Onlineversion des Informationsblatt der Magdeburger Straßenbahnfreunde e.V. Postfach 3611 — 39011 Magdeburg • Nr. 10 / 2015 • Redaktionsschluss: 02.10.2015 • www.msf-ev.de |
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• Historische Straßenbahnwelt in Farbe (4) • P – wie Prag: • M – wie Magdeburg • S – wie Schkeuditz • T - wie der Turm steht wieder: • "Bilderbogen" – ein neues Profil Historische Straßenbahnwelt in Farbe (4) Willkommen in Hermann Brösels Welt. Noch bis vor einem reichlichen halben Jahr war der ehemalige Magdeburger Farben-Fabrikant selbst unter Insidern der örtlichen Stadt- und Verkehrsgeschichte noch weitgehend unbekannt. Ungeachtet dessen hat jedoch der leidenschaftliche Hobbyfotograf unserer Stadt ein umfassendes Archiv von etwa 15.000 Farbaufnahmen hinterlassen, was jetzt den Kultur- und Heimatverein dazu veranlasst hat, einen 350-seitigen Farbbildband herauszubringen, der seit einigen Tagen im öffentlichen Buchhandel erhältlich ist; (Hermann Brösel: „Magdeburg in Farbfotografien aus den 60er Jahren“, Ostnordost Verlag, 34,80 €, ISBN 978-3-938247-12-9). Gewiss stehe ich hier mit meiner Meinung nicht allein, wenn ich sage: Endlich wieder ein Buch über Magdeburg, das in keiner stadtgeschichtlichen Sammlung fehlen sollte, wobei nicht zuletzt auch der historisch interessierte Straßenbahnfreund voll auf seine Kosten kommt. In unserer „Historischen Straßenbahnwelt in Farbe“ hatten wir bereits zwei Fotos von Hermann Brösel veröffentlicht, wobei uns unser Auftaktfoto in Ausgabe 04/2015 mit einem Dreiwagenzug im Buckauer Engpass zunächst ohne Angabe eines Bildautors im Magdeburger Stadtmagazin „DATEs“ eher zufällig in die Hände gefallen war. Erst als einige historische Farbfotos von der ehemaligen W.-Pieck-Allee über das Internet in Umlauf kamen, wurden wir dann das erste Mal mit dem Namen Hermann Brösel konfrontiert, um daraus das Bild mit dem LOWA-Triebwagen und zwei Glasbeiwagen für unsere Ausgabe 06/2015 auszuwählen. Mit unserem vorerst letzten Bild zur „Historischen Straßenbahnwelt in Farbe“ wollen wir uns heute nochmals dem Buckauer Engpass zuwenden. Auch dieses Foto fanden wir übrigens im „DATEs“ in der aktuellen Septemberausgabe. Wer einmal unser Titelfoto von Ausgabe 04/2015 daneben legt, dem wird sofort der blaue H3A-Lieferwagen am linken Bildrand ins Auge springen, der gleich auf mehreren Brösel-Fotos vom Buckauer Engpass zu sehen ist, die offensichtlich alle am gleichen Tage im Januar 1965 innerhalb von nur wenigen Minuten entstanden sind. Solche sog. Parallelaufnahmen haben ohne Frage einen ganz besonderen Reiz, da sie uns (gewissermaßen im Zeitraffer) ein sehr umfassendes Bild vom Verkehrsgeschehen der damaligen Zeit vermitteln. Triebwagen 39II war übrigens der erste in Gotha modernisierte ehemalige Maximumtriebwagen und bereits im historischen Festumzug vom Juli 1952 mit dabei. Insgesamt wurden zwischen 1952 und 1955 insgesamt 12 der nach 1945 in Magdeburg noch vorhandenen Wagen dieser Bauart in zwei Serien zu jeweils 6 Wagen in Gotha modernisiert. Bei der ersten Umbauserie, die in div. älteren Quellen (u. a. MVB-Chronik 1977) fälschlicherweise dem Waggonbau Werdau zugeschrieben worden war, hatte man zunächst das aufgesetzte Laternendach beibehalten und zu einem sog. „Schleppdach“ bis zu den Perronenden herunter gezogen. Bei der zweiten Umbauserie entschied man sich stattdessen für ein Flachdach sowie für zusätzliche seitliche Aufstellfenster im oberen Fensterbereich; (siehe u. a. Tw. 45III in unserer o. g. Ausgabe 04/2015). Neben dem Tw. 39II gehörte auch der baugleiche Tw. 48III (ex 51II) lange Zeit zum Bestand vom Depot Sudenburg, wo die beiden „Langen“ in der Früh- und Nachmittagsspitze oft mit zwei Beiwagen die zusätzlichen Kurse auf der Linie 1 zu bewältigen hatten, sofern für diese speziellen Dienste kein Vierachsbeiwagen zur Verfügung stand. Zu unserem „Fototermin“ war Tw. 39II an diesem Tag mit Bw. 272II (ex 267II, es Strandbahn Köslin Nr. 30 oder 31 / Ammendorf 1913) auf Einsatzlinie 22 vom Hauptbahnhof aus in Richtung Buckau unterwegs. Sowohl die Tw. 39II und 48III, als auch Bw. 272 haben die Umrüstung auf den schaffnerlosen Betrieb (OS) nicht mehr erlebt und wurden bereits 1967 ausgemustert, wobei die Beiwagendrehgestelle noch für ein Schneeräumgerät Verwendung fanden. – cr – "Für Sie" oder "mit uns"? Wir bewegen uns für Sie“, heißt es auf den offiziellen Seiten der Verkehrsbetriebe in unserer Partnerstadt Braunschweig, während unserer Magdeburger Verkehrsunternehmen stattdessen mit dem Slogan „Mit uns blieben Sie beweglich“ für seine Kunden wirbt. Zugegeben lesen sich beide Sprüche auf den ersten Blick zunächst ganz ähnlich. Dennoch gibt es einen kleinen Unterschied, der schon allein in der Betonung liegt. Wer ist eigentlich für wen da: Das Unternehmen für den so oft als „König“ gepriesenen Kunden … oder im Umkehrschluss der zahlende Kunde als sog. „Beförderungsfall“ für das Unternehmen? Gewiss ist auch in unserer Partnerstadt Braunschweig bei Weitem nicht alles Gold, was glänzt. So dauerte es ein geschlagenes dreiviertel Jahr, bis die neuen „Tramino´s“ aus polnischer Solaris-Produktion endlich in Fahrt kamen – und als die ersten neuen Bahnen dann endlich fuhren, da sorgte ein wahres Baustellenchaos über mehrere Wochen hinweg für entnervte Fahrgäste, wurde doch am Hagenmarkt und am Leonhardplatz gleichzeitig gebaut, so dass in Richtung Norden und Osten de facto nichts mehr ging. In Magdeburg sorgen stattdessen nicht nur Bahnhofstunnel und marode Elbebrücken für Frust und Verärgerung – hier ist es vor allem die Zuverlässigkeit bei Bussen und Bahnen, die unsere Fahrgäste nicht erst seit gestern nahezu tagtäglich „auf die Palme“ bringt. Personalmangel, hoher Krankenstand, Hochwasserfolgen, mangelnde Wagendecke, störanfällige Fahrgastinformationssysteme und nicht zuletzt fehlende finanzielle Zuschüsse aus der öffentlichen Hand sorgen bereits seit mehreren Jahren immer wieder für Diskussionsstoff und für herbe Kritiken unter den Magdeburgern und ihren Gästen. Eine facebook-Gruppe brachte kürzlich eine besorgniserregende Statistik in Umlauf, die auf gezielt vorgenommenen Beobachtungen an einem Donnerstag Mitte September zwischen ca. 15:40 und ca. 23:00 Uhr am Verkehrsknoten Alter Markt / Allee-Center beruhte, was auch Gegenstand eines Beitrages in der Magdeburger „Volksstimme“ vom 26.09.2015 war. Exakt untersetzt mit den offiziellen Fahrplandaten in Stunden und Minuten, wurden dabei über einen Zeitraum von etwas mehr als 7 Stunden (sage und schreibe) insgesamt 41 ausgefallene Straßenbahnfahrten gezählt. Dies ergibt im Durchschnitt etwa 6 ausgefallene Zugfahrten pro Stunde - oder anders ausgedrückt: Im Durchschnitt statistisch gesehen etwa alle 10 Minuten (!) eine ausgefallene Bahn. Allerdings ist aus dieser Statistik nicht klar ersichtlich, ob die mit „Ausfall“ gekennzeichneten Fahrten auch tatsächlich (ersatzlos) ausfielen oder ob diese an den betreffenden Haltestellen in Wirklichkeit nur verspätet eintrafen. Wie dem auch sei: Wenn, wie zuletzt wiederholt beobachtet, zeitweise bis zu 4 schadhafte Züge gleichzeitig in der „heimlichen“ Abstellanlage vor dem Maritim-Hotel parken, dann sind dies mindestens 4 Fahrten, die an div. Haltestellen irgendwo ausfallen, wo dann Fahrgäste vergeblich auf ihre Bahn warten müssen. Hier helfen auch nicht „Leidenschaft, Herz und Verstand“, womit der Verkehrsbetrieb neuerdings mit den freundlichen Gesichtern seiner Mitarbeiter(innen) für eine vermeintliche Unternehmenskultur wirbt. Hier muss endlich ein sog. „Masterplan“ her und hier muss vor allem die Frage gestellt werden, wann von Seiten der politischen Entscheidungsträger endlich einmal gehandelt wird, anstatt immer nur mit fadenscheinigen Argumenten zu erklären, warum dieses oder jenes angeblich nicht geht. In puncto Personalmangel ist Magdeburg an dieser Stelle leider keineswegs ein Einzelfall. Liest man zum Beispiel die aktuelle Ausgabe vom „Straßenbahn-Magazin“ (Leitartikel Ausgabe 10/2015), so haben wir es hier inzwischen mit einem deutschlandweiten Problem zu tun, wobei selbst das oftmals so hoch gepriesene Karlsruhe in letzter Zeit wiederholt in die Schlagzeilen geraten ist. Welche Lobby hat eigentlich der ÖPNV heute noch in Deutschland? – Christoph – H – wie Halberstadt: Seit wenigen Wochen ist über den Straßenbahnbetrieb in der Vorharzstadt zum Preis von 9,95 € eine sehr zu empfehlende DVD erhältlich, zu der uns Jens Winnig aus Braunschweig u. a. schrieb: „Vor allem die alten Aufnahmen haben es mir angetan, als die Straßenbahn durch die enge Gröperstraße fuhr, dagegen ist das heute ein sehr gewaltiger Unterschied. P – wie Prag: Nahezu alle in den Hallen des Prager Straßenbahnmuseums befindlichen Fahrzeuge sind auch heute noch voll betriebsfähig, auch wenn sie zuweilen nur einmal innerhalb von fünf bis zehn Jahren zu besonderen Anlässen die „Welt da draußen“ zu Gesicht bekommen. Ein solches Ereignis war das Straßenbahnjubiläum am 19./20.2015 mit einem großen Fahrzeugkorso am abschließenden Sonntag. Am letzten Oktoberwochenende ist es im Depot Sudenburg wieder soweit. Sicherlich ist dieser Termin bei Ihnen / bei Euch inzwischen im Terminkalender schon vorgemerkt. S – wie Schkeuditz: Da wir schon einmal bei Ausstellungen sind, gleich noch ein kleiner Rückblick auf das erste Septemberwochenende, als es in Schkeuditz gewissermaßen eine Neuauflage der Kleinen Straßenbahn ganz groß“ vom Frühjahr 2015 in Schwerin gab, kamen doch viele „alte Bekannte“ mit ihren Modellbahnanlagen oder Ständen auch dieses Mal wieder.
T - wie der Turm steht wieder: Nachdem wir anlässlich des Jubiläums „90 Jahre Beimssiedlung“ zum ersten Mal unsere neuen Anlagenteilemodule von Schönebeck Probefahren konnten, ging es in den darauf folgenden Arbeitstagen wieder weiter mit der Vervollständigung der Häuserzeilen. Eines der Erkennungsmerkmale der alten Anlage war der Salzturm aus dem 18 Jahrhundert. Jedoch war der ursprüngliche aus Pappe gebaute Turm inzwischen soweit verschlissen, dass nur noch die Turmhaube Weiterverwendung fand. Der Rest ist aus Kunststoffplatten neu entstanden. Aufgrund seiner Höhe musste auch nun das Oberteil abnehmbar gestaltet werden. Die Farbgestaltung wird wohl wieder mit weißem Putz am oberen Ende des Turmes ausgeführt werden, obgleich er in den 60er Jahren doch sehr verwittert und grau aussah. In den letzten 100 Jahren hat der Turm ohnehin sein Erscheinungsbild sooft geändert, dass es schwer fällt, sich für eine Variante zu entscheiden. Aktuell werden sowohl das Volkspolizeikreisamt an der Nicolaistraße, als auch die heutige Musikschule gegenüber, aufgebaut. Die Volkspolizisten können also bald einziehen, der Musikunterricht lässt aber noch eine Weile auf sich warten. Ebenso wird gerade eine Gartensparte hinter der Salzer Straße gestaltet, die es an der Stelle zwar nicht gab, die jedoch an dieser Stelle gestalterisch sehr gut passen wird. Trotz einiger Baulücken, steht dem Aufbau der Anlage, zur Ausstellung im historischen Straßenbahndepot in Sudenburg vom 23. bis 25. Oktober, nichts entgegen. – Michael – "Bilderbogen" – ein neues Profil Mit unserer heutigen Ausgabe Info 10/2015 sind wir inzwischen bei Ausgabe Nr. 95 seit Oktober 2000 angekommen, als unser Infoblatt erstmals in der gegenwärtigen Aufmachung als Farbdruck A5 mit unserem Vereinslogo in der rechten oberen Ecke erschien. Bei den allerersten Publikationen gab es zunächst noch das „Besondere Bild“ auf der Rückseite, ab Ausgabe 06/2001 dann jeweils ein Titelbild mit einem zugehörigen Titelthema. Seit etwa 2004 erscheint unser Infoblatt parallel dazu auch als Online-Version auf unseren Internetseiten, womit zugleich eine regelmäßige Aktualisierung unserer Seiten gewährleistet wird. Trotzdem muss man von Zeit zu Zeit auch einmal über Veränderungen nachdenken. Da uns im digitalen Zeitalter immer mehr Fotos von Vereinsmitgliedern und uns nahe stehenden Straßenbahnfreunden erreichen, besteht natürlich auch bei unseren Lesern der berechtigte Wunsch, in unserem Infoblatt mehr Platz für aktuelle und historische Fotos einzuräumen. Mit „Bilderbogen“ wollen wir deshalb heute erstmals den Versuch starten und zunächst etwa in jeder zweiten Ausgabe ein zusätzliches doppelseitig bedrucktes Einlageblatt im DIN-A5-Format mit jeweils etwa 4 Fotos einfügen, wobei es an dieser Stelle neben „klassischen“ Fotos alternativ durchaus auch einmal Ausstellungsplakate oder z.B. Umschlagseiten von aktuellen Neuerscheinungen sein können. Termine 2015/ 2016 23./25.10.* Magdeburger Modellbahnausstellung Arbeitstage in unserem Vereinsobjekt Flechtinger Straße 22a Unsere Arbeitstage in unserem Vereinsobjekt finden regelmäßig am Sonnabend ab 14.00 Uhr statt. Weitere Termine gegebenenfalls nach Absprache. Änderungen bei Veranstaltungen und dergleichen sind vorbehalten Ansprechpartner: - Michael Menz Tel.: 0391/ 731 58 81 oder 0171/ 622 52 85 Das Infoblatt erscheint im Auftrag des Vorstandes der Magdeburger Straßenbahnfreunde e. V. Redaktion: Christoph Rudhard, Tel.: 0531/ 704-3255 (tagsüber in Braunschweig). |
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