Onlineversion des Informationsblatt der Magdeburger Straßenbahnfreunde e.V.
Postfach 3611 - 39011 Magdeburg • Nr. 08 / 2012 • Redaktionsschluss: 08.08.2012

Fotografie
Kleine Straßenbahn – oder ganz groß (?)

Kleine Straßenbahn – oder ganz groß (?)

Sorry, da ist doch wohl mit dem Wörtchen „oder“ ein Wörtchen zu viel in unsere Überschriftzeile hinein gerutscht – oder ??. Schließlich heißt das Motto unserer - inzwischen längst international gewordenen – alljährlichen Modell­straßen­bahn­aus­stellungen doch „Kleine Straßenbahn – ganz groß“ - und diese fand in diesem Jahr in Jena bereits zum 9. Mal statt. Mit insgesamt 43 Ausstellern und mehr als 200 aktiven Mitstreitern war es zugleich die bisher größte Modell­straßen­bahn­aus­stellung in Deutschland und Europa, wobei an zwei Tagen über 5.000 Besucher (nach anderen Angaben sogar bis zu 6.000 Besucher) gezählt werden konnten.

Modellstraßenbahn funktioniert dabei bekanntlich in allen Nenngrößen und Spurweiten, angefangen von den ganz kleinen im Maßstab von 1:160 (oder gar 1:220) bis hin zu den großen im Maßstab von 1:22,5 oder auch 1:10. Hier liegen wir Magdeburger mit unserem Maßstab von 1:87 gewisser­maßen in der „goldenen“ Mitte.

In Jena gab es dabei allerdings eine ganz besondere Premiere, fuhren doch erstmals auch die ganz großen „Modelle“ im Maßstab von 1:1 mit „echten“ Fahrgästen mitten durch unsere Ausstellung hindurch. So kann (Modell-) Straßenbahn für Besucher hautnah erlebbar gemacht werden, auch wenn der Bremsstaub der „Großen“ den „Kleinen“ zuweilen recht viel „Stress“ bereitete. So mussten dann die Modell­straßen­bahner bei ihren Pflege­kindern zuweilen auch einmal mehr zu Pinsel und Reinigungs­set greifen.

Auch wir haben im Monat Juni nun den „stressigsten“ Teil des Jahres überstanden, denn nach Jena folgte zugleich Frankfurt am Main. Viele werden jetzt sicherlich fragen: Wie war es denn in Frankfurt ? Es war für alle Beteiligten sehr angenehm. Die Resonanz war, wie bereits im letzten Jahr, erneut überwältigend. So gab es immer wieder Kommentare, wie z. Bsp: "Sieht das aber gut aus" oder "und ist dies wirklich alles Eigenbau ? … Respekt davor".

Liebe Straßenbahnfreunde und Vereinsmitglieder, nun ist erst einmal die schönste Zeit im Jahr, der Sommer. Wer von Euch bisher noch keinen Urlaub hatte, dem wünschen wir auf diesem Wege recht frohe und erholsame Tage. Die nächsten Termine sind dann vorerst einmal unsere nächsten Vereinsabende, unsere geplante Tagesfahrt nach Hamburg am 18. August und im November wieder unsere große Ausstellung im Art Depot. Also nicht vergessen und auch ab und zu einmal ins Internet zu schauen. Bis dann - Euer Vorstand. (Titelfoto: Jürgen Puchert).


Seit 20 Jahren auf der Erfolgsspur über die Westringbrücke

„Wer braucht hier schon eine Straßenbahn, wo doch bereits heute der Bus fährt. Und außerdem: So viele Leute fahren ja da ohnehin nicht mit.“ Solche und ähnliche Worte klingen mir noch heute in den Ohren, als Anfang der 90er Jahre mit dem Bau der neuen Westringbrücke zeitgleich auf dem Südring die ersten Schienen verlegt wurden.

Wenn auch die Eröffnung der neuen Straßenbahn-Querverbindung von der Großen-Diesdorfer zur Halberstädter Straße vor nunmehr 20 Jahren an einem Julinachmittag des Jahres 1992 mitten in der Woche ohne größere Feierlichkeiten erfolgte, so gab es bereits an den ersten Betriebstagen der neuen Durchmesserlinie 1 von der Lerchenwuhne über den Westring bis nach Sudenburg einen regelrechten Fahrgastansturm, mit dem selbst kühnste Optimisten wohl kaum gerechnet hatten.

Erstmals konnten nun wichtige Einzugsgebiete, wie Arndt- und Gerhart-Hauptmann-Straße, Damaschkeplatz und Hauptbahnhof bis hinein in das Stadtzentrum von der Halberstädter Straße aus - und auch umgekehrt - ohne Umsteigen auf direktem Wege erreicht werden. Diese Verkehrsbeziehungen, die vor allem im Berufs- und Schülerverkehr für die Fahrgäste fortan erhebliche Vorteile brachten, hatte es zuvor bei der bestehenden Buslinie 52 nie gegeben, da der Bus lediglich eine örtliche Querverbindung zwischen der Großen-Diesdorfer und der Halberstädter Straße herstellte, ohne dabei jedoch die Mehrheit der Fahrgäste umsteigefrei an ihre tatsächlichen Ziele zu bringen. Demzufolge waren die Fahrgastzahlen auf dieser Route zuvor ver­ständ­licher­weise eher bescheiden gewesen, denn wer fährt schon mit dem Bus von Sudenburg bis zum Westring, um dann anschließend in Richtung Stadtzentrum nochmals in die Straßenbahn umzusteigen.

Hinzu kam an dieser Stelle ein entscheidender betrieblicher Aspekt, wurde doch mit der Eröffnung dieser neuen Straßenbahntrasse gewissermaßen zugleich einen zweite Ost-West-Verbindung geschaffen, da die wichtigen Außenäste in Richtung Diesdorf und Olvenstedt bei eventuellen Störungen oder Baumaßnahmen im Bereich der Unterführung Ernst-Reuter-Allee nunmehr auch über den Hasselbachplatz und die Halberstädter Straße erreicht werden konnten, ohne dabei jedes Mal eine betriebliche Netztrennung in Kauf nehmen zu müssen.

Diskussionen über die Notwendigkeit neuer Straßenbahnstrecken, die angeblich keiner wirklich brauchen würde, begleiten uns auch heute wieder im Zusammenhang mit der sog. zweiten Nord-Süd-Verbindung. Hier werden sowohl die neue Querverbindung über die Wiener und Raiffeisenstraße, als auch die geplante Neubau­strecke vom Breiten Weg bzw. Krökentor über die Walther-Rathenau- und Albert-Vater-Straße ins Neustädter Feld als verkehrspolitischer Unsinn sowie als angebliche Verschwendung von Steuergeldern öffentlich an den Pranger gestellt.

Kurioserweise sind solche Meinungsäußerungen nicht selten auch von Mitmenschen zu hören, die ihre Wege überwiegend mit dem Auto erledigen und unsere öffentlichen Verkehrsmittel deshalb nur sehr selten oder nie benutzen. Leider wird hier immer wieder der altbekannte Fehler begangen, dass zukünftigen Fahrgastzahlen einer geplanten Straßenbahnlinie an den Fahrgastzahlen einer bestehenden Buslinie gemessen werden, ohne dabei jedoch zu hinterfragen, warum gegenwärtig nicht mehr Fahrgäste diese Buslinie tatsächlich benutzen.

In einer klassischen Straßenbahnstadt, wie Magdeburg, sind Buslinien in der Regel nur Ergänzungslinien zum bestehenden Straßenbahnnetz, die lediglich punktuelle Erschließungsfunktionen in einzelnen Stadtgebieten übernehmen, ohne dabei jedoch Direktverbindungen bis in die Innenstadt anzubieten. So enden die Buslinien 52 und 54, die gegenwärtig die Wiener und Raiffeisenstraße durchfahren, bereits an der Porsestraße, wo kaum ein Fahrgast tatsächlich hin möchte. Hinzu kommt: Bis zur nächsten Straßenbahnhaltestelle in Richtung Innenstadt (AMO / Steubenallee) muss von der Porsestraße aus ein recht weiter Fußweg zurück gelegt werden, den wohl kaum ein Fahrgast tatsächlich in Kauf nehmen möchte.

Auch die Neubaugebiete Neustädter Feld und Kannenstieg sind mit den bestehenden Buslinien 69 und 71 auf den ersten Blick relativ gut an den ÖPNV angebunden – aber eben nicht an die Magdeburger Innenstadt. Wer nicht unbedingt an der Kastanienstraße nochmals in die Straßenbahn umsteigen möchte, der nimmt also besser gleich das Auto, auch wenn er in der Innenstadt erst einmal nach einem geeigneten Parkplatz suchen muss. Wer jedoch behauptet, eine Straßenbahn in das Neustädter Feld würde angeblich niemand brauchen, dem fehlt aus unserer Sicht der nötige Weitblick für einen zukunftsorientierten Stadtverkehr.

Die unumstrittene Tatsache, dass ein gesunder ÖPNV in einer modernen und lebensfreundlichen Großstadt zugleich auch ein Stück gesunder Lebensqualität bedeutet, sollte auch von unseren politischen Entscheidungsträgern verstärkt in den Fokus gerückt werden, anstatt gebetsmühlenartig immer wieder auf div. Beschlüsse zu verweisen, die in der Vergangenheit ´mal irgendwann gefasst worden sind. Was uns hier vor allem fehlt, das sind Visionen, Leidenschaft und politische Überzeugungskraft. – Christoph –


Straßenbahnbetriebshof Südost entsteht neu

Nach dem es zuletzt bei Ausstellungen auf unserem Anlagenteil „Betriebshof Südost“ wegen schlechtem Gleis- und Allgemeinzustand immer wieder zu Störungen kam, haben wir bereits vor einigen Monaten damit begonnen, dieses Anlagenteil komplett zu erneuern. Neben einem neuen Anlagenrahmen sowie neuen Gleisen und Weichen im Selbstbau wurden alle vorhandenen Gebäude einschließlich der großen Wagenhalle bei dieser Maßnahme wiederverwendet.

Auch ein Großteil der Oberleitungsmaste fand dabei erneut Verwendung. In den zurückliegenden Wochen konnte das Einpflastern der Straßendecke bereits weitgehend abgeschlossen werden. Gegenwärtig konzentrieren sich die Arbeiten hauptsächlich auf die Elektrik und auf die Landschaft.


Von wegen „Sommerloch“ – und nichts passiert

Wenn in den Fußballstadien das runde Leder ruht, wenn nicht gerade wieder einmal irgendwo Wahlkampf angesagt ist und wenn unsere sonst so wichtigen Politiker einfach Urlaub machen, dann haben die Zeitungen oftmals nicht viel zu schreiben und suchen dann krampfhaft nach irgendwelchen Themen, um ihre Seiten zu füllen – es sei denn, es sind gerade wieder einmal Olympische Spiele, Weltmeisterschaften oder irgendwelche anderen weltbewegenden Ereignisse. Ganz anders dagegen bei uns: Nach unseren sehr erfolgreichen Ausstellungstagen in Jena und Frankfurt gibt es auch rund um die Magdeburger Straßenbahn in diesen Tagen sehr viel Neues zu berichten.

Nach der Inbetriebnahme des nunmehr achten „Giga-Liners“ 1305 + 2205 gab es am 19. Juli im Straßenbahndepot Sudenburg den feierlichen „roll out“ des NGT8D Nr. 1373, der als erster Niederflurwagen aus der (vorerst) letzten Lieferserie von 2012 anschließend mit Fahrgästen in Richtung Rothensee sogleich auf Strecke ging. Auch 1374 und 1375 sind inzwischen eingetroffen, während 1373 vor einigen Tagen erstmals auch im regulären Linienverkehr beobachtet werden konnte.

Mit Beginn der diesjährigen großen Schulferien wurde ab dem 21. Juli nicht nur der obligatorische Ferienfahrplan eingeführt, sondern gleichsam auch wieder eine größere Gleisbaumaßnahme in Angriff genommen, geht es doch gegenwärtig darum, die im Bau befindliche Straßenbahn-Neubaustrecke nach Reform an die Bestandsstrecke in der Leipziger Straße anzubinden. Für die Straßenbahnlinien 3 und 9 wurde deshalb zwischen Hauptbahnhof und Leipziger Chaussee ein durchgehender Schienenersatzverkehr eingerichtet.

Da unter den gegebenen Umständen nur noch etwa 75 % der sonst im Einsatz befindlichen Straßenbahnzüge benötigt werden, sind Tatrawagen selbst an Werktagen inzwischen nur noch sehr selten im Einsatz zu beobachten. Die bereits vor einigen Wochen begonnenen Gleisbaumaßnahmen in der Otto-von-Guericke-Straße werden über den Sommer planmäßig fortgesetzt.

Sowohl auf der Otto-von-Guericke-Straße, als auch auf der Straßenbahnneubaustrecke in Richtung Reform kam dabei in den letzten Tagen wiederholt eine Gleisstopfmaschine der Fa. Spitzke zum Einsatz, wie man sie sonst nur auf Eisenbahngleisen zu sehen bekommt. Und ganz neben bei: Zum 1. August gab es bei Bussen und Bahnen wieder einmal eine Tarifanpassung, die jedoch dieses Mal in der Öffentlichkeit relativ verhalten aufgenommen wurde. So kostet u. a. der Einzelfahrschein jetzt 1,90 € - und nicht mehr wie bisher 1,80 €.

Jürgen Puchert hat uns zum Niederflureinsatz und zum aktuellen Baugeschehen einige sehr interessante Fotos übermittelt, wovon wir eine kleine Auswahl an dieser Stelle gern veröffentlichen wollen. Mit unserer Fortsetzungsreihe zur Magdeburger Straßenbahngeschichte, aufgezeigt an den historischen Fahrzeugen 138 und 300, geht es dann in unserer Oktoberausgabe wieder weiter.


Magdeburger Bilderbogen aktuell

Foto vom NGT 1373 -

Seit einigen Tagen kann NGT8D Nr. 1373 - erster Niederflurwagen aus der (vorerst) letzten Lieferserie von 2012 – auch im regulären Liniendienst beobachtet werden. Das Stirnwandblech unter der Frontscheibe und die Lampenanordnung wurden gegenüber den Vorgängerserien geringfügig verändert. Jürgen Puchert nahm den Wagen am 01.08.2012 auf SL 6 am Westfriedhof auf.

Foto von Gleisstopfmaschine -

Am 23.07.2012 war die Plassermatic-Gleisstopfmaschine vom Typ 08-275/4ZW der Fa. Spitzke auf der Otto-von-Guericke-Straße im Einsatz. Durch die Ausstattung mit vier Verladehubzylindern kann sich die Maschine in Zweiwegetechnik ohne fremde Ladehilfe auf einen Tieflader selbst heben und sich auch umgekehrt wieder auf das Gleis absetzen. Zur Spurführung auf Rillenschienengleisen der Straßenbahn dienen dabei zusätzlich gesonderte Kleinräder vor und hinter den Drehgestellen - ähnlich wie bei einem Zweiwegebagger. Die Maschine war zuletzt auch auf der Straßenbahn-Neubaustrecke nach Reform zu beobachten. (Foto: Jürgen Puchert).


Straßenmodelle Naumburg

Falls eine ausreichende Anzahl von Bestellungen zu Stande kommt, können von der Fa. Herrmann&Partner weitere HO-Bausatzmodelle der Naumburger Straßenbahn – so Tw. 23 (LOWA-ZR) und Tw. 38 (T57-ZR) - gefertigt und geliefert werden. Interessenten melden sich bitte kurzfristig bei Jürgen Puchert.

Tagesfahrt zum Miniaturwunderland in Hamburg am 18.08.2012

Wir planen auch in diesem Jahr wieder nach Hamburg zu fahren. Wer dort mitkommen möchte, der melde sich bitte kurzfristig und verbindlich bei Michael Menz. Treffpunkt ist am Sonnabend, dem 18.08 um 5:45 Uhr am Hauptportal des Magdeburger Hbf. Der Zug fährt um 6:02 Uhr.

Terminvorschau 2012

18.08. Tagesfahrt zum Miniaturwunderland in Hamburg
22./23.09. Familienfest im Magdeburger Handelshafen
12.10. Vereinsabend MSF e. V. „Leo´s Schlemmer-Imbiss“
02./04.11. Magdeburger Modellbahnausstellung im ArtDepot
15.12. Jahresabschluss MSF e. V. / Vereinskeller im Handelshafen

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Fett Ausstellungen mit vsl. Teilnahme der Magdebg. Straßenbahnfreunde.


Arbeitstage im Hafen

Unsere Arbeitstage im Hafen finden regelmäßig Montags ab 16.30 Uhr und Sonnabends ab 14.00 Uhr statt.

Ansprechpartner:

  • Michael Menz Tel.: 0391/ 727 3748 oder 0171/ 622 52 85
  • Jörg Lahn Tel.: 0162/ 98 76 175
  • Christoph Rudhard Tel.: 0511/ 286 2065

Das Infoblatt gibt der Vorstand der Magdeburger Straßenbahnfreunde e. V. heraus. Das nächste Infoblatt erscheint zum Vereinsabend am 12.10.2012.

Textbeiträge: Christoph Rudhard / Jürgen Puchert / Jörg Lahn
Layout, Druck und Gestaltung: Michael Menz
Onlineversion der jeweiligen Ausgabe: Andreas Kanter