www.msf-ev.de Informationsblatt der Magdeburger Straßenbahnfreunde e. V.

Postfach 3611 – 39011 Magdeburg Nr. 10 / 2007 Redaktionsschluß: 09.10.2007

Hist. Magdeburger Tw. 23(II) in Potsdam

Die Schwerpunktthemen

Straßenbahnjubiläum in Potsdam

In der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam wurde am diesjährigen ersten Septemberwochenende das 100-jährige Jubiläum der „Elektrischen“ mit zahlreichen Veranstaltungen würdig gefeiert. Besonderer Höhepunkt war ein großer Fahrzeugkorso am Sonntagnachmittag mit Straßenbahnen von der Anfangszeit des elektrischen Betriebes (Wiener Tw. 299 / heute im Tramwaymuseum Mariazell beheimatet) bis hin zum modernen Niederflur-„Combino“ (Tw. 407 aus Potsdam). Der historische Magdeburger Tw. 23(II) – in den örtlichen Presseankündigungen fälschlicherweise als „Pullmann-Wagen aus Magdeburg“ bezeichnet – verkörperte die „goldenen“ 20er Jahre, während die ersten Neubaufahrzeuge aus der DDR-Produktion nach dem zweiten Weltkrieg durch den Rostocker LOWA-Tw. 46 repräsentiert wurden. Der Gastgeber aus Potsdam war mit dem Gotha-Gelenkwagen Nr. 177, dem Gotha-Dreiwagenzug 109-214-218 sowie mit dem KT4D-Prototyp Nr. 001 und einem KT4D-MOD vertreten. Im Anschluß an den Korso verkehrten die v. g. Fahrzeuge im öffentlichen Liniendienst zum Nulltarif, was von den zahlreichen Besuchern dankbar angenommen wurde. Ferner waren auch die Magdeburger Straßenbahnfreunde e. V. mit Teilen ihrer Modellstraßenbahnanlage in der Wilhelmgalerie ein echter Publikumsmagnet. Unser Titelfoto, das den historischen Magdeburger Tw. 23(II) am bekannten Nauener Tor zeigt, stellte uns Heiko Wille zur Verfügung.

125 Jahre Nahverkehrsgeschichte in Halle / Saale

Am Samstag, 8. September 2007, startete der Verkauf der neuen Chronik der Halleschen Verkehrs-AG (HAVAG) „Wie Halle ins Rollen kam – 125 Jahre Nahverkehr in Halle“. Herausgeber ist die HAVAG, Autor ist der freiberufliche Redakteur und Publizist Dr. Olaf Thomsen. Das 232 Seiten umfassende Buch erscheint im halleschen Fliegenkopf-Verlag. Es kostet 24,95 Euro und ist ab sofort in Halle in der Lippertschen Buchhandlung, den Service-Centern der HAVAG, über www.havag.com sowie im Buchhandel erhältlich. Die neue Chronik erscheint anlässlich der ersten Straßenbahnfahrt in Halle am 15. Oktober 1882. Dieses Ereignis jährt sich zum 125. Mal und markiert somit 125 Jahre Nahverkehr in Halle.

Nach der 1991 erschienenen Chronik „100 Jahre elektrisch durch Halle“, die sich vorrangig mit der Geschichte des Straßenbahnnetzes in der Saalestadt beschäftigte, schlägt der Autor in dem neuen Buch einen weiteren Bogen. So nehmen auch der städtische Omnibus- und Taxibetrieb, die verkehrspolitische Entwicklung ab 1990 sowie die Erschließung des nach der Wende eingemeindeten Stadtteils Halle-Neustadt einen gebührenden Raum ein. Ferner wird im Oktober / November 2007 im örtlichen Stadtmuseum eine Jubiläumsausstellung zu sehen sein, bei der auch einige Anlagenteile aus der Halleschen und Magdeburger Modellstraßenbahnanlage zu den geplanten Exponaten gehören werden. (Quelle: HAVAG / Jürgen Puchert)

Spurensuche: Die „Elbschaukel“

Unter den insgesamt 61 Trieb- und Beiwagen der Magdeburger Straßenbahn, die in den 50er Jahren zwecks Neuaufbau und Modernisierung die Montagehallen des VEB Waggonbau Gotha durchliefen – wir berichteten ausführlich in unserer letzten Ausgabe – befanden sich auch die beiden 1921 bei HAWA in Hannover gebauten Triebwagen Nr. 32(II) und 34(II), die 1956 nach erfolgtem Umbau wieder in Dienst gestellt wurden. Beide Fahrzeuge gelangten anschließend in den Einsatzbestand der Betriebsbahnhöfe in Stadtfeld und Buckau. Sie blieben allerdings Einzelgänger im Fahrzeugbestand, was am Ende wohl auch den Ausschlag für ihre relativ frühzeitige Aussonderung (bereits im Jahre 1967) gab. Ähnlich, wie bei den bereits 1955 umgebauten Triebwagen Nr. 41, 42 und 44 bis 47 aus der ehemaligen „Maximium“-Serie deutet aus meiner Sicht auch bei diesen beiden Fahrzeugen einiges darauf hin, dass sie seinerzeit in Gotha mit neuen Wagenkästen ausgestattet wurden, wenngleich der einschlägigen Literatur diesbezüglichen keine entsprechenden Hinweise zu entnehmen sind. Die Wagenkästen mit ihren flachen Tonnendächern und den modernen Seitenwandfenstern entsprachen dabei äußerlich weitgehend den bekannten Aufbauwagen und erinnerten nur noch im Hinblick auf ihre Außenabmessungen an die ursprünglichen Spenderfahrzeuge. Die Fahrgasträume besaßen dem Zeitgeschmack entsprechend helle Holzverkleidungen sowie grüne Polstersitze, was den Fahrzeugen ein recht modernes und ansprechendes Erscheinungsbild gab.

Im Jahre 1959 staunte ich als kleiner Junge beim Blick aus dem elterlichen Küchenfenster nicht schlecht, als plötzlich der Tw. Nr. 32(II) auf einem Tieflader direkt hinter unserem Haus an der Magdeburger Krügerbrücke eintraf. Anlaß war eine Live-Sendung des DDR-Fernsehen, bei der bereitwillige Leute aus dem Publikum gesucht wurden, die sich spontan einen Malerkittel überziehen sollten, um im Verlaufe dieser Sendung selbigen Straßenbahnwagen in den Stadtfarben grün-rot anzupinseln. Auf diese Weise sollte nun auch Magdeburg nach dem Vorbild anderer Städte einen Stadtrundfahrtwagen erhalten. Was hier in kürzester Zeit von nicht ausgebildeten Amateurmalern im wahrsten Sinne des Wortes „über die Bühne“ gezogen wurde, war jedoch nicht von bleibender Qualität und erst recht nicht zum späteren Vorzeigen in der Öffentlichkeit geeignet. Wie ehemalige Straßenbahner berichten, hatten die Kollegen in der MVB-Hauptwerkstatt danach alle Hände voll zu tun, um die recht dilletantisch aufgebrachten Ölfarben wieder zu entfernen und dem Wagen schließlich eine verkehrswerbende Außenlackierung zu geben. Die jüngsten Veröffentlichungen von Dieter H. Michel sowie mehrere Leserzuschriften in der Magdeburger „Volksstimme“ nahm ich schließlich vor einigen Wochen zum Anlaß, um in einem weiteren Leserbrief öffentlich anzufragen, wer uns eventuell ein Foto zur Verfügung stellen könnte, das diesen Wagen in der damaligen Lackierung als Magdeburger Stadtrundfahrt mit dem Schriftzug „Elbschaukel“ zeigt. Wenn diese Aktion bisher auch (noch) nicht von Erfolg gekrönt war, so erhielten wir dennoch inzwischen unabhängig davon eine Schwarz-Weiß-Kopie von einem qualitativ recht schlechten Zeitungsfoto vom Herbst 1959 aus der Sammlung des bekannten Stuttgarter Straßenbahnfreundes Klaus Günther. Es zeigt den Wagen in einer Lackierung, die offensichtlich nur von sehr kurzer Dauer war, nach dem die MVB-Hauptwerkstatt die farbigen Hinterlassenschaften der ungeübten Freizeitmaler aus der Fernsehsendung zunächst erst einmal beseitigt hatte. Hier zeigt der Wagen wieder das übliche elfenbein (mit grünen Zierlinien ?) und zusätzlich unter den Seitenfenstern den Schriftzug „Stadtrundfahrt“ in einer damals gebräuchlichen Normschrift. Am vorderen Stirnwandblech hatte man zusätzlich eine künstlerische Gestaltung vorgenommen, die ich als Bugwelle vor einem (die Elbe) durchfahrenden Schiff interpretieren würde. Diese stilisierten Wasserwellen befanden sich später (etwa ab 1960) auch an den Längsseiten unterhalb der Seitenfenster. Sie waren in der Farbe rehbraun gehalten und trugen zusätzlich den Schriftzug „Elbschaukel“, der sich künstlerisch dem Verlauf der Wasserwellen anpasste. Die feierliche Einweihung der Stadtrundfahrt, verbunden mit der Namensverleihung als „Elbschaukel“. fand lt. „Volksstimme“ wenig später im Beisein von Radsportlegende Gustav-Adolf („Täve“) Schur statt. Der aktive Einsatz endete nach eigenen Beobachtungen etwa im Jahre 1963, bevor der Wagen schließlich abgestellt und 1967 verschrottet wurde. (Christoph Rudhard)

Baumaßnahmen im Stadtzentrum abgeschlossen  

Pünktlich zum Ende der großen Schulferien wurde am Abend des 29. September 2007 der letzte Bauabschnitt im Zuge der vollständig erneuerten Gleisanlagen am Knotenpunkt Ernst-Reuter-Allee / Breiter Weg erfolgreich abgeschlossen. Nach den umfangreichen Maßnahmen im Sommer 2006 im südlichen und westlichen Teil waren die Bautrupps seit der Woche nach Pfingsten 2007 nunmehr auf der Nord- und Ostseite der am stärksten befahrenen Magdeburger Gleiskreuzung tätig, was in den Sommermonaten mit umfangreichen Einschränkungen und Umleitungen im Straßenbahnverkehr verbunden war.

Terminvorschau 2007 / 2008

12./14.10. „Modell&Hobby“-Messe Leipzig

14.10. HAVAG-City-Tag in Halle (Saale) / Streckeneröffnung *)

07./09.12. Weihnachtsausstellung im ehem. „Modehaus Adrett“ *)

14.12. Vereinsabend der Magdeburger Straßenbahnfreunde

16./17.02.08 Modellbahnausstellung in Oldenburg *)

*) mit geplanter Teilnahme der Magdeburger Straßenbahnfreunde

Arbeitstage im Hafen

Unsere Arbeitstage im Hafen finden regelmäßig Montags ab 16.30 Uhr und Sonnabends ab 14.00 Uhr statt; (vorgesehene Arbeiten: Weitere Ausgestaltung unserer Vereinsräume; Komplettierung der Anlagen-Module „Steubenallee“ und „Planckstraße“; Werterhaltung an den vorhandenen Modell-Anlagenteilen).

Ansprechpartner:

Michael Menz
Tel.: 0391/ 73 14 094 oder Mobil: 0171/ 622 52 85

Klaus Eimer
Tel.: 0391/ 25 42 147

Christoph Rudhard
Tel.: 0511/ 286 2065

Das Infoblatt gibt der Vorstand der Magdeburger Straßenbahnfreunde e. V. heraus. Das nächste Info-Blatt erscheint zum Vereinsabend am 14. Dezember 2007 / 17:30 Uhr im Hafen.

Textbeiträge: Christoph Rudhard / Jürgen Puchert
Druck und Gestaltung:
Michael Menz