Onlineversion des Informationsblatt der Magdeburger Straßenbahnfreunde e.V.
Postfach 3611 - 39011 Magdeburg • Nr. 10 / 2010 • Redaktionsschluss: 02.10.2010

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Der Danziger Beiwagen — Vorbild Foto: Archiv

  • Vorbild und Modell: Der Danziger Beiwagen
  • Marego, Tarifanpassungen und neue Sparzwänge
  • Vereinsobjekt bleibt längere Baustelle

  • Vorbild und Modell: Der Danziger Beiwagen

    Der MSF e.V. plant in Zusammenarbeit mit Torsten Erhardt die Herstellung einer kleinen Modellserie des Danziger Hechtbeiwagens, Serie Bw. 250(II) bis 259(II), Baujahr 1942 aus der Waggonfabrik Danzig, der nicht zuletzt eine perfekte Ergänzung zum BeKa-Modell des bekannten Magdeburger Hechtwagens ist; (siehe auch unser Beitrag auf den Innenseiten unserer aktuellen Ausgabe).

    Zum Vorbild: Der Danziger Hechtbeiwagen wurde 1942 in der Waggonfabrik Danzig gebaut. Er war und ist der einzige jemals in Magdeburg eingesetzte Straßenbahnwagen mit Einachsdrehgestellen. Der extrem große Radstand von 4,50 m machte diese Ausführung notwendig, führte aber gleichzeitig auch dazu, dass die Fahrzeuge bei Personal und Fahrgästen wegen ihrer ausgezeichneten Laufruhe sehr beliebt waren. Ursprünglich soll es sich bei diesen Fahrzeugen um einen Auftrag der Warschauer Straßenbahn gehandelt haben, was heute jedoch von polnischen Straßenbahnfans anhand noch vorhandener Aufzeichnungen über laufende Danziger Aufträge am Anfang der Zweiten Weltkrieges weitgehend bestritten wird. Lediglich der Fahrzeugtyp wird heute mit den Fahrzeugen der Warschauer Straßenbahn verglichen.

    So können wir davon ausgehen, dass es sich bei den Magdeburger Fahrzeugen zwar um technisch ähnliche Fahrzeuge handelte, die jedoch nicht zum Auftrag der Warschauer Straßenbahn gezählt werden können. Der Warschauer Auftrag wurde nach der Besetzung Polens im Jahre 1939 vollzählig von der Berliner Straßenbahn übernommen und nach Kriegsende als Reparationsleistung schließlich nach Warschau abgegeben, wo die Fahrzeuge bis in die 80er Jahre hinein noch in unterschiedlichen Städten im Einsatz waren. Den Magdeburger Fahrzeugen blieb ein solches Schicksal wohl auch wegen der ungewohnten und sehr speziellen Hechtwagenform erspart. Sie blieben bis Mitte der 70er Jahre im Einsatz und kamen sowohl hinter den Hechtwagen, als auch hinter fast allen anderen Magdeburger Straßenbahntriebwagen zum Einsatz.

    So sind nicht zuletzt viele Aufnahmen aus dem Anfang der 70er Jahre bekannt, wo sie im Doppelbehang hinter den Nieskyer Standardtriebwagen der Baujahr 1928/29 - Serie Tw. 101(II) bis 140(II) – überwiegend auf der Linie 1 anzutreffen waren. Auch Einsätze hinter LOWA- und Aufbautriebwagen sind aus dieser Zeit an Hand von Fotos nachweisbar. Wer sein Modell allerdings hinter einem klassischen Hechtwagen einsetzen möchte, sollte dabei nach Möglichkeit dem Vorbild entsprechend nur einfach behängt fahren. Es sind zwar durchaus auch Fotos überliefert, die den Magdeburger Hechtwagen mit zwei Beiwagen zeigen, was jedoch nach Auskunft von befragten Zeitzeugen ein absoluter Ausnahmefall war.
    Zu unserem Foto: In der Fachzeitschrift „Verkehrstechnik“ und in der Gefolgschaftszeitung „Wille & Tat“ der M.S.A.G. von 1942 wurde der Danziger Hechtbeiwagen seinerzeit als „Spezialanfertigung“ der Danziger Waggonfabrik für die Magdeburger Straßenbahnen AG recht ausführlich und euphorisch beschrieben.

    - Marc Beindorf -

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    Danziger Beiwagen — Modell

    Der Danziger Hechtbeiwagen als Resin-Modell in 1:87

    Der MSF e.V. plant in Zusammenarbeit mit Torsten Erhardt die Herstellung einer kleinen Modellserie des Danziger Hechtbeiwagens, Serie Bw. 250(II) bis 259(II), Baujahr 1942 aus der Waggonfabrik Danzig, der nicht zuletzt eine perfekte Ergänzung zum BeKa-Modell des bekannten Magdeburger Hechtwagens ist.
    Torsten hat zwei Ur-Modelle mit unterschiedlicher Ausbildung der Seitenbeblechung gebaut, die als Resin-Abguss inklusive Bodenplatte als Bausatz für ca. 40 € erhältlich sein werden. Zurüstteile, wie Einstiegsgriffe, Kupplungen oder Dachglocken muss sich jeder selbst ergänzen. Die Fahrwerksblenden der Einachsdrehgestelle sind einfach an der Bodenplatte montierbar. Ebenso werden Stehwände im Bausatz enthalten sein; (siehe Foto).

    Beabsichtigt ist ferner eine kleine Serie an Fertigmodellen, die dann passend zum BeKa-Modell dekoriert werden soll; (also Zustand zwischen 1956 und 1964 mit oder ohne „Kofferlogo“, ohne OS-Einrichtungen und mit einem Katzenauge statt einem Rücklicht). Wie Torsten bestätigt, können dabei auch spezielle Kundenwünsche berücksichtigt werden. Das Modell entspricht im Abguss dem Fahrzeugzustand nach 1969 mit doppeltem Rücklicht und Kleinspannungssteckdose, was von vorn herein so beabsichtigt war, denn Teile zu entfernen ist weniger problematisch, als sie nachträglich hinzuzufügen. Der Preis für die Fertigmodelle richtet sich nach dem Lackier- und Dekorationsaufwand sowie nach den entsprechenden Zurüstteilen. Da das Projekt von unserem Verein zunächst erst einmal vorfinanziert werden muss, bittet der Verein um eine Bedarfsanmeldung möglicher Interessenten; (zunächst als unverbindliche Vorbestellung). Bitte geben Sie bei dieser Gelegenheit auch an, welche Form des Modells Sie sich im konkreten Fall wünschen würden:

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    Danziger Beiwagen — Modell

    1. Resin-Bausatz, unlackiert und undekoriert
    2. Fertigmodell Urzustand, mit kleinem MSAG-Logo und großer Wagen-Nummer
    3. Fertigmodell im Zustand von 1945 – 1951 mit KWU-Logo
    4. Fertigmodell im Zustand von 1951 – 1956 ohne Logo, nur mit Wagen-Nummer
    5. Fertigmodell im Zustand von 1956 – 64 mit dem sog. „Koffer“-Logo (passend zum BeKa-Hechtwagen)
    6. Fertigmodell im Zustand nach 1964 mit „Jungfrau“, Kleinspannungsanlage und OS-Aufschriften
    7. Fertigmodell letzter Einsatzzustand, mit OS-Aufschriften und MVB-Flügelradwappen
    8. Sonderwunsch (bitte die Ausführung und Wagennummer genau angeben).

    Ergänzende Hinweise: Der ursprüngliche Beiwagen 250(II) erhielt bereits kurz nach 1945 die neue Betriebsnummer 256(III), da der Wagen 256(II) im II. Weltkrieg zerstört worden war. Für die Zeitepoche der 50er, 60er und 70er Jahre können grundsätzlich alle Wagennummern von 251 bis 259 verwendet werden, da es bis zur Außerdienststellung der Gesamtserie (ca. 1975) keine zwischenzeitlichen Ausmusterungen mehr gegeben hat. Zu beachten ist ferner, dass einige Wagen die zugehörigen OS-Beleuchtungen zuletzt nur noch auf einer Wagenseite besaßen, wobei die Türen auf der in Fahrtrichtung linken Seite verschlossen wurden; (Nutzung als Einrichtungsbeiwagen; u. a. bei Wagen 252 an Hand von Fotos nachweisbar).

    Es soll an dieser Stelle letztendlich nicht unerwähnt bleiben, dass der Danziger Hechtbeiwagen nur ein Anfang einer späteren Serie von Fahrzeugen in Ergänzung zu den bereits industriell und in Kleinserien-Fertigung erhältlichen Magdeburger Modellen sein soll. Natürlich sehen wir das auch ganz uneigennützig als sinnvolle Alternative zur Bereicherung des Fahrbetriebes auf unserer Modellstraßenbahnanlage an, um somit auch die etwas ältere Fahrzeugära epochegerecht ein wenig mehr ins rechte (Rampen-) Licht zu rücken.

    - Marc Beindorf -

    Marego, Tarifanpassungen und neue Sparzwänge

    Am 16. September 2010 hat nun Magdeburgs Stadtrat den Beitritt zum Verkehrsverbund Magdeburg und Region – kurz „marego“ – mehrheitlich beschlossen, welcher zum Fahrplanwechsel der Deutschen Bahn AG (und anderer Verkehrsträger) am 12. Dezember d. J. wirksam werden soll. Somit wird nun endlich einer der letzten weißen Flecke auf der politischen Landkarte deutscher Verkehrsverbünde verschwinden, worüber sich eigentlich jeder Benutzer öffentlicher Verkehrsmittel freuen sollte – doch weit gefehlt. So gab es erste Planungen auf Seiten des Landesentwicklungs- und Verkehrsministeriums bereits im Jahre 2004, wobei man ursprünglich auch den Harz und die Altmark mit ins Boot nehmen wollte.

    Bürokratische Hürden und regionales Provinzdenken seitens der zuständigen Entscheidungsträger ließen jedoch volle sechs Jahre ins Land gehen, wobei letztendlich nur die Landeshauptstadt Magdeburg sowie die Landkreise Börde, Jerichower Land und der Salzlandkreis bei der Stange blieben. Neben den Nahverkehrszügen der Deutschen Bahn AG und den Straßenbahnen und Bussen der Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB) sollen die neuen Verbundfahrscheine im Tarifgebiet auch auf den regionalen Omnibuslinien gelten, wobei es insgesamt 12 verschiedene Tarifzonen geben soll. Man muss sicherlich kein Experte sein, um zu wissen, dass es bei der Schaffung eines einheitlichen und übergreifenden Tarifsystems immer irgendwo Gewinner und Verlierer geben wird.

    Letztere sind dabei vornehmlich auf Seiten der regionalen Omnibusgesellschaften zu suchen, die in dünn besiedelten ländlichen Gebieten nicht selten „heiße Luft“ durch die Gegend fahren müssen, um der sog. Grundversorgung der Bevölkerung mit angemessenen Verkehrsangeboten gerecht zu werden. Ihnen droht nun der Verlust von eigenen Fahrgeldeinnahmen, wenn zusteigende Fahrgäste ihren Verbundfahrschein bereits irgendwo anderweitig erworben haben – z. Bsp. in der Landeshauptstadt Magdeburg. Ausgleichen lassen sich solche Defizite freilich nur über entsprechende (Landes-) Fördermittel und Subventionen oder aber durch einen Finanzierungsausgleich zwischen den beteiligten Verkehrsunternehmen. Oder anders ausgedrückt: Die MVB müssen als relativ starkes Wirtschaftsunternehmen der Landeshauptstadt die Defizite gegenüber den kleineren Partnern durch entsprechende Tarifanpassungen (und ggf. auch Tariferhöhungen) abfangen, wenn letztendlich alle Fahrgäste in den Genuss eines einheitlichen Tarifsystems für Stadt und Umland kommen sollen.

    Hier wäre es in erster Linie Aufgabe unserer Landes- und Kommunalpolitiker für einen zukunftsweisenden Verkehrsverbund zu werben und gegenüber der Bevölkerung auch sichtbare Zeichen zu setzen, um die eigentlichen Vorzüge von Marego auch gebührend in den Mittelpunkt zu stellen. Ich könnte mir z. Bsp. vorstellen, dass Landesverkehrsminister Karl-Heinz Dähre und OB Lutz Trümper noch vor dem 12. Dezember gegenüber vom Opernhaus gemeinsam eine neue Umsteigehaltestelle eröffnen, damit Fahrgäste aus dem Norden der Stadt ab sofort direkt – und ohne Umweg über den ZOB - in die Regionalbusse in Richtung Burg oder Gommern umsteigen können. Eine verkehrsgerecht ausgerüstete (und seinerzeit mit öffentlichen Mitteln finanzierte) Omnibushaltestelle ist dort übrigens schon längst vorhanden und brauchte folglich auch nicht neu gebaut zu werden. Warum dürfen hier eigentlich nur die Busse der MVB-Linie 73 halten? Ferner gibt es auch auf dem Nordbrückenzug eine ausgebaute ÖPNV-Trasse mit entsprechenden Haltestellen, die von den Regionalbussen im Verkehrsverbund mit bedient werden können (und auch müssen).

    Anstatt auf Seiten der Politik zu handeln, wurde das Feld wieder einmal der Magdeburger „Volksstimme“ überlassen, was dann letztendlich in einer überwiegend negativ geführten Diskussion unter den Zeitungslesern und Fahrgästen mündete. Hier ging es dann vordergründig nicht mehr um die Vorteile eines neu zu schaffenden Verkehrsverbundes, sondern vielmehr um (und gegen) die „bösen“ MVB, die zum 12. Dezember wieder einmal die Fahrpreise erhöhen wollen. Und nicht zuletzt: Auf Grund der angespannten Haushaltslage der Stadt Magdeburg müssen die MVB im nächsten Jahr weitere 2,5 Mio. Euro einsparen. Ungeachtet dessen sollen aber gleichzeitig neue Strecken, wie in der Wiener Straße, gebaut werden, was dann bei „Otto Normalverbraucher“ aus allgemeiner Unkenntnis heraus verständlicherweise auf harte Kritik stößt. Wann begreifen es unsere Entscheidungsträger endlich einmal, dass eine bürgernahe Verkehrspolitik auch Öffentlichkeitsarbeit und öffentliche Aufklärung einschließen muss?

    –Christoph-

    Vereinsobjekt bleibt längere Baustelle

    Wie auch in der Magdeburger „Volksstimme“ zu lesen war, hat die für den Bereich des Handelshafens zuständige Entwicklungsgesellschaft KGE Kommunalgrund relativ kurzfristig einen Fördermittelbescheid von ca. 1 Mio. Euro erhalten, wobei die Mittel für die Sanierung der Werner-Heisenberg-Straße eingesetzt werden sollen. Die bekannte Gaststätte „Schiffchen“ wurde zwischenzeitlich geschlossen und soll auch nicht wieder eröffnet werden. Unsere bisherigen Zugänge zum Vereinskeller einschließlich unseres Entlüftungsschachtes wurden bereits mit Beginn der Baumaßnahmen abgebrochen. Der Zugang zu unseren Räumen erfolgt bis auf weiteres über die Rampe sowie über die anschließende Kellertreppe auf der Gebäuderückseite hinter dem ehemaligen „Schiffchen“.

    Terminvorschau 2010 / 2011

    22./24.10. Modellbahnausstellung im ArtDepot
    27.11. (Sonnabend) Jahresabschlussveranstaltung der MSF e. V.
    14./17.04.2011 AHN-Tagung in Turin
    28./29.05.2011 Kleine Straßenbahn ganz groß in Erfurt

    Fett Ausstellung mit vsl. Teilnahme der Magdeburger Straßenbahnfreunde

    Beitragszahlungen 2010

    Wir bitten auf diesem Wege nochmals alle Vereinsfreunde, sofern noch nicht erfolgt, an die noch ausstehenden Beitragszahlungen für das laufende Kalenderjahr zu denken.

    Arbeitstage im Hafen

    Unsere Arbeitstage im Hafen finden regelmäßig Montags ab 16.30 Uhr und Sonnabends ab 14.00 Uhr statt.

    Ansprechpartner:

    Michael Menz Tel.: 0391/ 727 3748 oder 0171/ 622 52 85
    Michael Götze Tel.: 0179/ 978 2044
    Christoph Rudhard Tel.: 0511/ 286 2065

    Das Infoblatt gibt der Vorstand der Magdeburger Straßenbahnfreunde e. V. heraus. Das nächste InfoBlatt erscheint zum Clubabend am 27.11.2010 im Hafen in unseren Vereinsräumen.

    Textbeiträge: Christoph Rudhard / Marc Beindorf
    Layout, Druck und Gestaltung: Michael Menz
    Onlineversion der Ausgabe: Andreas Kanter