Informationen der Magdeburger Straßenbahnfreunde e.V.
Unser aktuelles Info-Blatt |
• Ausgabe Nr. 10/2019 • www.msf-ev.de •
• Titelbild: Tw. 88 Breiter Weg - 30er Jahre • |
Brennpunkt Breiter Weg Dieses Mal sind wir nicht an der Ecke Breiter Weg / Alter Markt, obwohl dies zunächst den Anschein hat, war doch dieser Knotenpunkt bis 1945 stets ein sehr beliebter Fotostandort im alten Magdeburg. Vielmehr befinden wir uns heute genau schräg gegenüber am sog. „Warmen Loch“, wo die Alte Ulrichstraße von Westen kommend, in den Breiten Weg einmündete. Das „Warme Loch“ war damals ein beliebter Treffpunkt, da sich hier unter einem Lüftungsschacht die Backstube der Bäckerei und Konditorei Sachtleben befand, wo ständig warme und behagliche Luft nach oben auf den Bürgersteig stieg. Wer hier zunächst ein Orientierungsproblem hat, der laufe in Gedanken einfach durch das Allee-Center in Richtung Ausgang Breiter Weg und schaue von dort aus auf die gegenüberliegende Straßenseite mit dem heutigen Urichshaus, wo sich u. a. „Frankonia Jagd“, „Drogerie Müller“ und „C&A“ befinden. Die heutige Fußgängerzone, die links davon in Richtung Springbrunnen verläuft, befindet sich allerdings gegenüber der früheren Alten Ulrichstraße einige Meter weiter südlich. Die im linken Bildhintergrund zu erkennende etwas schräg verlaufende Häuserfront markiert dabei den früheren Engpass in Höhe der Leiterstraße. HAWA-Triebwagen 88II war hier mit einem Dessauer Tonnendachbeiwagen der Serie 201II bis 220II auf der SL 3 von Diesdorf kommend in Richtung der Alten Neustadt unterwegs, wobei der Zug über den Alter Markt, die Jakobstraße und die Hohepfortestraße noch etwa 15 bis 20 Minuten Fahrzeit vor sich hatte. Von links folgte dabei Tw. 7II aus der Dessauer Umbauserie von 1927 mit einem weitgehend baugleichen „Langholzbeiwagen“ auf der Rotehornlinie 10 in Richtung der Neuen Neustadt. Da Tw. 88II erst 1929 angeliefert wurde und bereits 1937 (wie alle derartigen Wagen) den vorgeschriebenen Mittelscheinwerfer sowie die neue elektrische Licht- und Bremskabelanlage erhielt, lässt sich das Aufnahmedatum auch relativ eng auf die frühen 30er Jahre eingrenzen. Zusätzlich erhielten viele Magdeburger Standardtriebwagen bereits ab 1938 anstelle der runden oberen Lampen quadratische Schilderkästen für die Liniennummernanzeige, womit dann auch die mittels einem Lichtrohr anstrahlte runde Nummernscheibe auf dem Wagendach entfiel. Bei unseren beiden historischen Triebwagen 23II und 124II sind dabei sowohl die etwas ältere, als auch die neuere Variante historisch originalgetreu wiederhergestellt worden. HAWA-Tw. 88II war bis 1945 offensichtlich im Betriebshof Wilhelmstadt (Stadtfeld) beheimatet, da die 80er Triebwagen in dieser Zeit vornehmlich auf der SL 3 fotografisch dokumentiert worden sind. Viele Straßenbahnfreunde kennen diesen Triebwagen noch in Sudenburger Diensten oder als späteren Schneeräumtriebwagen 722II, welcher erst 1986 verschrottet wurde und zum Schluss noch wertvolle Dienste als Ersatzteilspender für unseren historischen Triebwagen 124II leistete. Auch der abgebildete Tw. 7II hat die Wirren des zweiten Weltkriegs überstanden und war ab ca. 1948 unter der Betriebsnummer 12III nachweislich in Stadtfeld beheimatet, wo er zuletzt bis zu seiner Verschrottung im Jahre 1968 längere Zeit im Herrenkrug abgestellt war. Zum Zeitpunkt dieser Aufnahme, die kürzlich über die Facebook-Plattform „Zeitreisen MD“ geteilt wurde, hätte man mit einer Großbaustelle im Nordabschnitt des Breiten Weges wohl nicht die heutigen Probleme gehabt, da mit der Erzbergerstraße und der Jakobstraße gleich zwei innerstädtische Parallelstrecken für eventuelle Umleitungen zur Verfügung standen. (CR) Dann sperren wir doch einfach ´mal für ein paar Monate „Denk ich an Magdeburg zur Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.“ Frei nach Heinrich Heine kann ich für die gegenwärtige Baustellensituation in unserer Stadt leider keine anderen Worte finden. Als langjähriger Verkehrsanlagenplaner habe ich in den zurückliegenden vier Jahrzehnten (gefühlt) etwa 150 bis 200 Gleis- und Weichenbaustellen für die Deutschen Bahnen vorbereitet und vielfach auch aktiv begleitet und sehe hier natürlich viele Dinge aus einem anderen Blockwinkel, als der normale Straßenpassant oder MVB-Fahrgast. Bei der „großen Bahn“ reden wir bei einer „1:1“-Erneuerung von ca. 400 m Doppelgleis im klassischen Schotteroberbau über eine Größenordnung von etwa 1 bis 2 Wochen, da die zuständigen Baubetriebskoordinatoren der Bahn bei stärker belasteten Strecken in der Regel auch kaum längere Sperrzeiten genehmigen. Dies schließt dabei natürlich oftmals auch ein Bauen auf engstem Raum, nicht selten auch ein Bauen „vor Kopf“, das Umverlegen von Kabeln und Leitungen oder den Rückbau bestehender Altanlagen mit ein, wobei häufig auch Baustellenzufahrten und Bereitstellungsflächen für Materialien nur sehr marginal oder gar nicht zur Verfügung stehen. Dies alles weiß jedoch der Bieter, der sich vor einer Angebotsabgabe an Hand der übermittelten Ausschreibungsunterlagen mit den Gegebenheiten der Baustelle vertraut machen muss, wobei er mit seinem Angebot zugleich die Verpflichtung eingeht, alle Auflagen aus dem Bauvertrag auch vollumfänglich erfüllen zu können. Nachträgliche Ausreden, wie z. Bsp. „Ich konnte zum vereinbarten Termin keine geeignete Stopfmaschine zur Verfügung stellen“ (o. dgl.), wird dabei ein Bauherrenvertreter in der Regel kaum akzeptieren, da der Bauvertrag für den Unternehmer in diesem Falle bindend ist. Mehr als 3 1/2 Monate Bauzeit, wie aktuell im Nordabschnitt Breiter Weg, kann ich persönlich in keiner Weise akzeptieren, genauso wenig wie die offizielle Aussage, dass man von vorn herein nur einen Einschichtbetrieb ohne Nacht-, Wochenend- und Feiertagsarbeit ausgeschrieben hätte, um damit angeblich Kosten einzusparen. Kosten entstehen dabei doch wohl in erster Linie durch die Länge der Bauzeit, was dabei freilich auch Folgekosten für den Schienenersatzverkehr sowie durch fehlende Fahrgeldeinnahmen für den Verkehrsbetrieb und andere Verkehrseinschränkungen einschließt. Lt. „Volksstimme“ vom 02.10.2019 soll nun auch die Strecke unter den Bahnhofsbrücken frühestens ab Mitte 2020 wieder in Betrieb gehen. Hier hieß es noch vor ca. 1 1/2 Jahren „Ende 2018“, dann plötzlich „Ende 2019“ und schließlich „Anfang 2020“. Aktuell war hier nun wörtlich zu lesen, „dass sich alle Hoffnungen auf eine frühere Freigabe zerschlagen hätten. Hintergrund sei der Streit mit einer Baufirma über einen Bauabschnitt auf der Ostseite des Tunnels. Dadurch habe sich eine monatliche Verzögerung ergeben. Außerdem müssten noch das Gleisdreieck an der Kreuzung Reuterallee / Guerickestraße und das Gleisviereck am Damaschkeplatz saniert und gebaut werden.“ Hatte man dies etwa vorher nicht gewusst? Mit der erforderlichen zusätzlichen Erneuerung der Kreuzung Reuterallee / Guerickestraße war die Öffentlichkeit erst vor wenigen Tagen erstmals konfrontiert worden, wobei lt. „Volksstimme“ vom 30.09.2019 vsl. ab Januar 2020 mit ca. 3 Monaten Sperrung für den Straßenbahnverkehr zu rechnen sei; Sperrung der Otto-von-Guericke-Straße und ein geplanter erneuter Schienenersatzverkehr dabei eingeschlossen. Dies verwundert umso mehr, da es bisher immer hieß, dass die Strecke unter den Bahnhofsbrücken zunächst an den Willy-Brandt-Platz (Bahnhofsvorplatz) angeschlossen werden sollte, da die Anbindung an den Bereich Ernst-Reuter-Allee / Weinarkade wegen den östlichen Tunnelrampen ohnehin noch etwas Zeit in Anspruch nehmen würde. Warum fährt man also nicht über die Otto-von-Guericke-Straße und errichtet am Damaschkeplatz zunächst ein Baugleis zur provisorischen Anbindung an die Olvenstedter Straße? Dann könnte man doch alles andere in Ruhe fertig bauen. (CR) Gelungene Rückschau auf die „Kleine Bahn ganz groß“ In ihren Ausgaben Nr. 8 und 9 hat das Straßenbahnmagazin“ auch in diesem Jahr wieder recht ausführlich über die „Kleine Bahn ganz groß“ berichtet, die dieses Mal in München stattfand; (siehe auch Info 08/2019). Dabei gab es auch wieder zwei sehr schöne Aufnahmen von unserer Anlage zu sehen, wobei aktuell Motive aus dem Herrenkrug im Fokus standen. Mit dabei war auch unsere neueste Kreation - der Magdeburger „Langholz“- und Museumstriebwagen Nr. 23II im Modell-Maßstab 1:87. (CR) In eigener Sache Leider musste im Zusammenhang mit der Magdeburger Modellbahnausstellung der für den 11.10.2019 geplante Vereinsabend bei „Leo´s Schlemmer-Imbiss“ kurzfristig abgesagt werden, wobei wir auch nicht mehr alle Vereinsfreunde unmittelbar erreichen konnten. Wir bitten an dieser Stelle nochmals um Ihr / Euer Verständnis. Das Infoblatt geht allen Interessenten aber auf jeden Fall auf anderem Wege noch zeitnah zu. (CR) Terminvorschau 2019 / 2020
Arbeitstage in unserem Vereinsobjekt Walbecker Straße 54 Unsere Arbeitstage in unserem Vereinsobjekt finden regelmäßig am Sonnabend ab 14.00 Uhr statt. Änderungen bei Veranstaltungen sowie an Feiertagswochenenden sind vorbehalten. Ansprechpartner:
Das Infoblatt erscheint im Auftrag des Vorstandes der Magdeburger Straßenbahnfreunde e. V. Redaktion: Christoph Rudhard, Tel.: 0531 704 3255. |
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