Ersatzverkehr Tw. 23 - Foto: 29.08.2016 - J. Puchert |
117 Jahre im (Linien-) Dienst der Magdeburger Straßenbahn
Als mir Jürgen vor einigen Wochen dieses Foto mit dem Triebwagen 23 vom außerplanmäßigen (historischen) Liniendienst am 29.08.2016 auf der Großen-Diesdorfer-Straße übermittelte, wurde ich unweigerlich wieder einmal an meine Kindheit erinnert, auch wenn dies inzwischen ein halbes Jahrhundert zurück liegt. Jedes Mal, wenn ein Wagen frisch aus der HU zurückkehrte, war ich stets absolut happy und musste dies dann auch gleich freudestrahlend meinem Papa mitteilen.
Triebwagen 23 war zu dieser Zeit im Depot Sudenburg zu Hause. Irgendwann im Sommerhalbjahr 1965 – es muss kurz vor oder nach den großen Schulferien gewesen sein – kamen wir an einem Nachmittag gerade von einem Schulsportfest in der Harsdorfer Straße. Und da stand er plötzlich wie „frisch vom Werk“ mit einem Nieskyer Beiwagen als Zug der Linie 5 am Olvenstedter Platz, um auf neue Fahrgäste zu warten. Die hölzernen Lattenbänke glänzten noch ganz frisch in neuer und gerade erst getrockneter Farbe, wobei mir dieser unverwechselbare Geruch von Holz und Lackfarbe noch heute um die Nase weht.
Nur wenige Wochen später sollte dieser Wagen dann an der Spitze des Eröffnungskorsos über die neue Strombrücke fahren, da zu solchen besonderen Anlässen stets die schönsten und gerade frisch überholten Fahrzeuge eingesetzt wurden. Das Jahr 1967 bescherte uns dann völlig unerwartet insgesamt sieben fabrikneue Gothaer Dreiwagenzüge, die eigentlich für die Schweriner Straßenbahn vorgesehen waren, aber dort wegen einer noch nicht fertig gestellten Neubaustrecke vorerst nicht eingesetzt werden konnten.
Dies bedeutete im Umkehrschluss, dass dafür eine ganze Reihe von Altbaufahrzeugen kurzfristig außer Dienst gestellt wurden, darunter auch nicht wenige Fahrzeuge, die erst kurz zuvor noch eine HU und zum Teil auch schon die neue OS- und Kleinspannungsanlage für den schaffnerlosen Betrieb erhalten hatten. Auch für unseren Triebwagen 23 bedeutete dies den Abschied aus dem aktiven Liniendienst, wobei das Fahrzeug glücklicherweise als Arbeitstriebwagen 724 (später 707) in der Hauptwerkstatt eine neue Heimat fand.
Aus dieser Zeit sind eine ganze Reihe von Streiflichtern in Erinnerung geblieben und auch fotografisch dokumentiert worden, so die heimliche Überführungsfahrt des heutigen Museumsbeiwagens 352 (345) vom Betriebshof Nord in die Sudenburger „Schmiede“ mit einem Fotohalt in der Gleisschleife Neue Neustadt im September 1981 oder die Entladung des letzten nach Magdeburg gelieferten T4D 1274 an der Güterrampe am August-Bebel-Damm im Dezember 1986. Dank eines „Formfehlers“ eines Straßenbahnfreundes erfolgte im gleichen Jahr neben fünf weiteren Fahrzeugen die Übernahme in die Denkmalsliste der Stadt Magdeburg, was dann auch die damalige Chefetage im MVB-Haus etwas zähneknirschend zur Kenntnis nehmen musste, waren doch zunächst nur insgesamt fünf Fahrzeuge für diese Liste angedacht gewesen.
Nach zwei Jahren aufwändiger Restaurierung erlebte Triebwagen 23, inzwischen bereits 100 Jahre alt, im Jahre 1998 nach seiner Indienststellung 1899 sowie nach seinem 1928 in Dessau erfolgten Umbau seine nunmehr dritte Jungfernfahrt im Personenverkehr und seine Übernahme in den Bestand der historischen Fahrzeuge der Magdeburger Straßenbahn. Selbst kühnste Optimisten hätten jedoch zu diesem Zeitpunkt nie daran geglaubt, dass dieses Fahrzeug tatsächlich noch einmal im aktiven Liniendienst fahren würde.
Da durch einen Wasserrohrbruch in der Halberstädter Straße bei der morgendlichen Ausfahrt kein einziges Linienfahrzeug in den Westteil der Stadt gelangen konnte, wurde in Ermangelung ausreichender Ersatzbusse kurzfristig das historische Straßenbahndepot in Sudenburg zu einem Einsatzdepot erklärt, um den Fahrgäste zumindest einen Notbetrieb anbieten zu können. So kam auch Triebwagen 23 mit seinen inzwischen 117 Lebensjahren noch einmal zu einem „echten“ aktiven Linieneinsatz.
Modellbahnausstellung in Sudenburg
In wenigen Tagen findet wie jedes Jahr wieder unsere traditionelle Modellbahnausstellung in Sudenburg statt.
Hier noch einmal kurz unser „Fahrplan“ für die Ausstellertage:
- 12.10. ab 14:00 Uhr Reinigung der Wagenhalle
- 13.10. ab 18:00 Uhr Transport der Anlagenteile und Aufbau
- 14.10. ab 09:00 Uhr Rest Aufbau und ab 14:00 Uhr Ausstellung
- 15.10. ab 09:00 Uhr Ausstellungsbetrieb
- 15.10. ab 19:00 Uhr Ausstellerabend
- 16.10. ab 09:00 Uhr Ausstellungsbetrieb, Abbau der Anlagenteile
- 17.10. ab 16:00 Uhr Rücktransport der Anlagenteile
Wir bitten an dieser Stelle nochmals um zahlreiches Erscheinen, nicht zuletzt auch zur Hallenreinigung und zum Anlagentransport. Wer gerne zum Ausstellerabend am 15.10. ab 19:00 Uhr kommen möchte, möge sich bitte kurzfristig bei uns melden. Der Unkostenbeitrag für den Ausstellerabend beträgt 10,00 € pro Person.
Erinnerungen an die „Kanonenbahn“
Im Zusammenhang mit der Erhaltung (oder Nichterhaltung) der ehemaligen Eisenbahnbrücke über die Alte Elbe bei Brückfeld war in letzten Zeit wiederholt von der sog. „Kanonenbahnbrücke“ die Rede. Mit der echten „Kanonenbahn“ hat diese Brücke jedoch so wenig gemeinsam, wie das Magdeburger Oktoberfest mit den traditionellen Münchener Wies´n.
Vielmehr ist diese Brücke Teil der ehemaligen Potsdam-Magdeburger-Eisenbahn, die die Verlängerung der bereits bestehenden Strecke zwischen Berlin und Potsdam über Brandenburg an der Havel und Genthin nach Magdeburg betrieb und sich mit der Inbetriebnahme dieser Strecke bis nach Magdeburg am 7. August 1846 fortan Berlin-Potsdam-Magdeburger Eisenbahngesellschaft nannte.
Da die bereits innerhalb der Festung Magdeburg befindlichen Eisenbahnanlagen entlang der Elbe keine Erweiterung mehr zuließen, musste die Strecke westlich von Burg an Biederitz vorbei zunächst nach Friedrichstadt (Brückfeld) geführt werden, um dann anschließend mit der Überquerung der Alten, der Tauben und der Stromelbe den Bahnhof Buckau zu erreichen, wo Anschluss an die Magdeburg-Leipziger Eisenbahn bestand. Erst mit der südlichen und westlichen Stadterweiterung konnte schließlich Platz für den 1874 eröffneten Centralbahnhof geschaffen werden, womit auch die Berliner Strecke über Biederitz und Neustadt einen direkten Anschluss an Magdeburg erhielt.
Die ehemalige Stammstrecke zwischen Biederitz und Buckau hatte fortan lediglich nur noch lokale Bedeutung und diente vordergründig der Bedienung der zahlreichen Industriebetriebe in Brückfeld und entlang der Berliner Chaussee, wobei nach 1945 auch die Sowjetarmee zu den regelmäßigen Kunden im Güterverkehr zählte. Manch einer erinnert sich noch heute daran, wenn die Russen in Brückfeld Kohlen aus einem Waggon ohne jegliche Gerätschaften von Hand entluden.
Bis etwa 1960 gab es hier auch einen regelmäßigen Personenverkehr mit Triebwagen, die u. a. in Brückfeld und in Friedensweiler hielten. Ferner befand sich auch im Rotehornpark in Höhe vom heutigen Landesfunkhaus ein Behelfsbahnsteig. Ob dieser allerdings regelmäßig bedient wurde, entzieht sich leider unserer Kenntnis. Eine DMV-Sonderfahrt im Juni 1990 von Magdeburg nach Loburg mit der Halberstädter 50.3708 dürfte die wohl letzte Fahrt eines Personenzuges auf dieser Strecke gewesen sein, bevor 1998 die endgültige Stilllegung erfolgte.
Unter dem Begriff „Kanonenbahn“ ist vielmehr die nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 aus rein militärischen Gründen gebaute Berlin-Blankenheimer bzw. Berlin-Wetzlarer Eisenbahn zu verstehen, die über Güterglück, Barby und Güsten auch an Magdeburg vorbei führte, um von Berlin aus unter Umgehung aller großen Städte und Knotenbahnhöfe auf schnellstem Wege den Rhein zu erreichen.
Termine 2016
14./16.10. Modellbahnausstellung Museumsdepot MD Sudenburg
06.11. Modelltauschbörse Event-Center Magdeburg Rogätzer Str. 8
26.11. Jahresabschluss MSF e. V. – AWO MD Große Diesdorfer Str.169a
09.12. Vereinsabend MSF e. V. – Leo´s Schlemmerimbiss
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Fett - Veranstaltungen mit Teilnahme der Magdeburger Straßenbahnfreunde
Beitragszahlungen 2016
Leider gibt es in jedem Jahr immer wieder Säumige, die die satzungsgemäße Beitragszahlung ungeachtet der vereinbarten Fälligkeit
bis zum 31. März eines jeden Jahres auf den „Sankt-Nimmerleinstag“ verschieben und sich dann wundern, wenn sie von unserem Vorstand einen Mahnbescheid erhalten.
Dies muss freilich nicht sein – deshalb an dieser Stelle nochmals unsere ausdrückliche Erinnerung an alle, die bisher ihrer Bringepflicht noch nicht nachgekommen sind, dies doch umgehend zu tun, da sich das Jahr bereits zunehmend seinem Ende nähert.
Da Bargeldzahlungen unseren Zahlungsverkehr nur unnötig erschweren, bitten wir nochmals ausdrücklich darum, uns die fälligen Beiträge unter dem Kennwort „Mitgliedsbeitrag 2016“ auf unser Vereinskonto zu überweisen, wobei grundsätzlich nur noch unsere aktuelle IBAN-Bankverbindung anzugeben ist:
IBAN: DE89 1209 6597 0008 0966 94 - BIC GENODEF1S10 - Sparda-Bank Berlin e.G.
Arbeitstage in unserem Vereinsobjekt Walbecker Straße 54
Unsere Arbeitstage in unserem Vereinsobjekt finden regelmäßig am Sonnabend ab 14.00 Uhr statt.
Änderungen bei Veranstaltungen sowie an Feiertagswochenenden sind vorbehalten.
Ansprechpartner:
- Michael Menz Tel.: 0391 731 58 81 oder 0171 622 52 85
- Michael Götze Tel.: 0152 025 80 649
- Marco Dankel Tel.: 0151 424 30 567
Das Infoblatt erscheint im Auftrag des Vorstandes der Magdeburger Straßenbahnfreunde e. V.
Redaktion: Christoph Rudhard, Tel.: 0531 704 3255 (tagsüber in Braunschweig).
Text- und Bildbeiträge:
Jürgen Puchert/ Michael Menz/ Christoph Rudhard
Layout und Druck des Vereinsblattes:
Michael Menz
Layout der Internetseiten:
Andreas Kanter