 Originalgetreue Nachbildung des ehemaligen Straßenbahnbetriebshofes in der Magdeburger Neuen Neustadt von Michael Menz und Torsten Ehrhard Foto: M. Menz |
In den neuen Bundesländern ist die alljährlich im Herbst stattfindende "Modell und Hobby" in Leipzig ohne Frage das bedeutendste Highlight an Veranstaltungen rund um unser gemeinsames Hobby. Für die Magdeburger Straßenbahnfreunde e. V. gab es in diesem Jahr bereits den zweiten Auftritt in der traditionsreichen sächsischen Messestadt, nachdem wir uns hier 2000 schon einmal erfolgreich unter dem Dach des Bundes Deutscher Eisenbahnfreunde (BDEF) im Rahmen der Anlagenschau neben Herstellern und Händlern präsentiert hatten.
Geht man von der allgemeinen Resonanz und den vielen anerkennenden Worten der Besucher aus, so war unsere Modellstraßenbahnanlage nach Magdeburger Originalvorbildern auch hier erneut ein besonderer Publikumsmagnet. Schließlich findet man klassische Eisenbahnanlagen auf jeder Modellbahnausstellung, wobei Gebäude und Landschaften nicht selten direkt aus dem Verpackungskarton auf die Anlage gestellt werden. Wer baut schon Großbrücken mit über einem Meter Länge oder komplette Straßenbahnbetriebshöfe mit funktionstüchtiger Schiebebühne … wer macht sich schon die Mühe, neben handelsüblichen Vorderhäusern auch noch Seiten- und Hinterhäuser mit innerstädtischen Höfen und Wirtschaftsgebäude zu bauen … und wer fährt schon tatsächlich mit Hilfe einer voll funktionstüchtigen Oberleitung und wer läßt seine Bahnen im sprichwörtlichen Minutentakt und in dichter Zugfolge wie in einer echten Großstadt über seine Anlage rollen ???
Neben dem nun endlich, fast noch in letzter Minute, fertig gestellten "Heumarkt"-Viertel fand vor allem die originalgetreue Nachbildung des ehemaligen Straßenbahnbetriebshofes in der Magdeburger Neuen Neustadt von Michael Menz und Torsten Ehrhart innerhalb unserer Großanlage viel Beachtung. Das bereits zur Pferdebahnzeit im Jahre 1877 eröffnete große Vorbild an der Lübecker Straße brachte es auf exakt 100 Dienstjahre, bevor im Februar 1977 die letzten Züge der Bauart "Gotha" den Hof für immer verließen. "Tatra"-Bahnen, wie auf unserem Foto, hat das Original auf Grund seiner sehr beengten Platzverhältnisse allerdings nie gesehen … aber kleine Kompromisse sind bei der Modellbahn bekanntlich erlaubt. (Foto:M. Menz).
Auch in Braunschweig einst elektrisch zum "Herrenkrug"
Kaum
zu glauben: Auch in Braunschweig gab es bis 1963 eine Straßenbahn zum
"Herrenkrug", auch wenn das Fahrtziel in Magdeburgs Partnerstadt
offiziell "Riddagshausen" hieß. Die noch heute vorhandene
Ausflugsgaststätte "Herrenkrug" - zwischen Klostergut und Kreuzteich
gelegen - gab es bereits zum Zeitpunkt der Streckeneröffnung 1936, nachdem
der heutige Stadtteil von Braunschweig zwei Jahre zuvor eingemeindet worden
war. Dieser Umstand war dann auch der eigentliche Auslöser für den
Bau einer Straßenbahnstrecke in Verlängerung der bestehenden Linie
7 zur Kastanienallee durch den Prinzenpark hindurch, wobei sich die erste
Endstelle unmittelbar vor der genannten Gaststätte befand. Bereits ein
Jahr später führte die Strecke weiter bis zum Klostergut und erhielt
in diesem Zusammenhang auch eine Wendeschleife. 1938 wurde schließlich
aus der "7" eine "8", die als "Bahn hinaus ins Grüne"
bei den Braunschweigern gleichermaßen beliebt war, wie in Magdeburg
die Linie 6. Auch hier wurde mit dem Prinzenpark eine großflächige
Parklandschaft durchfahren und die ausgedehnten Anlagen rund um das ehemalige
Zisterzienserkloster Riddagshausen mit mehreren Teichen luden zu erholsamen
Spaziergängen und zur Einkehr ein ... übrigens auch in der heutigen
Zeit ein lohnenswerter Ausflugstipp für die ganze Familie.
Im Juni 1963 führten Straßenbauarbeiten zur Verbreiterung der innerstädtischen
Kastanienallee schließlich zur "vorübergehenden" Einstellung
der Linie 8 nach Riddagshausen und zur Einrichtung von Schienenersatzverkehr
mit Omnibussen. Allerdings wurde der Wiedereinbau von Straßenbahnschienen
beim Umbau der Kastanienallee dann einfach schlichtweg "vergessen"
und durch den Prinzenpark sollte fortan nie wieder eine "Elektrische"
fahren … wenngleich die Gleise über weite Strecken zum Teil heute
noch liegen.
Auch in Magdeburg nahm man im Jahre 1973 bekanntlich Bauarbeiten - hier im
Zusammenhang mit der neuen Eisenbahnbrücke - zum Anlaß, um die
Straßenbahnlinie 6 (offiziell nur "vorübergehend") einzustellen
… aber schon bald danach wurde aus dem zwischenzeitlich eingerichteten
Schienenersatzverkehr eine dauerhafte Omnibuslinie 67 und im Herrenkrugpark
begann der Rückbau von Gleisen und Fahrleitungsanlagen. Nur die weltweite
Ölkrise, verbunden mit einer totalen Verknappung von Diesel- und Vergaserkraftstoff,
machte schließlich im Jahre 1983 die Rückkehr der "Elektrischen"
in die ostelebische Parklandschaft möglich. Die Tatsache, dass ein totaler
Mangel an Treibstoffen schließlich zu einem radikalen Umdenken im öffentlichen
Personennahverkehr führte, ist an dieser Stelle wohl in erster Linie
als eine "DDR-typische" Besonderheit zu bewerten. Für die Straßenbahn
durch den Braunschweiger Prinzenpark gab es dagegen leider keine vergleichbare
Rückkehr.
Besuch
in der Hamburger Speicherstadt
Besuche im "Miniatuar-Wunderland"
sind für unseren Verein in den zurückliegenden Jahren bereits zu
einer festen Tradition geworden, gibt es doch auf der großen Modellbahnanlage
in der Hamburger Speicherstadt stets etwas Neues zu bewundern, was natürlich
auch jede Menge Anregungen für den eigenen Modellanlagenbau liefert.
Auch die diesjährige Tagesfahrt am 12. August wurde wieder erfolgreich
von Michael Menz organisiert - vielen Dank.