Onlineversion des Informationsblatt der Magdeburger Straßenbahnfreunde e.V.
Postfach 3611 - 39011 Magdeburg          Nr. 10 / 2009      Redaktionsschluß: 06.10.2009

Themen

· Lange Wismarer wurden zu Hecht-Beiwagen
· Magdeburg: Erneute Veränderungen im Tatrawagenpark
· Großer Bahnhof im Schkeuditzer Straßenbahndepot


Beiwagen 38 Werksfoto Wismar

Lange Wismarer wurden zu Hecht-Beiwagen

In unserer letzten Ausgabe [s. Archiv] hatten wir ausführlich über die ehemaligen Kösliner Beiwagen berichtet, von denen ab 1938 in Magdeburg insgesamt vier Stück unter den Betriebsnummern 267(II) bis 270(II) zum Einsatz kamen. Neben den beiden fünffenstrigen Beiwagen Nr. 30 und 31 [später Nr. 267(II) und 268(II)] sind zumindest zwei Wagen aus der letzten Kösliner Lieferserie Nr. 36 bis 39 von 1915 nachweisbar, die wegen ihrer großen Länge umgebaute Plattformen in Hechtwagenform erhielten; [lt. Literatur: ex Köslin Nr. 38 und 39 / in Magdeburg Nr. 269(II) und 270(II)].

Das Werksfoto aus der Waggonfabrik Wismar, das uns freundlicherweise Axel Reuther aus Köln zur Verfügung stellte, zeigt einen dieser Wagen im Ursprungszustand mit sieben großen Seitenfenstern. Beim späteren Umbau nach erfolgter Übernahme durch die Magdeburger Straßenbahn bezog man dabei das erste und das siebente Seitenfenster in die spitz zu laufenden Hechtwagenplattformen ein, so dass vom ursprünglichen Original nur die mittleren fünf großen Fenster verblieben.

Anstelle der anfangs eingebauten einflügeligen Schiebetüren erhielten die Wagen in Magdeburg zweiflügelige Teleskoptüren, die im Berufsverkehr einen schnellen Fahrgastwechsel ermöglichten. Gleichzeitig verlängerte man auch die aufgesetzten Laternendächer als sog. Schleppdächer bis zu den äußeren Perronenden. Wer als Leser ein Foto von den späteren Magdeburger Wagen 269(II) und 270(II) zur Hand hat, kann die zuvor beschriebenen Umbauten im Einzelnen recht leicht nachvollziehen. Hilfreich ist an dieser Stelle auch das 1999 bei Schweers & Wall erschienene Magdeburger Straßenbahnbuch von Klaus Günther; [hier Seite 127 mit entsprechenden Abbildungen].

Wie bereits in unserer letzten Ausgabe dargestellt, sind die Ausführungen zu den ehemaligen Kösliner Beiwagen in der einschlägigen Magdeburger Straßenbahnliteratur insgesamt gesehen recht widersprüchlich und fehlerhaft. Da die Aufzeichnungen von H. Jungbär und anderen Chronisten über die Kriegsverluste der Magdeburger Straßenbahn jedoch im Allgemeinen sehr detailliert und schlüssig sind, erscheint es zunächst nahe liegend, dass die beiden letzten der insgesamt sechs aus Köslin übernommenen Fahrzeuge, welche in Magdeburg nicht mehr zum Einsatz kamen und schließlich 1945 in der Hauptwerkstatt zerstört wurden, die ehemaligen Sommerbeiwagen Nr. 34 und 35 gewesen sind.

Unter dem Gesichtspunkt einer angestrebten weitgehenden Typenreinheit ist es aber andererseits auch denkbar, dass Magdeburg alle vier ehemaligen Wismarer mit den Betriebsnummern 36 bis 39 übernahm, während die vier ehemaligen Sommerwagen Nr. 32 bis 35 dagegen geschlossen nach Kattowitz abgegeben wurden. Diese Möglichkeit schließt auch Jörn Müller aus Hamburg im Ergebnis seiner persönlichen Recherchen nicht aus, was bedeuten würde, dass der in unserer letzten Ausgabe - und auch bei Klaus Günther - abgebildete Wagen mit der Betriebsnummer 35 in Wirklichkeit niemals nach Magdeburg kam. – C. Rudhard -


Magdeburg: Erneute Veränderungen im Tatrawagenpark

Mit dem geplanten Verkauf von insgesamt 31 Trieb- und 7 Beiwagen der Typen T4D und B4D [überwiegend T4Dmod und B4Dmod – darunter aber auch die letzten noch vorhandenen nicht modernisierten Tatra´s] kam es im Monat August überraschend zu einer Reaktivierung von div. Tatratriebwagen, die bereits vor längerer Zeit von uns als „vorläufig abgestellt“ gemeldet waren. Wieder im Einsatz beobachtet wurden dabei 1167, 1216, 1217, 1222, 1223, 1228, 1229 und 1274(II). Ein Teil dieser Wagen war erst zum Jahresende 2008 im Zusammenhang mit der Ausrüstung von Fahrscheinautomaten aus dem Einsatzbestand ausgeschieden.

Die Wagen 1217 und 1223 waren dagegen bereits seit mehreren Jahren zunächst im ehemaligen Betriebshof Stadtfeld und später im Betriebshof Nord längerfristig abgestellt. Gleiches galt auch für die Wagen 1182/1183 und 1208(II)/1209, von denen zunächst Tw. 1208(II) eine äußere Aufarbeitung erhielt, um im September 2009 in den Einsatzbestand zurückzukehren. Das Fahrzeug (zuletzt Vollwerbung für „Lotto-Toto“) behielt dabei seine durchgehend grüne Außenlackierung, die durch einen roten Zierstreifen mit rotem Lätzchen und dem MVB-Logo an der Vorderfront ergänzt wurde. Sein „Partner“ 1209 sowie das „Pärchen“ 1182/1183 und der bis zuletzt eingesetzte Beiwagen 2120 sind als vorläufige Betriebsreserve für den Betriebshof Nord vorgesehen. Nach vorläufigen Informationen wurden dagegen nachstehende Fahrzeuge zum beabsichtigten Verkauf an Dritte abgestellt:

1198, 1211, 1212 [alle T4D nicht modernisiert], 1230 bis 1239, 1242, 1243, 1246, 1247, 1249 bis 1251, 1255 bis 1257, 1260 bis 1262, 1264, 1265, 1268, 1269, 1273 [alle T4Dmod] sowie 2089, 2094, 2105 [alle B4D nicht modernisiert], 2126, 2134, 2140, 2141 [alle B4Dmod].


Großer Bahnhof im Schkeuditzer Straßenbahndepot

Straßenbahnen von der sächsischen Metropole Leipzig in die einst zu Preußen gehörende Nachbarstadt Schkeuditz verkehren bereits seit 1910, nach dem die Leipziger Außenbahngesellschaft am geplanten Endpunkt der Überlandlinie bereits im Jahre 1909 einen Betriebshof errichtet hatte. Der für die Strecke erforderliche Grunderwerb sowie div. Rechtsstreitigkeiten, resultierend aus der unterschiedlicher Gesetzgebung beider Länder, führten jedoch dazu, dass die neue Straßenbahnlinie erst mit mehrmonatiger Verspätung in Betrieb genommen werden konnte. Auch die Merseburger Überlandbahn [MÜBAG] plante damals eine Linie von Ammendorf nach Schkeuditz, womit die Straßenbahnnetze von Halle / Merseburg und Leipzig eine direkte Verknüpfung erfahren hätten – wenn auch in unterschiedlichen Spurweiten. Dazu ist es allerdings nie gekommen und auch der Straßenbetriebshof Schkeuditz ist heute als solcher längst Geschichte.

Im modernen Betrieb nicht mehr benötigt, wurden die Zuführungsgleise bereits im Jahre 2002 endgültig abgeklemmt. Nach dem die Wagenhalle längere Zeit leer stand und dem Verfall preis gegeben war, übernahm schließlich der Verein IG Modellbahn Schkeuditz e. V. das Objekt. Unter dem Motto „Wir machen Dampf und fahren Straßenbahn“ bemüht sich der sehr rührige Verein inzwischen seit einigen Jahren sehr erfolgreich, um dem alten Straßenbahndepot wieder neues Leben einzuhauchen. Auch gibt es auf dem ehemaligen Depotgelände seit wenigen Tagen mit dem Leipziger Pullmann-Fahrschulwagen Nr. 5005 sogar wieder eine „echte“ Straßenbahn im Maßstab 1:1 zu bewundern.

In diesen Tagen wäre der Straßenbahnbetriebshof Schkeuditz 100 Jahre alt geworden, was unter Regie des dortigen Vereins natürlich gebührend gefeiert werden sollte. Auch wir waren mit unserer Modellstraßenbahnanlage dort erfolgreich vertreten und haben neben zahlreichen anderen Vereinen, Herstellern und Händlern zur Freude der zahlreichen Besucher zum guten Gelingen dieser Veranstaltung beigetragen.


Mit dem T1 auf Magdeburger Gleisen

Nach einer Auftaktveranstaltung im Monat April – wir berichteten - stand auch das erste Septemberwochenende ganz im Zeichen des Jubiläums „40 Jahre Tatrawagen in Magdeburg“. Die Verkehrsbetriebe und der Verein IGNah hatten dabei keine Mühen gescheut, um mit Tagen der offenen Tür im Museumsdepot Sudenburg und in der Hauptwerkstatt Herrenkrugstraße für Besucher aus nah und fern ein buntes und vielfältiges Programm zu bieten. Ein besonderer Leckerbissen für alle Fotofreunde war dabei der historische Prager Tatra-T1-Triebwagen Nr. 5002, der an beiden Tagen im Stundentakt auf der Strecke Sudenburg – Westring – Diesdorf zum Einsatz kam. Für einen Teil unserer Vereinsmitglieder war dieser Wagen jedoch kein Unbekannter, waren wir doch während unserer Exkursion im April 2008 mit eben diesem Fahrzeug schon einmal rund zweieinhalb Stunden auf Prager Gleisen unterwegs; [siehe auch Info 6/2008].


Terminvorschau 2009 / 2010

16./18.10. Modellbahnausstellung in Magdeburg im „Art-Depot“

30.10./01.11. Bodenseemesse in Friedrichshafen

07.11. Vereinsexkursion nach Eberswalde

11.12. Vereinsabend der Magdeburger Straßenbahnfreunde

19./21.02.10 Modellbahnmesse in Dresden

29./30.05.10 „ Kleine Straßenbahn – ganz groß“ in Bremen

Fett Ausstellung mit Teilnahme der Magdeburger Strabfrde.


Arbeitstage im Hafen

Unsere Arbeitstage im Hafen finden regelmäßig Montags ab 16.30 Uhr und Sonnabends ab 14.00 Uhr statt.
Vorgesehene Arbeiten: Komplettierung und Werterhaltung an den vorhandenen Modell-Anlagenteilen – hier vordergründig Anlagenteile "Planckstraße" und "Steubenallee".

Ansprechpartner:

- Michael Menz Tel.: 0391/ 73 14 094 oder 0171/ 622 52 85
- Michael Götze Tel.: 0179/ 978 2044
- Christoph Rudhard Tel.: 0511/ 286 2065

Das Infoblatt gibt der Vorstand der Magdeburger Straßenbahnfreunde e. V. heraus. Das nächste Infoblatt erscheint zum Vereinsabend am 11.12.2009.

Text und Gestaltung: Christoph Rudhard / Michael Menz
Onlineversion: Andreas Kanter