Informationsblatt der Magdeburger Straßenbahnfreunde e. V.
Postfach 3611 – 39011 Magdeburg Nr. 8 / 2008 Redaktionsschluß: 06.08.2008

Titelbild: Schörling-Schleifwagen 706

Die Themen

Der „Schörling“ ist wieder in Magdeburg

Freudige und traurige Ereignisse liegen oft dicht bei einander. Zunächst die traurige Nachricht, die übrigens auch auf den einschlägigen Straßenbahn-Internetseiten aus dem benachbarten Dessau nachzulesen ist: In der Muldestadt hat sich vor einiger Zeit der dortige Straßenbahnverein aufgelöst und mit dem Tw. 21 (Gotha T-2-62), dem Tw. 40 (Reko-Tw.) und dem Bw. 109 (Gotha B2-62) gingen gleich drei für die museale Erhaltung vorgesehene historische Straßenbahnwagen auf Veranlassung des Verkehrsbetriebes den „Weg allen alten Eisens“. So schnell kann´s zuweilen gehen und es ist immer wieder schmerzlich, wenn ehrenamtliches Engagement von begeisterten Straßenbahnfreunden letzten Endes mit der „Brechstange“ durch einzelne Entscheidungsträger zunichte gemacht wird und wenn wertvolle - im Aufbau befindliche – Sammlungen zerstört oder zumindest erheblich dezimiert werden. Zum Glück existieren mit dem sog. Leipziger „Pullmann“-Wagen Nr. 28 und mit dem Werdauer Aufbautriebwagen Nr. 30 in Dessau noch zwei betriebsfähige historische Straßenbahnfahrzeuge, die lt. Internet auch weiterhin für Sonderfahrten gemietet werden können, doch die Zukunft scheint in unserer Nachbarstadt nicht gerade auf Rosen gebettet zu sein.

Doch nun die freudige Nachricht: „Schörling“-Schienenschleiftriebwagen G2, einst in Magdeburg unter der Betriebsnummer 706 im Einsatz und in Dessau liebevoll „Hacki“ genannt, entging zum Glück der Verschrottungsaktion. Der Veteran aus dem Jahre 1936 kehrte am 09.07.2008 in seine alte Heimat an der Elbe zurück, wo ihn übrigens schon einmal im September 1979 glückliche Umstände in letzter Minute vor dem Schneidbrenner bewahrt hatten. Unser langjähriger Straßenbahnfreund Harald Jungbär nahm den Wagen im Sommer 1966 am Hauptbahnhof … und vielleicht lässt sich ja das Foto über kurz oder lang an gleicher Stelle wiederholen. Wer hätte das gedacht?

Künftig Regio-S-Bahn

Magdeburgs S-Bahn – eröffnet 1974 - ist inzwischen seit über 30 Jahren unterwegs. Seinerzeit vordergründig für die Bewältigung des Arbeiterberufsverkehrs zu den Großbetrieben in Magdeburg-Südost, Schönebeck und Zielitz geschaffen und mit vielen Vorschusslorbeeren bedacht, konnten sich die Magdeburger jedoch nie so recht mit „ihrer“ S-Bahn anfreunden. Sie blieb als Kind und Ableger der Deutschen Reichsbahn stets ein Verkehrsmittel neben der kommunal betriebenen Straßenbahn, die für den Magdeburger schon immer die „Nummer eins“ im öffentlichen Personennahverkehr gewesen ist. Ein von Anfang an fehlendes einheitliches Tarifsystem, teilweise unbefriedigende Schnittstellen und Umsteigebeziehungen zwischen den einzelnen Verkehrsträgern, nicht immer passfähige Fahrpläne und nicht zuletzt auch das Risiko von Unregelmäßigkeiten und Zugverspätungen im Gesamtnetz der Eisenbahn haben hier ohne Frage von Anfang an die von den politischen Entscheidungsträgern erwartete Euphorie auf Seiten der Fahrgäste in Grenzen gehalten.

Auch jüngste Fakten, wie beispielsweise die Einbindung von ausgewählten S-Bahn-Umläufen in die Regionalbahn nach Stendal und Wittenberge, verbunden mit dem Verzicht von Verkehrshalten am traditionellen S-Bahn-Haltepunkt Barleber See - was angeblich den eher langsamen Doppelstock-Wendezuggarnituren geschuldet sein soll, die man dort lieber durchfahren läßt, um Fahrtzeiten zu sparen - haben nicht unbedingt zu einer Imageverbesserung beigetragen. Lt. „Volksstimme“ sind es heute werktags nur noch etwa 4.500 und an den Wochenenden nur noch etwa knapp 2.000 Fahrgäste täglich, die der Magdeburger S-Bahn die Treue halten, wobei man hier natürlich auch noch ausgewählte Umsteiger aus dem Regionalverkehr mitrechnen muß – z. Bsp. von und nach Staßfurt / Güsten oder von und nach Stendal / Wittenberge.

Zum Vergleich: Die Magdeburger Verkehrsbetriebe MVB befördern im Jahr etwa 58 Mio. bzw. pro Tag etwa 150.000 Fahrgäste. Ab 2011 soll die Magdeburger S-Bahn, verbunden mit der Umgestaltung der Regionalbahnstrecke nach Halberstadt, nun ca. 15 km Zuwachs erhalten und künftig mit einem zusätzlichen Haltepunkt in Osterweddingen Ost (Gewerbegebiet) auf der Halberstädter Schiene bis nach Langenweddingen verkehren. Dafür verkehren dann beim Harz-Elbe-Express (HEX) nur noch beschleunigte Personenzüge als Regionalexpress ohne Verkehrshalt in Blumenberg, Hordorf, Krottorf und Groß Quenstedt. Die v. g. Bahnhöfe will man schließen und künftig unter anderen mittels einer parallel verkehrenden Omnibuslinie zwischen Oschersleben und Halberstadt bedienen; zusätzliche Umsteigezwänge für die Fahrgäste und nur noch begrenzte Fahrradmitnahme freilich inbegriffen. Um den Verkehrswert zu steigern, soll sich die bis Langenweddingen verlängerte Magdeburger S-Bahn dann „Regional-S-Bahn“ nennen. Ob es aber allein mit einem neuen Namen getan ist, um zusätzliche Fahrgäste für den öffentlichen Personennahverkehr zu gewinnen, wage ich zu bezweifeln. Auch brauchen wir sicherlich kein Nebeneinander von vielen einzelnen Verkehrsträgern und Einzelangeboten, sondern vielmehr ein großes und geschlossenes Verkehrsnetz für die Region Magdeburg. (-cr-)

Wie Dessau zu einem Schienenschleifwagen kam

Ob ich denn wüsste, was Schienenriffel sind ? Natürlich wußte ich das, denn schließlich war dieses Thema eines der ganz besonderen Steckenpferde von unserem damaligen Hochschuldozenten (und späteren Professor) für Eisenbahnoberbau an der HfV in Dresden. Wenn man auch Mitte der 70er Jahre bei der Deutschen Reichsbahn und bei anderen europäischen Eisenbahnverwaltungen das allseits bekannte Problem noch immer weitgehend verdrängte, so stand man diesem Thema bei den Straßenbahnen bereits seit langem wesentlich aufgeschlossener gegenüber. Hier hatte die unangenehme Lärmbelästigung infolge von Schienenriffeln in den dicht besiedelten Städten und Ballungsräumen bereits vor dem zweiten Weltkrieg zum zielgerichteten Einsatz von gleisgebundener Schienenschleiftechnik geführt. Allerdings konnten sich diesen „Luxus“ nur größere Verkehrsunternehmen leisten, während den kleineren Betrieben dazu einfach die nötigen Mittel fehlten. In der ehemaligen DDR kam freilich noch die hinreichend bekannte Mangelwirtschaft hinzu.

Als ich bei einem eher zufälligen Besuch bei den Dessauer Verkehrsbetrieben als Straßenbahnfan im September 1979 mit dem dortigen Werkstattmeister über die alltäglichen Probleme eines öffentlichen Verkehrsbetriebes ins Gespräch kam, erzählte mir dieser nicht zuletzt auch vom schlechten Allgemeinzustand des Gleisnetzes und von den damit verbundenen Problemen im Hinblick auf Lärmbelästigungen und Oberbauschäden. Freilich hatten andere Städte für die regelmäßige Gleispflege längst einen Schienenschleifwagen, aber woher sollte ein Kleinbetrieb, wie die Dessauer Straßenbahn, einen solchen nehmen ? Ungeachtet dessen stand in Magdeburg noch immer unser alter „Schörling“ von 1936, der inzwischen von seinem Nachfolger abgelöst, auf dem Betriebshof in Südost bereits auf den „Sensemann“ mit dem heißen Brenner wartete. Auf die einfache Idee, den zwar schon etwas betagten, aber immer noch voll gebrauchsfähigen Veteranen einem anderen Verkehrsbetrieb anzubieten, war man in meiner Heimatstadt wohl offensichtlich nicht gekommen.

In Anbetracht der gegebenen Umstände war es daher nur rechtens, den Dessauer Kollegen den guten Tipp zu geben, doch einfach einmal in Magdeburg anzufragen, was diese dann auch umgehend taten ... und so kam der Verkehrsbetrieb an der Mulde bereits wenige Tage später zu seinem lang ersehnten Schienenschleifwagen. Man muss eben halt Straßenbahnfan sein und zuweilen auch einmal über den eigenen Tellerrand schauen. (-Christoph-) .

Terminvorschau 2008

*) mit geplanter Teilnahme der Magdeburger Straßenbahnfreunde

Beitragszahlungen 2008

An dieser Stelle nochmals unsere Bitte an alle „säumigen“ Mitglieder, die ihren Jahresbeitrag noch nicht entrichtet haben: Denkt bitte an Eure Pflichten und überweist Euren fälligen Beitrag auf unser Vereinskonto. Auch eine persönliche Entrichtung bei unserem Kassenwart ist natürlich jeder Zeit möglich.

Arbeitstage im Hafen

Unsere Arbeitstage im Hafen finden regelmäßig Montags ab 16.30 Uhr und Sonnabends ab 14.00 Uhr statt. (Vorgesehene Arbeiten: Komplettierung und Werterhaltung an den vorhandenen Modell-Anlagenteilen).

Ansprechpartner:

Das Infoblatt gibt der Vorstand der Magdeburger Straßenbahnfreunde e. V. heraus. Das nächste Infoblatt erscheint zum Vereinsabend am 10.10.2008.