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Ausgabe Nr. 08/2017 • www.msf-ev.de — Atw. 521 in Jahre 1941 • Foto: Privatarchiv Harald Jungbar |
Rätselhafte Arbeitstriebwagen (2)
Ist es denkbar, dass in der unmittelbaren Nachkriegszeit ausgemusterte Beiwagen zu Arbeitstriebwagen (Atw.) umgebaut bzw. zumindest deren Wagenkästen für den Neuaufbau kriegsbeschädigter oder anderweitig nicht mehr gebrauchsfähiger Atw. wiederverwendet worden sind? Diese Frage hatten wir in Info 04/2017 im Zusammenhang mit dem ehemaligen Beiwagen 260(II) gestellt, der zuletzt als Wartehalle an der Westerhüsener Fähre noch für einige Zeit weiter genutzt worden war. Anlass für diese Fragestellung war, dass es in den Nachkriegszeit eine Reihe von geschlossenen Atw. gab, die den 1922 in eigener Werkstatt umgebauten zweiachsigen Triebwagen der sog. Anfangsserie (und späteren Beiwagen 260 bis 264) auffällig ähnlich sahen. Hinzu kommt an dieser Stelle die Tatsache, dass Umbauten von Arbeitsfahrzeugen in der einschlägigen Magdeburger Straßenbahnliteratur von den Chronisten leider nur sehr marginal dokumentiert worden sind, was uns auch bei der Geschichte anderer Verkehrsbetriebe immer wieder begegnet.
Glücklich schätzen kann sich an dieser Stelle jeder, der wie wir, über eine umfangreiche historische Fotosammlung verfügt, wobei uns einmal mehr das umfangreiche Bildarchiv unseres verstorbenen Straßenbahnfreundes Harald Jungbär bei unseren Recherchen eine wertvolle Hilfe war. Mit dem Foto, das den inzwischen geschlossenen Atw. 521 mit der Schweißgerätelore 540 bereits im Jahre 1941 vor der Kulisse der noch unzerstörten Hauptwerkstatt Herrenkrugstraße zeigt, existiert in diesem Falle ein unumstößlicher Beweis, dass es derartige Atw. in Magdeburg bereits vor 1945 gegeben hat. Interessant sind dabei auch das damals übliche MSAG-Wagensignet, der kriegsbedingte Tarnscheinwerfer sowie die Verzierungen an der Dachkante. Da mit den Atw. 510, 511, 513, 514, 520 und 521 (später 710 bis 721) bis in die 60er Jahre insgesamt mindestens sechs derartige Wagen existierten, kann hier von einem serienmäßigen Umbau ausgegangen werden, der sich weitgehend an der Umbauserie der Personentriebwagen von 1922 orientierte.
Wer an dieser Stelle nochmals unserer Titelfoto aus Info 04/2017 mit dem Bw. 260(II) (vormals Tw. 3) oder vergleichbare Fotos aus dem Buch von Klaus Günther zur Hand nimmt, wird dabei allerdings zwei wesentliche Unterschiede feststellen. So erhielten die Umbautriebwagen von 1922 (und späteren Beiwagen) Außenschiebetüren, wobei zur Aufnahme dieser Türen die bisherigen schmalen Seitenfenster zwischen Fahrgastraum und Plattform verschwanden. Ferner wurden oberhalb der Strirnwandfenster schmale Lüftungsschlitze eingebaut, die auch bei den Beiwagen bis zur Ausmusterung beibehalten wurden. Bei der Umbauserie der späteren Atw. ab ca. 1941 wurde dagegen auf Außenschiebetüren und Lüftungsschlitze verzichtet, womit auch die schmalen Seitenfenster zur Plattform hin in der ursprünglichen Form verblieben.
Neben den ab ca. 1941 geschlossenen Atw. gab es auch div. Atw. mit einer nachträglich vorgesetzten Perronverglasung (sog. „Gewächshausverglasung“). Dies betraf u. a. die Atw. 503 (703) und 522 (722). Letzter Zweiachser mit völlig offenen Plattformen war Atw. 524 (724), der bis 1967 in der Hauptwerkstatt Herrenkrugstraße genutzt wurde. Entsprechende Fotos reichen wir gern zu gegebener Zeit noch nach. (CR)
Erfolgreiche AHN-Tagung 2017 im Land Brandenburg
Vom 20.04. bis 23.04.2017 fand im Land Brandenburg die 29. Tagung der Arbeitsgemeinschaft Historischer Nahverkehr (AHN) statt, die gemeinsam von den historischen Nahverkehrsvereinen in Potsdam, Brandenburg, Frankfurt (Oder) und Schöneiche-Rüdersdorf ausgerichtet wurde. Erstmals gab es an dieser Stelle eine AHN-Tagung im Zusammenwirken mehrerer Vereine an 4 verschiedenen Standorten. Über 100 Teilnehmer aus Deutschland und anderen europäischen Ländern folgten dabei dem vielfältigen und anregenden Vortragsprogramm.
Die ausrichtenden Vereine und Verkehrsunternehmen stellten sich auch dieses Mal wieder mit interessanten Einblicken in ihre tägliche Arbeit und dem Ausblick in die Zukunft vor. Die Oberbürgermeister und Beigeordneten der gastgebenden Städte referierten dabei über ihre Aufgaben zur Stadtentwicklung, natürlich vorrangig unter dem Aspekt des öffentlichen Personennahverkehrs und der Zusammenarbeit mit den Nahverkehrsvereinen.
Interessante Fachvorträge folgten darüber hinaus zum Umgang mit Denkmalen des örtlichen Schienenverkehrs, zur Restaurierung von Fahrzeugen, zum Erhalt von Omnibussen, zur Historie des Nahverkehrs in Rotterdam, zur Erlangung der Gemeinnützigkeit des VDVA und zu einem historischen Rückblick auf den Nahverkehr in der DDR im Jahre 1973 durch unseren langjährigen dänischen Freund Mikael Lund. So war u.a. auch zu erfahren, dass in Potsdam nach dem sehr gelungenen Nachbau des historischen Lindner-Straßenbahntriebwagens aus dem Jahr 1907 ein weiteres Projekt mit dem Nachbau eines Beiwagens hinzukommen wird. Beachtenswert ist auch das Projekt zum Wiederaufbau des 4-achs. Tw. 3 in Schöneiche.
Bei den touristischen Programmteilen erfolgten Rundfahrten mit historischen Fahrzeugen sowie Besichtigungen der Betriebsanlagen und Vereinsdomizile der gastgebenden Vereine und Verkehrsunternehmen. Neben verschiedenen LOWA- und Gotha-Wagen konnten wir bei den Rundfahrten u. a. den Potsdamer KT4D-Prototyp 001, den Brandenburger Lindner-Tw. 30, die Frankfurter Tw. 41 und 60 (Waggonfabrik Wismar) und den Schöneicher Eigenbau-Tw. 73 im Einsatz erleben.
Zu den Höhepunkten der Tagung gehörten u. a. auch eine abendliche Schifffahrt von Brandenburg nach Potsdam, ein von Vereinsfreund Uwe Lademann selbst gefahrenen Sonderzug von Potsdam nach Frankfurt (Oder), ein von Potsdam nach Schöneiche durchgeführter Transfer mit historischen Bussen durch den Förderverein der Arbeitsgemeinschaft Traditionsbus Berlin e.V. sowie natürlich wieder vielfältige persönliche Kontakte zu unseren Partnervereinen und uns nahestehenden Straßenbahnfreunden.
Wir danken auf diesem Wege nochmals den Organisatoren der Vereine Ivo Köhler, Robert Leichsenring, Uwe Rohloff, Peter Kotecki, Toni Krüger, Kersten Heising, Frank Heising, Sebastian Stahl, Arne Siewert, den Referenten der Fachvorträge sowie allen anderen namentlich nicht genannten Akteuren und den Geschäftsführungen der Verkehrsunternehmen für die sehr gelungene Veranstaltung. Die 30. AHN-Tagung wird 2018 von den Straßenbahnfreunden Chemnitz e.V. ausgerichtet. Im Jahr 2019 werden wir in Dresden zu Gast sein. (JP)
14. „Kleine Straßenbahn ganz groß“ in Stuttgart
Nach der „verflixten 13“ und einigen langen Gesichtern im letzten Jahr in Neumüster konnte es bei der 14. Auflage der „Kleinen Straßenbahn ganz groß“ in diesem Jahr in der Stuttgarter Straßenbahnwelt eigentlich nur besser werden, zumal schon allein der Veranstaltungsort im ehemaligen Straßenbahndepot Bad Cannstadt sowie der dortige Verein von vorn herein wieder eine sehr erfolgreiche Veranstaltung, gepaart mit einer großen Besucherzahl, erwarten ließen.
Sowohl für den gastgebenden Verein, der die Veranstaltung einmal mehr mit großer Professionalität vorbereitet hatte, als auch für die teilnehmenden Vereine, Modellbauer, Hersteller und Händler kehrte die „Kleine Straßenbahn ganz groß“ ohne Frage am letzten Maiwochenende 2017 in die Erfolgsspur zurück, wobei in den Medien erneut von der größten Modellstraßenbahnveranstaltung Europas die Rede war.
Wer an dieser Stelle mehr erfahren möchte, dem sei zunächst die aktuelle Ausgabe vom „Straßenbahn-Magazin“ (Heft 8/2017) empfohlen, die neben einem ausführlichen Bericht auch zahlreiche Fotos enthält. Auch wir sind dort übrigens wieder mit einem kleinen Foto von unserer Anlage vertreten; Fortsetzung folgt, vielleicht auch mit einigen Bildern in unserem nächsten Infoblatt. (CR)
Neues zum Wagenpark
Das aktuell laufende Umrüstungsprogramm der elektronischen Fahrtzielanzeigen bei den Magdeburger NGT8D auf neue Matrixanzeigen mit weißer Schrift sowie mit farbig hinterlegter Liniennummer (siehe auch Info 06/2017) war bis auf wenige Wagen der 3. Lieferserie Anfang August nahezu abgeschlossen. Damit haben die Verkehrsbetriebe einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der optischen Fahrgastinformation geleistet, wofür man an dieser Stelle Lob und Anerkennung aussprechen muss. Die Umrüstung der Fahrzeuge erfolgte dabei überwiegend in den eigenen Nebenwerkstätten im Rahmen der planmäßigen Wartung und Instandhaltung durch die Mitarbeiter des Unternehmens. (CR)
Gelungener Tagesausflug nach Hamburg
Auch in diesem Jahr stand am 29.07. wieder einmal eine Tagesfahrt ins Hamburger Miniaturwunderland auf unserem Programm, wobei traditionell die recht preiswerte Bahnverbindung über Uelzen (RE) und weiter mit dem „Metronom“ in Richtung Hamburg genutzt wurde. Da in Hamburg die U3 leider wegen Bauarbeiten zwischen Hauptbahnhof und Rathaus unterbrochen war, musste das „MiWuLa“ dieses Mal über einige Umwege erreicht werden.
Dank vorbestellter Karten ging dann aber alles trotzdem recht reibungslos von statten. Nach einem Mittagsessen im Ausstellungsrestaurant wurde am Nachmittag das Museum für Hamburgische Geschichte besucht, wo eine große Spur-I-Modellbahnanlage mit einem interessanten Fahrbetrieb zu bewundern ist. Auch für Freunde historischer Schiffsmodelle gibt es hier allerhand zu entdecken. (CR / MB)
Termine 2017
09./10.09. Familienfest im Wissenschaftshafen
15./17.09. 125 Jahre Straßenbahn in Naumburg
06.10. Vereinsabend MSF e. V. – Leo´s Schlemmerimbiss
13./15.10. Modellbahnausstellung Magdeburg
08.12. Vereinsabend MSF e. V. – Leo´s Schlemmerimbiss (optional)
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Fett - Veranstaltungen mit vsl. Teilnahme der Magdeburger Straßenbahnfreunde.
Arbeitstage in unserem Vereinsobjekt Walbecker Straße 54
Unsere Arbeitstage in unserem Vereinsobjekt finden regelmäßig am Sonnabend ab 14.00 Uhr statt. Änderungen bei Veranstaltungen sowie an Feiertagswochenenden sind vorbehalten.
Ansprechpartner:
- Michael Menz Tel.: 0391 731 58 81 oder 0171 622 52 85
- Michael Götze Tel.: 0152 025 80 649
- Marco Dankel Tel.: 0151 424 30 567
Das Infoblatt erscheint im Auftrag des Vorstandes der Magdeburger Straßenbahnfreunde e. V.
Redaktion: Christoph Rudhard, Tel.: 0531 704 3255 (tagsüber in Braunschweig).
Text- und Bildbeiträge:
Jürgen Puchert (JP) / Marc Beindorf (MB) / Christoph Rudhard (CR)
Layout und Druck des Vereinsblattes: Michael Menz
Layout der Internetseiten: Andreas Kanter