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Großraumwagen — hier noch mal im Originalzustand (Simulation) — Foto: M. BeindorfGroßraumwagen finden neues Zuhause im ArtDepot
Bei einem Gespräch der Vorstände der Magdeburger Eisenbahn- und Straßenbahnfreunde mit dem ArtDepot stellte sich Anfang des Jahres der Wunsch der Betreiberin Frau Galina Brieger heraus, auch die zweite (westliche) Halle des Betriebshofes Stadtfeld in das sog. ArtDepot zu integrieren und dort eine alte Magdeburger Straßenbahn aufstellen zu wollen.Doch woher nehmen, wenn sich die verkehrshistorische Sammlung des hiesigen Verkehrsunternehmens schon an Beständen anderer Betreiber bedienen muss ? Ein gangbarer Lösungsansatz war dafür recht schnell gefunden, nachdem Torsten Ehrhardt spontan unsere beiden Großraumwagen ins Gespräch brachte, die bereits seit etlichen Jahren auf eine entsprechende Aufarbeitung, verbunden mit einer gezielten verkehrshistorischen Nutzung warten. Der in dieser Hinsicht in der Vergangenheit wiederholt ins Gespräch gebrachte Handelshafen bot dazu allerdings keine befriedigende Lösung, sollte doch zunächst erst einmal ein vandalismussicherer Standort für die beiden Wagen gefunden werden.
Die Begeisterung von Frau Brieger war schließlich weitaus höher, als wir anfangs dachten und so hatte sie dann auch recht schnell ein ganzes Paket von Ideen parat, was aus den beiden Wagen im geplanten neuen Ausstellungsbereich im Einzelnen so werden könne. Der von uns eingebrachte Wunsch, dass diese Ideen natürlich (zumindest äußerlich) ein originalgetreues Erscheinungsbild beider Wagen einschließen müssen, führte dann auch zu einer Einigung und zu dem Entschluss, unsererseits beide Wagen dem ArtDepot im Sinne einer Dauerleihgabe zu überlassen, was dann über einen einvernehmlichen Vertrag mit einer 20-jährigen Laufzeit auch schriftlich fixiert wurde. Am 02.07.2010 erfolgte schließlich der Transport durch die bekannte Magdeburger Transport- und Schwerlastfirma Breithaupt & Philipp vom ehemaligen Firmengelände in Westerhüsen zum ArtDepot. Die Überführungsfahrt mit zwei Tiefladern lief dabei über Sohlen, die A14 bis zur Abfahrt MD-Stadtfeld und über Albert-Vater-Straße / Europaring zur Diesdorfer Straße, wobei es auch bei den erforderlichen Kranarbeiten keinerlei nennenswerte Probleme gab.
Der Gothaer Großraumzug kam in Magdeburg ab 1962 zum Einsatz und sollte hier - ähnlich wie auch in anderen Städten – dazu beitragen, die noch immer zahlreich vorhandenen zweiachsigen Altbaufahrzeuge aus der Vorkiegsgszeit beschleunigt zu ersetzen, wozu es jedoch durch die beschlossene Einstellung der Produktion von vierachsigen Großraumwagen (bereits ab 1964) letztendlich nicht mehr kam. Stattdessen beschaffte Magdeburg in der Folgezeit zunächst weitere Gotha-Zweiachser des Typs T2/B2–64, bevor schließlich ab ca. 1967/68 in Zusammenarbeit mit den Dresdener Verkehrsbetrieben der Einsatz von Tatra-Fahrzeugen mittelfristig vorbereitet wurde. Das Verkehrsministerium der DDR entschied im Zusammenhang mit der schrittweisen Zuführung von Tatrawagen dabei zugleich ein sog. Typenbereinigungsprogramm, in dessen Folge alle Großraumwagen aus Dresden und Magdeburg nach Berlin umgesetzt werden mussten. Damit fand in Magdeburg das Kapitel von Großraumwagen aus Gothaer Produktion bereits im Jahre 1970 ein relativ frühzeitiges Ende.Mit dem Ende des planmäßigen Berliner Großraumwagen-Einsatzes ergab sich schließlich 1995/96 die Möglichkeit, zwei Fahrzeuge von dort aus wieder nach Magdeburg zurück zu führen, verbunden mit der Absicht sie längerfristig für die hiesige Fahrzeugsammlung zu sichern. Da diese Initiative jedoch (zunächst) ausschließlich von Privatpersonen ausging, scheiterte die vorgesehene Überstellung beider Wagen auf das Gleisnetz der Magdeburger Straßenbahn letztendlich an einer diesbezüglich nicht erteilten Genehmigung von Seiten des öffentlichen Verkehrsunternehmens. Im Jahre 2004 entschloss sich schließlich der MSF e.V. zur Übernahme beider Fahrzeuge in seinen Vereinsbesitz, verbunden mit der Zielstellung, sich mittelfristig für eine Aufarbeitung und Erhaltung der Fahrzeuge einzubringen, da einem eingetragenen Verein hierfür andere Möglichkeiten zur Verfügung stehen, als einzelnen Privatpersonen.
In 2005 erlitten wir in dieser Absicht allerdings einen gewissen Rückschlag in eigener Sache, als unsere Mitgliederversammlung mehrheitlich ein generelles Verbot des Einsatzes von finanziellen Eigenmitteln zur Aufarbeitung der beiden Wagen beschloss. Dadurch verstrich nun erneut viel ungenutzte Zeit, die dann auch sog. „kreative“ Zeitgenossen“ mit „Scheibenschießen“ und Graffitischmierereien auf den Plan rief. Die Sicherung wertvoller Teile der Inneneinrichtungen und wichtiger Bedienelemente gelang jedoch trotz allem noch rechtzeitig, womit letztendlich sicherlich Schlimmeres verhindert werden konnte. Die betreffenden Teile befinden sind gegenwärtig an einem sicheren Ort in Verwahrung und werden nach und nach für die geplante Aufarbeitung der beiden Fahrzeugen von uns wieder zur Verfügung gestellt.
Bleibt zu hoffen, dass dem „Gespann“ in nächster Zeit mehr Glück beschieden ist, als in den vergangenen vierzehn Jahren. Im Namen des Vereins geht unser besonderer Dank an die Firma Breithaupt & Philipp, die uns in den letzten Jahren bereits mit der Bereitstellung ihrer Abstellfläche sehr geholfen hatte und nun auch beim Transport eine kaum von uns wieder gut zu machende Rolle übernahm. Ohne die fachkundige Hilfe der Transporteure wäre die Umsetzung sicherlich wesentlich schwieriger geworden. Außerdem geht unser Dank natürlich an das ArtDepot - und hier namentlich an Frau Galina Brieger -, ohne deren Hilfe und Interesse wohl beiden Fahrzeugen auch weiterhin eine ungewisse Zukunft bevorgestanden hätte.Petra Gürtler / Marc Beindorf – Foto: M. Beindorf
In unserer letzten Ausgabe hatten wir ein interessantes Foto vom Winter 1955/56 veröffentlicht, das einen Straßenbahnzug der Linie 4 mit einem Niesky´er Triebwagen und einem Danziger Beiwagen auf der Fahrt in Richtung Cracau bereits auf der neuen Trasse durch die damalige Wilhelm-Pieck-Allee (Ernst-Reuter-Allee) unweit von der damals noch im Stadtbild befindlichen Ulrichskirche zeigte. Für die Titelseite einer kürzlich erschienenen Broschüre über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft (?) der einst sehr bedeutenden Pfarrkirche der Magdeburger Altstadt haben die Herausgeber unter Federführung von Herrn Dr. Tobias Köppe übrigens genau das gleiche Foto ausgewählt, wenn auch mit einem etwas anderen Bildausschnitt.
Dank einer wesentlich besseren Bildauflösung gegenüber unserer Abbildung in Info 06/2010 ließ sich nun auch die Wagennummer des Triebwagens der Linie 4 eindeutig identifizieren. Es war der Wagen Nr. 97(II) aus der bekannten „Theaterausstellungsserie“ von 1927. Er muss offensichtlich 1955/56 (zumindest zeitweise) im Betriebshof Stadtfeld beheimat gewesen sein, was sich nicht zuletzt aus der Behängung mit einem Danziger Beiwagen schließen lässt.
In den 60er Jahren gehörte Triebwagen 97(II) bekanntlich zum Bestand des Betriebshofes Sudenburg, wo er bis zu seiner Ausmusterung (ca. 1971) vornehmlich als „Stammwagen“ auf den Linien 5 und 6 zum Einsatz kam. Die erwähnte Broschüre ist übrigens sehr zu empfehlen und zu einem Preis von 3,00 € (u. a.) in der Buchhandlung Fritz Wahle erhältlich. Neben zahlreichen historischen Abbildungen aus der Vor- und Nachkriegszeit sowie vielen wissenswerten geschichtlichen Erläuterungen ist hier auch eine maßstabsgerechte Grundrisszeichnung zu finden, die möglicherweise auch zu einem Nachbau im Modell anregen könnte.
–Christoph-
Baustellensommer bei der Magdeburger Straßenbahn
Wie schon in der Vergangenheit, so nutzte man auch in diesem Jahr erneut den Zeitraum der großen Schulferien zur Durchführung erforderlicher Gleisbaumaßnahmen. Im Rahmen einer 7-wöchigen Vollsperrung wurden vom 19. Juni bis zum 8. August zeitgleich die Gleise in der Cracauer Pfeifferstraße (verbunden mit behindertengerechten Haltestellen) sowie insgesamt 190 m Doppelgleis in der Ernst-Reuter-Allee umfassend saniert. Besonders im Stadtzentrum kam es dabei teilweise zu recht erheblichen Verkehrsbehinderungen und Umleitungen. Betroffen waren u. a. die SL 1, 4 und 6 sowie die Nachtlinien 94 und 95.Terminvorschau 2010 / 2011
21.08. Tag der offenen Tür beim O-Bus in Eberswalde
18./19.09. Hafenfest
01./03.10. „Modell-Hobby-Spiel“ in Leipzig
08.10. Vereinsabend der Magdeburger Straßenbahnfreunde
22./24.10. Modellbahnausstellung im ArtDepot
10.12. Vereinsabend der Magdeburger Straßenbahnfreunde
14./17.04.2011 AHN-Tagung in Turin
28./29.05.2011 Kleine Straßenbahn ganz groß in Erfurt
Fett Ausstellung mit vsl. Teilnahme der Magdebg. StraßenbahnfreundeBeitragszahlungen 2010
Wir bitten auf diesem Wege nochmals alle Vereinsfreunde, sofern noch nicht erfolgt, an die noch ausstehenden Beitragszahlungen für das laufende Kalenderjahr zu denken.
Arbeitstage im Hafen
Unsere Arbeitstage im Hafen finden regelmäßig Montags ab 16.30 Uhr und Sonnabends ab 14.00 Uhr statt.
Ansprechpartner:
Michael Menz Tel.: 0391/ 727 3748 oder 0171/ 622 52 85
Michael Götze Tel.: 0179/ 978 2044
Christoph Rudhard Tel.: 0511/ 286 2065Das Infoblatt gibt der Vorstand der Magdeburger Straßenbahnfreunde e. V. heraus. Das nächste InfoBlatt erscheint zum Clubabend am 08.10.2010 im Hafen in unseren Vereinsräumen.
Textbeiträge: Christoph Rudhard / Marc Beindorf / Petra Gürtler
Layout, Druck und Gestaltung: Michael Menz
Onlineversion der Ausgabe: Andreas Kanter