Informationen der Magdeburger Straßenbahnfreunde e.V.

Stadtzentrum Magdeburgs mit Ulrichskirche
Von „Zigarrenkisten“, „Handfegern“
und der „Kalten Hand“

Bei recht winterlichem Schmuddelwetter, passend zur gegenwärtig wieder beginnenden kalten Jahreszeit, war eine sog. „Zigarrenkiste“ [Tw. 52(II)] mit zwei „Theaterausstellungs(bei)wagen“ am 09.01.1951 auf der Linie 3 am Hasselbachplatz unterwegs, während gleichzeitig eine „14“ mit zwei „Glas(bei)wagen“ einem „Aufbauwagen“-Zug in Richtung Otto-von-Guericke-Straße folgte. Hier fehlen eigentlich nur noch ein „Hechtwagen“, ein „Karpfen“ oder ein „Handfeger“, da die „Kofferwagen“ erst etwas später im Laufe des Jahres 1951 angeliefert worden sind. Auch der „Plättbolzen“ ist auf diesem Bild leider nicht zu sehen; (Foto: Biscan / Bundesarchiv 183-09202-0006).

Bei der Suche bestimmter Begriffe im „Google“ erfährt man z.B., dass ein „Hechtwagen“ ein Begriff aus dem Straßenbahnwesen ist, der sich aus der Wagenform und der Form des Raubfisches Hecht ableitet.

Bei dem Begriff „Zigarrenkiste“ bietet „Wikipedia“ an dieser Stelle stattdessen nur eine Verkaufsverpackung als Holzschachtel mit Deckel an, die für die sichere Aufbewahrung von Zigarren während des Transportes und beim Verkauf derselben dient.

Ausgabe Nr. 10/2017   •   www.msf-ev.de —  Tw. 52(II) am Hasselbachplatz   •  
Foto: Biscan im Januar 1951 [Bundestarchiv]

Bei der Eingabe des Suchbegriffes „Plättbolzen“ wird man allerdings wider Erwarten sofort auf den Magdeburger Hasselbachplatz gelenkt und findet dort ein markantes Gebäude, dass nach der deutschen Wiedervereinigung weitgehend im historischen Stil wieder aufgebaut worden ist. Der Volksmund und nicht zuletzt auch der oftmals recht raue, aber herzliche Ton der Straßenbahnerzunft haben hier im Laufe der Jahre so manchen Begriff geprägt, wo leider Außenstehende dagegen oft nur „Bahnhof“ verstehen.

Neben dem „Hechtwagen“ ist auch der „Aufbauwagen“ ein offizieller Begriff, wobei letzterer in Deutschland-Ost und Deutschland-West gleichermaßen als Synonym für Fahrzeuge Verwendung fand, die nach dem II. Weltkrieg als Neuaufbauten unter Verwendung noch brauchbarer Fahrgestelle kriegszerstörter Wagen entstanden sind. Ein „Karpfen“ ist dagegen ein Magdeburger Eigengewächs und bezeichnete die 1939 bzw. 1947 in eigener Werkstatt ähnlich den „Hechtwagen“ umgebauten ehemaligen „Zigarrenkisten“ Nr. 42(II) und 43(II), wobei ersterer die neue Betriebsnummer 59(II) erhielt und bereits 1944 bei einem Bombenangriff zerstört wurde.
Als „Zigarrenkisten“ nannte man in Straßenbahnerkreisen die 1925 in Dessau umgebauten ehemaligen Maximum­wagen [ab 1928: Reihe 36(II) bis 55(II)], da sie aufgrund ihrer relativ langen und kastenförmigen Bauart wohl in gewisser Weise an die bei Zigarrenrauchern sehr beliebten Utensilien erinnerten.
Die recht kurz und dick wirkenden Triebwagen der Reihe 131 bis 142 [später Reihe 24(II) bis 35(II)], zu der auch unser historischer Triebwagen 138 gehört, wurden stattdessen häufig als „Handfeger“ bezeichnet. Da auch die ab 1951 gelieferten LOWA-Wagen zunächst etwas gewöhnungsbedürftig aussahen, sprach man hier nicht selten von den sog. „Kofferwagen“. Auch ein „Radauwagen“ (Lautsprecher- und Propagandatriebwagen) sowie eine „Elbschaukel“ (Stadtrundfahrtwagen / auch offiziell so bezeichnet) gehörten nach dem II. Weltkrieg für mehrere Jahre zum Fahrzeugbestand.

Da die allgemeine Aufbruchsstimmung der Deutschen Theaterausstellung von 1927 die Denkweise der Magdeburger sehr nachhaltig geprägt hat, wurden die in diesem Zusammenhang aus Niesky neu beschafften Trieb- und Beiwagen [Reihe 91(II) bis 100(II) sowie 221(II) bis 230(II)] später oft als „Theaterausstellungswagen“ bezeichnet.
Die sehr vornehm wirkenden geschlossenen Beiwagen der Serie 278 bis 302(II) nannte man wegen ihren sehr großen verglasten Oberlichtaufbauten auch „Glas(bei)wagen“. Über die sogenannten „Puppenstuben“ hatten wir bereits in diesem Jahr in unserer Ausgabe 04/2017 ausführlich berichtet. Allerdings wurde dieser Begriff nicht nur bei den 1927 durch Umbau in eigener Werkstatt entstandenen Beiwagen der Reihe 260(II) / 261(III) bis 264(III) verwendet. Auch die 1956 aus Leipzig übernommenen (sehr kleinen) zweiachsigen Beiwagen der Reihe 367(II) bis 380(II) wurden später als solche so bezeichnet.

Auch bei bestimmten Örtlichkeiten kann sich sicherlich so mancher noch an den „Eierkuchen“ (Gleisumfahrung Alexander-/Kastanienstraße) oder an die „Kalte Hand“ (Eck-Kneipe an der Einfahrt zur Gleisschleife Neue Neustadt) erinnern. Einen „Engpass“ gab es in Magdeburg übrigens gleich zweimal – so in Buckau zwischen der Gertraudenkirche und dem Thiemplatz sowie auf dem Breiten Weg in Höhe der Leiterstraße. Die „Käseglocke“ (Imbiss-Kiosk an der Berliner Chaussee) und den „Plättbolzen“ gibt es dagegen heute noch. (CR)


Heimanlage „Niederlockwitz“ fand neuen Besitzer


Was lange währt, wird manchmal trotzdem gut. So wurde für meine kombinierte Normalspur- und Schmalspurbahnanlage „Niederlockwitz“, die in früheren Jahren sehr oft in Kombination mit unserer Vereinsanlage und auch mit der Hallenser Straßenbahnanlage gezeigt worden war, bereits seit längerer Zeit ein neuer Besitzer (und Betreiber) gesucht, der sich nun in Stefan Naedler glücklicherweise auch gefunden hat.
Nach einigen Instandsetzungsarbeiten und kosmetischen Auffrischungen war diese Anlage nun am dritten Septemberwochenende zum Straßenbahnjubiläum in Naumburg erstmals wieder zu sehen. Und siehe da: Es lief alles zur vollsten Zufriedenheit. (CR / Foto: Naedler)


Neue Stadtbahnstrecke in Hannover eröffnet

Bereits am 25. Mai 2017 endete in der niedersächsischen Landeshauptstadt der Betrieb auf der letzten klassischen Straßenbahnstrecke über den Bahnhofsvorplatz (Ernst-August-Platz) und die Joachimstraße bis zum Aegidientorplatz, was zugleich mit einer großen Jubiläums- und Abschiedsparade anlässlich „125-Jahre Straßenbahn Hannover“ verbunden worden war. Eigentlich sollte die letzte oberirdische Straßenbahnstrecke im Innenstadtbereich bereits zur Jahrtausendwende verschwinden, wozu es jedoch bis heute nicht kam, da der geplante U-Bahn-D-Tunnel bis auf eine bereits komplett fertiggestellte zweite U-Bahn-Station unter dem Hauptbahnhof nie zur Ausführung kam.

Da aus Städtebau- und Denkmalschutzgründen der Bau von Hochbahnsteigen auf dem Bahnhofsvorplatz untersagt worden war, was jedoch für den Einsatz moderner Stadtbahnwagen zwingend erforderlich ist, entschied man sich nun zu der Lösung, die Stadtbahnlinien 10 und 17 alternativ unter dem Hauptbahnhof hindurch bis zum Raschplatz (ZOB) zu führen. Nach mehrmonatiger Bauzeit konnte die rund 400 m lange Neubaustrecke nun am 18. September eröffnet werden. Unmittelbar neben der neuen Stumpf-endstelle entsteht gegenwärtig auch das neue Verwaltungsgebäude der DB AG. (CR)


Modellbahnausstellung Depot Sudenburg

Da unsere Ausstellung im Oktober zunehmend näher rückt, nochmals der Aufruf, uns beim Auf- und Abbau sowie bei der Bedienung der Anlage zu unterstützen.

Hier die Daten:

  • Transport / Aufbau: 12.10. ab 16:00 Uhr
  • Bedienung der Anlage: 13.10. von 14:00 - 18:00 Uhr
  • Bedienung der Anlage: 14.10. von 10:00 - 18:00 Uhr
  • Bedienung der Anlage: 15.10. von 10:00 - 17:00 Uhr (anschl. Abbau)
  • Abtransport der Anlage 16.10. ab 16:00 Uhr
  • Am 14.10. ab 19:00 Uhr findet unser Ausstellerabend statt.

Wer uns bei den vorstehend genannten Aktivitäten aktiv unterstützen möchte, der kann sich gerne bei uns melden. Bitte auch um Rückmeldung, wer zum Ausstellerabend mitkommen möchte. Grundsätzlich kann uns jeder vom Verein unterstützen, der zwei gesunde Hände hat. Es müssen auch nicht immer die gleichen Leute die Anlage aufbauen und bedienen. (MM)


Termine 2017

13./15.10.    Modellbahnausstellung Magdeburg
25.11.             Jahresabschlussfeier – AWO Magdeburg, Max-Otten Strasse 10
08.12.             Vereinsabend MSF e. V. – Leo´s Schlemmerimbiss (optional)
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Fett - Veranstaltungen mit vsl. Teilnahme der Magdeburger Straßenbahnfreunde.


Arbeitstage in unserem Vereinsobjekt Walbecker Straße 54

Unsere Arbeitstage in unserem Vereinsobjekt finden regelmäßig am Sonnabend ab 14.00 Uhr statt. Änderungen bei Veranstaltungen sowie an Feiertagswochenenden sind vorbehalten.

Ansprechpartner:

  • Michael Menz  Tel.:  0391 731 58 81   oder  0171 622 52 85
  • Michael Götze Tel.:  0152 025 80 649
  • Marco Dankel  Tel.:  0151 424 30 567

Das Infoblatt erscheint im Auftrag des Vorstandes der Magdeburger Straßenbahnfreunde e. V.

Redaktion: Christoph Rudhard, Tel.: 0531 704 3255 (tagsüber in Braunschweig).
Text- und Bildbeiträge: Michael Menz (MM) / Christoph Rudhard (CR) / Naedler
Layout und Druck des Vereinsblattes: Michael Menz
Layout der Internetseiten: Andreas Kanter