An einem sonnigen Sommertag im Monat August 2012 hatte Leoliner Nr. 4 auf Straßenbahnlinie 1 soeben die Halberstädter Endhaltestelle Friedhof erreicht, um nach einem kurzen Fahrgastwechsel über das Wendedreieck am Betriebshof die Rückfahrt in Richtung Hauptbahnhof anzutreten.
Eine Endhaltestelle mit dem Namen Friedhof gibt es in Halberstadt bereits seit der Eröffnung des elektrischen Betriebes im Jahre 1903, als die damalige Betreibergesellschaft ihr neues Straßenbahndepot, verbunden mit einem Elektrizitätswerk, am nördlichen Ende der Gröperstraße eröffnete. Historisch gewachsene und nicht gerade lebensfroh stimmende Endstellenbezeichnungen, wie Friedhof (Linie 1) oder Sargstedter Weg (Linie 2 / benannt nach dem Dorf Sargstedt ca. 5 km nordwestlich von Halberstadt) mögen den Außenstehenden zunächst zum Schmunzeln anregen, wenn es nicht – welch Ironie des Schicksals - bitterer Ernst wäre. Seit dem der Halberstädter Stadtrat im letzten Jahr mehrheitlich den schnellstmöglichen Ausstieg aus der Straßenbahn beschlossen hatte, wissen nicht nur Insider, dass damit der ÖPNV in der Harzvorstadt in Gänze abgeschafft werden soll. Da ein verbleibender Omnibusbetrieb unter dem Dach der Straßenbahn kaum noch eine Überlebenschance hätte, sollen die Verkehrsleistungen innerhalb der Stadt künftig ausschließlich durch die bereits heute verkehrenden Regionalbuslinien übernommen werden. Wie dies in der Praxis funktionieren soll, wissen die kommunalen Entscheidungsträger allerdings nicht und weichen deshalb bei kritischen Anfragen immer wieder mit fadenscheinigen Antworten aus. Nachdem zum Straßenbahnjubiläum Ende Juni von offizieller Seite noch recht optimistische Töne zu hören waren, überraschte der Vorstand der HVG nun Mitte August per Aushang an den Haltestellen – und dies ohne bisherige Vorankündigung sowie ohne jegliche Bürgerbeteiligung – die fassungslosen Halberstädter und ihre Gäste mit einem ersten folgenschweren Schritt in Richtung Einstellung der Straßenbahn sowie Reduzierung des Busverkehrs in der Harzvorstadt. Ohne nähere Kommentare wurden dabei zum 2. September umfangreiche Fahrplanänderungen verkündet, wonach an Sonn- und Feiertagen die SL 1 (bisher aller 30 Minuten) durch die Buslinie 11 (nur noch aller 60 Minuten) ersetzt wird. Besonders für ältere Bürger(innen), die an den Wochenenden den Friedhof aufsuchen, ist ein solcher 60-Minuten-Takt verkehrspolitisch nicht hinnehmbar. Man stelle sich einmal vor, man verpasst an kalten und unfreundlichen Wintertagen bei der geplanten Rückfahrt seinen Bus und muss dann bei Wind, Kälte, Regen oder Schnee vielleicht 45 oder 50 Minuten an der Haltestelle ausharren. Zur Abdeckung der zusätzlichen Omnibusleistungen in Richtung Friedhof wurde zugleich im Gegenzug bekannt gegeben, dass die OL 11 fortan an Sonn- und Feiertagen den Vorort Harsleben nicht mehr bedient. Mit einem Aktionstag sowie mit öffentlichen Linienfahrten mit dem historischen LOWA-Triebwagen Nr. 36 will der Freundeskreis Straßenbahn Halberstadt am Sonntag, dem 21.10.2012 einmal mehr auf diese Situation aufmerksam machen und auf diese Weise weiter für die Erhaltung der Straßenbahn kämpfen. Der noch in Gründung befindliche Verein benötigt jedoch vor allem die moralische Unterstützung der gestandenen Stra-ßenbahnvereine, wobei vor allem die Freunde aus den meterspurigen Betrieben in Halle, Naumburg, Jena oder Gera sicherlich wertvolle Hilfe leisten können. Noch ist in Halberstadt nichts verloren, auch wenn unsere politischen Entscheidungsträger dies leider völlig anders sehen. Verkehrsgeschichte: Vierachsige Beiwagen der Serie 273 bis 277 Mit unserem heutigen Foto von Harald Jungbär, das den vierachsigen Beiwagen 276 im Jahre 1969 auf der Einsatzlinie 22 in der Straße am Alten Theater zeigt, zeigt, wollen wir unsere Veröffentlichungsreihe mit dem nunmehr vierten Beitrag über die historischen Magdeburger Wagen 138 und 300 fortsetzen.
Auch bei den Fahrzeugen dieser Serie kann mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass ihre Beschaffung seinerzeit auf ein ganz spezielles Einsatzgebiet ausgerichtet war. Wurde auf der Herrenkruglinie 6 an normalen Werktagen zeitweise nur im Stundentakt gefahren, so war besonders in der warmen Jahreszeit an Sonn- und Feiertagen auf dieser Linie ein extrem hohes Fahrgastaufkommen an der Tagesordnung, was eine Vielzahl von Einsatzzügen mit einem entsprechend großen Fassungsvermögen erforderlich machte. Bereits bei der Lieferung der insgesamt 110 offenen zweiachsigen Triebwagen der Anfangsserie hatte man 13 Wagen mit einer stärkeren Motorleistung von 2 x 21 kW beschafft; (Wagen 1 bis 13; sog. „Schnellläufer“). Mit diesen Fahrzeugen war es dann auch möglich, die schweren vierachsigen Beiwagen aus dem Bestand der ehemaligen Herrenkrug-Dampfbahn (Serie 265 bis 272) im voll besetzten Zustand zu ziehen, wobei nicht zuletzt im Stadtgebiet die starke Steigung auf dem Johannisberg zu überwinden war. Da sich diese Betriebsform später bei starkem Ausflugsverkehr ausgezeichnet bewährte, entschloss man sich offensichtlich dazu, für diesen speziellen Verwendungszweck fünf weitere vierachsige Beiwagen zu beschaffen, um somit alle 13 vorhandenen „Schnellläufer“ auch entsprechend behängen zu können. Wegen ihrem klassischen Einsatzgebiet sprach man deshalb bei den vierachsigen Beiwagen der Serie 273 bis 277 auch häufig von den sog. „Herrenkrugwagen“. Der nicht selten im Sprachgebrauch anzutreffende Begriff des sog „Langholzwagens“ fand dagegen grundsätzlich bei allen Fahrzeugen Anwendung, die mit hölzernen Längsbänken ausgerüstet waren. Dies betraf neben den „Herrenkrug“-Vierachsern auch die in Dessau umgebauten ehemaligen offenen Triebwagen aus der Anfangszeit des elektrischen Betriebes. Aus der Serie 273 bis 277, die bis zum Jahre 1945 fast ausschließlich auf der Straßenbahnlinie 6 zum Einsatz kam, konnte leider kein Fahrzeug für die Nachwelt erhalten werden. Christoph Rudhard NGT8D Statistik Datum Wagennummer Magdeburger Straßenbahnmodell Typ Niesky demnächst bei uns erhältlich Wir freuen uns, dass wir Euch nun ein weiteres Modell aus unserer Kleinserienfertigung vorstellen können, das in enger Zusammenarbeit mit dem Magdeburger Modellbauer Torsten Ehrhardt (Vorsitzender der Magdeburger Eisenbahnfreunde e.V.) entstanden ist. Es handelt sich hierbei um den sog. Nieskyer Zug (Triebwagen ähnlich Tw. 124 sowie zugehöriger Beiwagen Reihe 221 bis 230) als Resin-Abguss in der Modellgröße HO 1:87. Fragen und Bestellungen sind bitte an Michael Menz unter msfev@t-online.de zu richten.Veränderungen im Wagenpark Nach uns vorliegenden Informationen wurden zum 31.07.2012 nachstehende Tatrawagen ausgemustert: Tw. 1168, 1169 (T4DMOD; sog. Chopper-Zug), 1200, 1201, 1216, 1217 (T4DMOD) sowie Bw. 2143 bis 2148 (B6A2). Bw. 2148 wurde jedoch ungeachtet dessen im Monat September hinter Tw. 1275 erneut im Einsatz beobachtet. Das Ende der großen Schulferien sowie der Abschluss der Bauarbeiten in der Otto-von-Guericke und Leipziger Straße führten Anfang September vornehmlich auf den SL 1, 8 und 10 wieder zu einem verstärkten Einsatz von Tatrawagen, wobei folgende Garnituren beobachtet werden konnten: 1222+1223, 1244+1245, 1254+1167, 1272+1248, 1274(II)+1208(II) (alle T4DMOD) sowie 1276+1277, 1278+1279, 1280+1281, 1282+1283 und 1275 mit Beiwagen 2148 (alle T6A2 bzw. B6A2). Von den neuen NGT8D (Baujahr 2012) konnten mit Stand Ende September bisher nur die Wagen 1373 und 1374 im regelmäßigen Einsatz beobachtet werden. Auch die Fertigstellung und Inbetriebnahme der letzten drei „Gigaliner“ (Tw. 1306, 1307 und 1311 mit den bisher noch fehlenden Bw. 2203, 2206 und 2207) lässt gegenwärtig weiter auf sich warten. Terminvorschau 2012 21.10. Halberstadt: Sondereinsatz LOWA-Triebwagen 36 auf SL 1´ Fett Ausstellungen mit vsl. Teilnahme der Magdebg. Straßenbahnfreunde. Arbeitstage im Hafen Unsere Arbeitstage im Hafen finden regelmäßig Montags ab 16.30 Uhr und Sonnabends ab 14.00 Uhr statt. Ansprechpartner:
Das Infoblatt gibt der Vorstand der Magdeburger Straßenbahnfreunde e. V. heraus. Das nächste Infoblatt erscheint zum Vereinsabend am 15.12.2012. Textbeiträge:
Christoph Rudhard / Jürgen Puchert / Jörg Lahn |