.04.2009 im britischen Crich stattfinden. Für die 22. Tagung im Jahre 2010 haben sich die Stuttgarter Historischen Straßenbahnen e. V. beworben.

Schwerin liegt 25 cm tiefer

Nach bereits zwei Veranstaltungen in Halle an der Saale sowie jeweils einmal in Berlin und in Plauen erlebte der im Rahmen der AHN maßgeblich von den Magdeburger Straßenbahnfreunden e. V. ins Leben gerufene alljährliche mehrtägige Modellbahnworkshop „Kleine Straßenbahn ganz groß“ im Mai 2008 in Schwerin bereits seine fünfte Auflage mit ca. 800 Besuchern. Neben Herstellern und Händler folgten auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Straßenbahnvereine und Einzelaussteller der Einladung, um vom kleinsten Modell über Gartenbahnen bis hin zur Großanlage so ziemlich alles zu zeigen, was auf dem Modellstraßenbahnsektor heute handelsüblich oder durch kreative Ideenvielfalt machbar ist. Auch für 2009 (Nürnberg) und für 2010 (Bremen) stehen die Ausrichter der nächsten Veranstaltungen bereits namentlich fest. Erfreulich: Was vor ca. sechs Jahren noch die Idee weniger Leute war, ist heute längst zu einer festen Tradition geworden … und besonders erfreulich: Die wachsende Fangemeinde beschränkt sich heute schon längst nicht mehr (fast) ausschließlich auf die Teilnehmer aus dem Osten Deutschlands.

Wenn die Räumlichkeiten im nächsten Jahr im historischen Straßenbahndepot Sankt Peter in Nürnberg lt. Aussage von Wolfgang Klemm auch etwas beengt sein werden, so stehen 2010 im Bremer Depot Sebaldsbrück nach den Worten der Bewerber noch weitaus größere Flächen - als zuletzt in Schwerin - zur Verfügung. Da darf man dann auch schon einmal „etwas größer“ planen … und sich dann vielleicht mit der größten zusammen hängenden Modellstraßenbahnanlage für das Guinnessbuch der Rekorde bewerben, so Henry Meyer, vom mecklenburgischen Straßenbahnverein, der die diesjährige Veranstaltung incl. aller Vorbereitungen und Rahmenprogramme gemeinsam mit seiner Ehefrau Franka fast schon generalstabsmäßig jeder Zeit fest und zielgerichtet im Visier hatte. Aber wie soll so eine „XXL“-Anlage im Miniaturformat entstehen ? Man muß für diesen Zweck nur die Magdeburger, die Schweriner und die Bremer Straßenbahnanlage über entsprechende Verbindungselemente mit einander verknüpfen … und schon hat man eine riesengroße HO-Anlage. Schließlich fahren ja alle drei Vereine ungeachtet unterschiedlicher Baugrundsätze auf der gleichen Spur und mittels funktionstüchtiger elektrischer Oberleitung. Das einzige Problem dabei ist nur: Alle drei Vereine verwenden unterschiedliche Plattenhöhen über dem Fußboden. So gilt in Magdeburg ein Höhenmaß von 1,00 m und in Schwerin sind es dagegen nur 75 cm. Dies macht also summa summarum einen Höhenunterschied von immerhin 25 cm aus, den die kleinen Bahnen erst einmal überwinden müssen. Aber noch sind ja immerhin zwei Jahre Zeit und die Anlagenplaner werden´s schon irgendwie richten. Schließlich gibt es ja den sog. Steilstreckenbetrieb auch beim großen Vorbild.

Terminvorschau 2008

*) mit geplanter Teilnahme der Magdeburger Straßenbahnfreunde

Herzlichen Glückwunsch zum 70. Geburtstag

Am 03.05.2008 feierte unserer Ehrenmitglied und langjähriger Kassenwart Klaus Eimer seinen 70. Geburtstag. Auch von uns an dieser Stelle nochmals Herzlichen Glückwunsch und weiterhin viel Gesundheit und Schaffenskraft !

Arbeitstage im Hafen

Unsere Arbeitstage im Hafen finden regelmäßig Montags ab 16.30 Uhr und Sonnabends ab 14.00 Uhr statt. (Vorgesehene Arbeiten: Komplettierung und Werterhaltung an den vorhandenen Modell-Anlagenteilen).

Ansprechpartner:

Das Infoblatt gibt der Vorstand der Magdeburger Straßenbahnfreunde e. V. heraus. Das nächste Infoblatt erscheint zum Vereinsabend am 08.08.2008.