Onlineversion des Informationsblatt der Magdeburger Straßenbahnfreunde e.V.
Postfach 3611 — 39011 Magdeburg • Nr. 06 / 2015 • Redaktionsschluss: 10.06.2015 • www.msf-ev.de

Magdeburg - Tw. 1 mit Glasbeiwagen in der W.-Pieck-Allee   •   Zur Orientierung: hinter den Bänken steht z.Z. noch der ungeliebte blaue Hausblock

• Historische Straßenbahnwelt in Farbe (2)

• In eigener Sache: Volles Programm und viel zu wenig Seiten

• OB mahnt Bestellung neuer Fahrzeuge an


Historische Straßenbahnwelt in Farbe (2)

Als ich etwa 1962/63 im Alter von ca. 9 Jahren damit begann, alle Wagennummern der unter unserem Wohnzimmerfenster in der Karl-Marx-Straße (Breiter Weg) vorbeifahrenden Straßenbahnen zu registrieren und dabei bald jeden einzelnen Wagen seinem Heimatdepot und seinem vorzugsweisen Einsatzgebiet exakt zuordnen konnte, da kam auch (fast) tagtäglich dieser „LOWA“-Triebwagen mit seinen beiden „Glasbeiwagen“ als Linienzug der SL 3 vom Betriebshof Stadtfeld vorbei. Diese etwas seltsame Zugbildung war einerseits der Tatsache geschuldet, dass es zu den insgesamt 11 „LOWA“-Triebwagen nur insgesamt 14 passende Beiwagen gab, womit man also lediglich 7 typenreine Züge bilden konnte. Andererseits war es jedoch auch kein Geheimnis, dass man in Stadtfeld (wie auch in Buckau) nicht immer unbedingt besonderen Wert auf die optische Zusammenstellung bei der Zugbildung legte. So kam es auch regelmäßig vor, dass auf der „3“ ein Aufbau-Triebwagen mit zwei „LOWA“-Beiwagen vorbei kam, was aus meiner Sicht noch relativ gefällig und halbwegs vertretbar aussah. Ein „LOWA“ mit zwei Aufbau-Beiwagen wirkte dagegen für mich immer irgendwie, wie gewollt und nicht gekonnt. Da gefiel mir die Variante mit zwei „Glasbeiwagen“ schon wesentlich besser, zumal diese Wagen nicht zuletzt wegen ihrer vornehmen Inneneinrichtung mit den gepolsterten Querbänken und ihren Glasoberlichtern stets auf mich einen ganz besonderen Reiz ausübten.

Hinzu kam die aus heutiger Sicht nie so recht nachvollziehbare Tatsache, dass div. Fahrzeugtypen seinerzeit zum Teil wie mit der „Streusandbüchse“ kunterbunt auf die einzelnen Betriebshöfe verteilt waren. So befand sich bei den „Glasbeiwagen“ die große Masse der insgesamt 23 verbliebenen Fahrzeuge im Depot Sudenburg, wo sie fast ausschließlich jeweils paarweise hinter den Niesky´er oder HAWA-Triebwagen auf der SL 3 zum Einsatz kamen. Die restlichen Wagen dieser Serie verteilten sich dabei auf die Betriebshöfe Buckau (4), Südost (2) und Stadtfeld (4), wobei Stadtfeld lediglich einen Wagen besaß, der Anfang der 60er Jahre von 6 auf 4 Seitenfenster umgebaut worden war – und dies war Beiwagen 280, der auch auf unserem heutigen Foto zu sehen ist. Insgesamt wurden nach dem zweiten Weltkrieg insgesamt 9 dieser Wagen auf 4 Seitenfenster umgebaut, wobei in der einschlägigen Literatur (u. a. bei H. Jungbär und auch bei K. Günther) immer wieder der Umbauzeitpunkt 1964/65 genannt wird. Nach meinen eigenen Beobachtungen – und auch nach überlieferten zeitgenössischen Fotos – muss dieser Umbau jedoch bereits ca. 1960 erfolgt ein. Unser aktuelles Foto aus der Sammlung von Hermann Brösel (Quelle: Internet) entstand 1962 am heutigen „Blauen Bock“ mit dem Fahrtziel Leipziger Chaussee. Führungstriebwagen war dabei „LOWA“-Tw. 1(III), gefolgt von dem v. g. Bw. 280 und einem weiteren Beiwagen mit 6 Seitenfenstern; (vermutlich Bw. 287). Man achte dabei auch auf die beleuchtete (!) Haltestellensäule, auf die rot-weißen Absperrketten, auf die Verkehrsampel und auf die typischen „Stalin“-Laternen.

Viele Jahre später, als ich unseren unvergessenen Helmut Wiesener kennenlernte, musste ich zu meinem Erstaunen feststellen, dass ich keineswegs der Einzige war, der bereits im frühen Kindesalter ein wachsendes Interesse für ein so ungewöhnliches Hobby entwickelt hatte. Für diese Erfahrung bin ich auch heute noch dankbar, nicht zuletzt auch meinem Vater, der zwar kein „eingefleischter“ Straßenbahnfan, aber dafür ein sehr straßenbahninteressierter Zeitgenosse war, der über jeden einzelnen Wagentyp der Magdeburger Straßenbahn eine Geschichte erzählen konnte. Unsere Historische Straßenbahnwelt in Farbe soll uns auch in den nächsten Ausgaben noch ein wenig begleiten, wobei auch etliche neue (zum Teil noch nie veröffentlichte) historische Schwarz-Weiß-Aufnahmen auf eine Veröffentlichung auf unseren Seiten warten. –Christoph–

In eigener Sache: Volles Programm und viel zu wenig Seiten

Erst kommt ein langer Winter, wo kaum etwas im Veranstaltungskalender passiert – und dann kommt plötzlich das Frühjahr und die Termine überschlagen sich dann regelrecht. Kleine Straßenbahn ganz groß vom 24. bis 26. April in Schwerin, Frühlingsfest vom 09. bis 10. Mai im Magdeburger Handelshafen, 17. AHN-Tagung vom 14. bis 17. Mai in Karlsruhe und schließlich unser diesjähriger Vereinsausflug mit einem historischen „Ikarus“-Bus ins Jerichower Land am 30. Mai. So viel zunächst für´s Protokoll.

Auch das muss sein, denn spätestens im Januar oder Anfang Februar steht unser neu gewählter Vorstand dann wieder vor der ehrenvollen Aufgabe, die jährliche Mitgliederversammlung vorzubereiten und einen Tätigkeitsbericht zu Papier zu bringen. Ja, was war denn da eigentlich alles so im letzten Jahr? Zum Glück gibt´s da immer noch unser Infoblatt und einen Redakteur, der sich (zumindest nach seinem eigenen Bekunden) ehrlichen Herzen darum bemüht, stets auch alles möglichst akribisch irgendwie zu dokumentieren und dabei nach Möglichkeit auch nichts zu vergessen.

Allerdings gibt es hier immer wieder zwei grundsätzliche Probleme: Erstens die Seitenzahl und das langjährig erprobte Layout mit (im Regelfall) 4 Seiten, wobei die Seiten 1 und 4 vom Grundaufbau her bereits gesetzt sind. Hier gibt’s allerdings noch die Möglichkeit, durch ein einfaches oder doppeltes Einlageblatt auf 6 oder 8 Seiten zu kommen. Manche Vereine geben so etwas auch nur zwei oder dreimal im Jahr heraus und bringen dann gleich ein „dickes“ Heft mit 12, 16, 24 oder 32 Seiten. Dass dadurch eine aktuelle und zeitnahe Berichterstattung nicht immer in jedem Falle gegeben ist, versteht sich von selbst. Wir wollen deshalb zunächst auch zukünftig bei unserem zweimonatigen Rhythmus mit 6 Ausgaben im Jahr bleiben. 

Zweitens ist der verantwortliche Redakteur natürlich auch immer auf entsprechende Zuarbeiten seiner Mitstreiter angewiesen, denn letztendlich lebt ein Infoblatt von der Vielseitigkeit seiner Autoren und sollte niemals zu einer „One man show“ eines einzelnen Schreiberlings abdriften. Daher also nochmals mein Anliegen: Schickt uns (bzw. mir) bitte regelmäßig Fotos, Erlebnisberichte, Anlagenbeschreibungen u. dgl., damit wir auch weiterhin einen möglichst bunten Mix an interessanten Beiträgen präsentieren können. Natürlich könnt Ihr auch für unser Augustheft noch einige interessante Beiträge nachreichen – zum Beispiel zur AHN-Tagung oder zur Kleinen Straßenbahn in Schwerin. So viel für heute einmal in eigener Sache
– Euer Redakteur.

OB mahnt Bestellung neuer Fahrzeuge an

Neben der gegenwärtigen Diskussion über die geplanten Straßenbahn-Neubaustrecken (Wiener Straße, Neustädter Feld, Kannenstieg, Raiffeisenstraße) sowie über ein neues MVB-Tages- und Nachtliniennetz ab dem 13. Juli (LS 4 künftig zum Herrenkrug, SL 6 künftig nach Cracau sowie neue Nachlinien N1 bis N9) mischte sich nun kürzlich auch OB Dr. Lutz Trümper in die Diskussion ein, in dem er in Anbetracht neuer Strecken MVB-Chefin Birgit Münster-Rendel am Rande der jüngsten Stadtratssitzung fragte, wie lange es denn dauern würde, um für diese Strecken auch die benötigten neuen Fahrzeuge zu beschaffen, worauf die etwas spontane Antwort kam: „Etwa 8 Jahre“.

Darauf (sinngemäß) die Antwort des OB: „Na, dann sollte man doch diese Dinge langsam auf den Weg bringen“. Nach den Erfahrungen anderer Städte wird man dafür sicherlich nicht unbedingt 8 Jahre benötigen. Ein bis zwei Jahre für den Finanzierungsantrag und die Mittelbewilligung, ein weiteres Jahr für die Ausschreibung und Vergabe sowie nochmals etwa ein Jahr für die Fertigung und Lieferung erscheinen da wohl eher realistisch, woraus sich in der Summe etwa 4 Jahre ergeben.

Aber auch dieser Planungshorizont muss erst einmal einkalkuliert werden, denn auch ohne die geplanten Neubaustrecken darf an dieser Stelle nicht übersehen werden, dass unsere ältesten NGT8D inzwischen 20 Jahre im Einsatz sind. Nach vier weiteren Jahren sind dies bereits 24 Jahre – und da denken bereits viele andere Verkehrsbetriebe über Neubeschaffungen nach.


Termine 2015

14.08.              Vereinsabend MSF e. V. – Leo´s Schlemmerimbiss
05./06.09.*      Modellbahnausstellung in Schkeuditz
12./13.09.        Familienfest im Handelshafen
19./20.09.        Jubiläum und historischer Straßenbahn-Korso in Prag
02./04.10.       "Modell-Spiel-Hobby" Messe Leipzig
09.10.              Vereinsabend MSF e. V. – Leo´s Schlemmerimbiss
23./25.10.*      Magdeburger Modellbahnausstellung
12.12.              Jahresabschluss MSF e. V. / Ort wird noch bekannt gegeben
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* mit Stern       Veranstaltungen mit vsl. Teilnahme der Magdeburger Straßenbahnfreunde.


Arbeitstage in unserem Vereinsobjekt Flechtinger Straße 22a

Unsere Arbeitstage in unserem Vereinsobjekt finden regelmäßig am Sonnabend ab 14.00 Uhr statt. Weitere Termine gegebenenfalls nach Absprache. Änderungen bei Veranstaltungen und dergleichen sind vorbehalten

Ansprechpartner:

- Michael Menz Tel.: 0391/ 731 58 81 oder 0171/ 622 52 85
- Michael Götze Tel.: 0179/ 978 20 44
- Marco Dankel Tel.: 0151/ 424 30 567

Das Infoblatt erscheint im Auftrag des Vorstandes der Magdeburger Straßenbahnfreunde e. V.

Redaktion: Christoph Rudhard, Tel.: 0531/ 704-3255 (tagsüber in Braunschweig).
Text- und Bildbeiträge: Christoph Rudhard

Layout und Druck des Vereinsblattes: Michael Menz
Layout der Internetseiten: Andreas Kanter
Unser nächstes Infoblatt erscheint zum Vereinsabend am 14.08.2015

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