Die Flut zerstörte auch im Miniaturformat

Vereinsdomizil der Magdeburger Straßenbahnfreunde im Hafen ist „definitiv nicht mehr nutzbar“

Die Werkstatt der Magdeburger Straßenbahnfreunde stand nach der Flut tagelang bis knapp unter die Decke unter Wasser. Erst in dieser Woche konnte es ans Aufräumen gehen. Bereits jetzt steht fest: Der Verein muss umziehen.

Von Stefan Harter, Magdeburger Volksstimme • Alte Neustadt • „Traurig, traurig, traurig.“ Kopfschüttelnd steht Manfred Krentel auf zwei Krücken gestützt im Keller der Vereinswerkstatt, im Wissenschaftshafen. Seine mehrstöckige Modelleisenbahnanlage ist eine der Miniaturlandschaften, die nicht mehr rechtzeitig vor dem Hochwasser gerettet werden konnten.
Eine mehrere Zentimeter dicke, flaumige Schimmelschicht, fast wie Zuckerwatte, bedeckt Teile der Anlage, an der er über zwei Jahre gearbeitet, viel Geld und Zeit investiert hatte. Das kleine Städtchen sieht wie nach einer Naturkatastrophe aus.

Straßenbahnfreunde aus Magdeburg und Naumburg wuchten die zerstörte Anlage von Manfred Krentel hoch. In der Werkstatt des Vereins im Wissenschaftshafen stand das Wasser fast bis zur Decke.


Ganz wie im Großen hinterließ das Hochwasser 2013 auch Im Kleinen bei den Modellbauern seine Spuren.
Viele alte Straßenbahnschilder wurden völlig aufgeweicht. Fotos (3): Stefan Harter

Das was im Großen in Sachsen-Anhalt passiert ist, ist im Kleinen auch im Straßenbahnerkeller geschehen. „Ich kann es gar nicht mehr sehen“ sagt der Senior, und wendet sich ab, ob er noch einmal von vorne beginnt? „Ich weiß es nicht“, sagt Manfred Krentel leise. Erst am Montag war das Wasser endlich weg, nachdem es zuvor mehrere Tage bis knapp unter die Decke den Raum füllte und alles was nicht niet- und nagelfest war, durcheinanderwarf.

Hilfe bekommen die Magdeburger aus Naumburg. Das ehemalige Vereinsmitglied Stefan Naedler hatte mehrere seiner Kollegen vom Nahverkehrsfreunde Naumburg-Jena e.V. zum Hilfseinsatz in der alten Heimat überredet.
„Das ist doch eine Selbstverständlichkeit“, sagt er nur. Gemeinsam geht es ans Aufräumen. Der Vereinsvor­sitzen­de Michael Menz erklärt aber gleich, dass ein Wiedereinzug nicht in Frage kommt. „Der Keller ist definitiv nicht mehr nutzbar. Wir suchen uns neue Räume“, sagt er. „Vom 2002er Hochwasser ist man zwar kampferprobt“ gewesen, berichtet er weiter. „Doch damals stand das Wasser auch nur ein bisschen.“

Erst im April besuchte die Volksstimme die Hobbybastler, die seit 40 Jahren das Magdeburger Straßenbahnnetz nachbauen. Die aus 70 einzelnen Modulen bestehende Hauptanlage konnte zwar gerettet und bei den Kollegen von den Eisenbahnfreunden untergestellt werden.
Doch das Vereinsarchiv mit vielen Fotos ist unwiederbringlich verloren, zahlreiche historische Andenken an die Bimmel ebenfalls. [...] Aufgeweicht von der Flut.